Schlagwort: Kriminalroman

Henning Boëtius: Das chinesische Zimmer, Ein Piet-Hieronymus-Krimi

Das chinesische Zimmer von Henning Boetius

Es ist schon erstaunlich dass ein Kriminalbuchautor seine Kriminalromane selbst beschreibt: „sie haben geschrieben keine typischen Krimis produzieren zu wollen eher Kulturgeschichte im lose weggeworfene Krimigewandt“. Genau dies ist dieser Kriminalroman, der voll ist von Kunst und Kulturgeschichte aus dem chinesischen Taoismus. Wäre das nicht schon genug, nein, der Autor verlegt die Handlung des Romans in das tief verschneite Finnland unter dem Hintergrund der Kultur der Samen. Mit Piet Hieronymus hat Henning Boëtius einen Ermittler erschaffen der unkonventionellen und relativ pragmatisch an die Fälle herangeht. Im vorliegenden Buch will er wissen die sein alter Freund Einar gestorben ist weil die Umstände seines Todes sehr merkwürdig sind. Weiterlesen

Christian Buder: Der Dachs

Es ist nicht die erste Geschichte von Christian Buder, mit der er seine Leserinnen und Leser in die rauhe, unwirtliche Bretagne führt. Man spürt, er bewegt sich auf bekanntem Terrain, beobachtet Mensch und Natur wenn er zeitweise in der Bretagne lebt, die sich wie der im Meer liegende Leuchtturm vom Buchcover gegen Wind und Wetter behaupten müssen. Den Bretonen scheint die Leichtigkeit der Südfranzosen, die entspannt mit einem Gläschen was-auch-immer auf das ruhige, einladende Mittelmeer schauen, abzugehen. Sie sind geprägt von der Nordsee – rauh und gewaltig – die selbst  erfahrenen Fischern und Seglern, wie Camille, der Frau des Protagonisten Ronan Prad, das Leben kostet. Der Autor hat mit Ronan Prad, Ex-Elitesoldat und mittlerweile Capitaine der Gendarmerie Maritime, einen kantigen, meistens kompromislosen Protagonisten geschaffen, von dem man noch mehr lesen möchte. Weiterlesen

Volker Klüpfel, Michael Kobr: Affenhitze (Kluftinger-Krimis 12),

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, gibt‘s wieder einen neuen Kluftinger. Wieder gelingt es den beiden Autoren mehrere Punkte einer Diskussion würdig sind in einem Kriminalroman unterzubringen. Es geht um alternative Wohnformen, Sekten, archäologische Funde, Social Media und zwischenmenschliche Beziehungen. Erstaunlich das hohe Niveau auf denen diese Diskussionspunkte abgearbeitet werden. Mit Ironie und dem Charme des Ostallgäuers kommt der Kommissar und Familienmensch manchmal aus schier unlösbaren Konflikten heraus. Für die älteren der Leserschaft sind viele Punkte mit denen sich der Kommissar mit der heutigen Kommunikationstechnik auseinandersetzen muss nicht unbekannt und dienen vielleicht zur eigenen Reflexion. Die Autoren wären nicht ihrer Heimat verbunden, wenn sie diese nicht ein wenig mit Werbung unterstützen würden. Wieder einmal gelingt es den Autoren Spannung und beste Unterhaltung in einem Krimi unterzubringen. Weiterlesen

Don Winslow: Bobby Z

Dieses Meisterwerk gilt als Vorläufer einer Trilogie von Don Winslow: Tage der Toten, dass Kartell und Jahre des Jägers. Wer diese Bücher noch nicht kennt sollte sie unbedingt lesen. Aber zunächst zu dem vorliegenden Werk. Es ist unglaublich hart, schnell und actionsreich. Nach einem Satz ist man bereits mitten in der Handlung die einen über die 280 Seiten nicht mehr loslässt. Man merkt dass der Autor tief in diese Materie, der West Coast Drogen Szene eingedrungen ist. Die Verhältnisse der kalifornischen mexikanischen Grenze mit ihrem Menschenhandel und Drogenschmuggel werden unglaublich hautnah an die Leserschaft herangetragen. Manchmal muss man tief durchatmen wenn es um Szenen geht die der Autor in lakonischer Sprache beschreibt, die aber durchaus blutige Hintergründe haben. Das Buch und die oben genannte Trilogie ist ein Muss für jeden Krimileser. Weiterlesen

Kerstin Ehmer: der blonde Hund

Der Kriminalroman führt uns in das Berlin der zwanziger Jahre. Es ist deutlich abzusehen wie sich die Nationalsozialisten lieb Kind mit den bürgerlichen Gesellschaftsschichten. Diese meinen das ungehobelte Pack schon in den Griff zu bekommen und fördern die braune Schlägertruppe. Im Roman wird sehr schön geschildert, wie in den zwanziger Jahren der Okkultismus und die Sterndeuterrei Platz greift. Da der Berliner Kommissar die Möglichkeit hat in der jungen Republik herum zu reisen, bekommt er die politischen Strömungen auch in der Provinzen mit. Die völkische Bewegung, die zur Zeit auch in unserer Republik ihre Unterstützer findet, ist der Bodensatz aus dem sich die faschistische Partei in Deutschland ihre Gläubigen Mitglieder zieht. Wird deutlich, welche Parallelen es zur deutschen Gegenwart gibt. Weiterlesen

Volker Pesch: Der letzte Grund

Es ist immer wieder erstaunlich, dass Kriminalromane ein weites Feld bieten, um Sachverhalte mit Spannung an die Leserschaft zu bringen. In diesem Roman wird anhand eines gesunkenen Traditionsschiffes Geschichte aufgearbeitet und mit der Geschichte des Schiffes auch deren Besitzer. Dabei fällt der Begriff „Kriegsenkel“. Dieser Begriff bezeichnet Personen, die in zweiter Generation noch unter den Folgen des letzten Weltkriegs zu leiden haben. Es ist eigentlich logisch, dass die Traumata der Eltern sich auf die Erziehung der Kinder auswirkt. Deren Regeln Denkmuster und Rituale werden weitergegeben. Das Fachgebiet nennt man Epigenetik. Um dieses Phänomen herum ist dieser Roman aufgebaut. Weiterlesen

Kathrin Lange und Susanne Thiele: Probe 12

Ein vielschichtiger Thriller, der mich durch ein spannungsgeladenes Handlungsgerüst führte und am Ende war ich froh, dass es nur ein Thriller war. Spätestens seit der Coronavirus samt Mutationen die Weltbevölkerung im Würgegriff hat, können wir uns vorstellen, dass es da draußen Viren gibt, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Und eine Geschichte muss nicht im Jahre 2050 angesiedelt werden, damit wir sie nicht von vorneherein als Humbug abtun. Wir sind voll im Thema. Man merkt den Autorinnen Katrin Lange und Susanne Thiele ihre Metiers an. Die eine Jugendbuchautorin, die andere Mikrobiologin. Einerseits sorgt diese Kombination für einen gut verständlichen wissenschaftlichen Hintergrund, andererseits spricht das Buch aufgrund des leichten Schreibstils und einer positiven Grundstimmung sicher auch junge Leserinnen und Leser an. Und so setzen die Autorinnen einen wissenschaftlichen Schwerpunkt. Weiterlesen

Christof Gasser: Wenn die Schatten sterben

Die Protagonistin Becky kommt vom Regen in die Traufe. Nervlich angeschlagen zieht sie nach dem tödlichen Segelunfall ihres Mannes mit ihrem 10jährigen Sohn vom heimischen Kiel ins schweizerische Solothurn auf das alte Familienschloss. Spielen ihre Nerven ihr in der ersten Nacht einen Streich oder ist außer ihr und ihrem Sohn noch jemand in dem großen Haus? Auf jeden Fall finden am nächsten Morgen die Arbeiter, die mit Renovierungsarbeiten im Keller begonnen haben, eine eingemauerte Leiche. Als die Untersuchungen ergeben, dass die Frau vor ca. 60 Jahren erschossen wurde, ist dieser Fall nach Schweizer Recht kein Fall mehr für die Ermittlungsbehörden. Weiterlesen

Frank Goldammer: Im Schatten der Wende, Kriminaldauerdienst Ost-West; Interview mit dem Autoren

Mit seiner neuen Serie von Kriminalromanen setzt der Dresdner Schriftsteller die Schilderung der Verhältnisse in Ostdeutschland, kurz vor und nach der Wende, fort. Es ist schon bemerkenswert, wie dicht der Autor die Gefühlslage eines jungen Polizisten schildert, der bei einer Montagsdemonstration in Leipzig eingesetzt wird und sich einer riesigen Menschenmenge gegenüber sieht. Auch die geschilderten Zustände die sich ergeben, nachdem die DDR zwar noch existiert aber sich die Befehlsstrukturen gänzlich geändert haben werden sehr realistisch widergegeben. Das Misstrauen der Bevölkerung und die Unsicherheit in das eigene Handlungsvermögen bestimmen die Handlung dieses Kriminalromans. Er macht aber auch deutlich, was sich in den letzten 30 Jahren geändert hat und welche Intentionen hinter dem Wunsch nach Reisefreiheit und Freiheit in der Lebensführung zum Umsturz geführt haben. Weiterlesen

Henri Faber: Ausweglos

Wer Harlan Coben und Sebastian Fitzek mag, kommt mit diesem Debütroman von Henri Faber voll auf seine Kosten! Für seinen im Thriller-Genre angesetzten Roman hat sich der Autor eigens ein Pseudonym zugelegt. Unter seinem bürgerlichen Namen Rudolf Ruschel bleibt er „dem Schwarzhumorigen natürlich treu, aber parallel dazu schreibe ich auch „klassische“ Spannungsliteratur“.  Die Umschlaggestaltung ist schlicht, stylish und verrät nicht allzu viel über den Inhalt. Und der hat es in sich. Es ist spannend, man mag das Buch nicht aus der Hand legen, bevor man weiß, wie es ausgeht. Faber wechselt zwischen den Charakteren Noah, Elias, Linda und auch dem Täter hin und her, dadurch entsteht eine enorme Dynamik. Das wird auch durch die kurzen, durchnummerierten Kapitel verstärkt. Weiterlesen