Christian Buder: Der Dachs

Es ist nicht die erste Geschichte von Christian Buder, mit der er seine Leserinnen und Leser in die rauhe, unwirtliche Bretagne führt. Man spürt, er bewegt sich auf bekanntem Terrain, beobachtet Mensch und Natur wenn er zeitweise in der Bretagne lebt, die sich wie der im Meer liegende Leuchtturm vom Buchcover gegen Wind und Wetter behaupten müssen. Den Bretonen scheint die Leichtigkeit der Südfranzosen, die entspannt mit einem Gläschen was-auch-immer auf das ruhige, einladende Mittelmeer schauen, abzugehen. Sie sind geprägt von der Nordsee – rauh und gewaltig – die selbst  erfahrenen Fischern und Seglern, wie Camille, der Frau des Protagonisten Ronan Prad, das Leben kostet. Der Autor hat mit Ronan Prad, Ex-Elitesoldat und mittlerweile Capitaine der Gendarmerie Maritime, einen kantigen, meistens kompromislosen Protagonisten geschaffen, von dem man noch mehr lesen möchte. Und da die wichtigste Frage, wie ist Camille ums Leben gekommen, unbeantwortet bleibt, hat sich der Autor alle Möglichkeiten offen gelassen. Aber zurück zur vorliegenden Geschichte. Was mit zwei Wasserleichen als Routinefall beginnt, entwickelt sich. Zeitgleich wird ein Fischer vermisst und auf der Suche nach ihm, findet Prad bei einem Tauchgang ein gesunkenes Segelboot – von außen verschlossen – mit mehreren Leichen an Bord. Die Untersuchung führt ihn in das Flüchtingslager „La Jungle“ in dem die Flüchtlinge auf eine Passage von Calais nach England warten. Je mehr die Ermittlungen ans Licht bringen, umso gefährlicher wird es für Prad und seine Mitarbeiter, denn er kommt einigen politischen Entscheidungsträgern näher als denen lieb ist. Es geht um Flüchtlinge und Schlepper. Es geht um Überfischung. Um das Wegsehen. Um das Schönreden der eigenen moralischen Unzulänglichkeiten. Politische Verwicklungen. Menschliche Gier. Doppelmoral. Buder trifft sprachgewandt den Ton dieser ernsthaften Menschen, der der Geschichte eine ganz eigene Stimmung verleiht. Und so atmosphärisch dicht die Geschichte ist, so vielschichtig ist der Plot. Meisterhaft, wie Buder den Spannungsbogen aufbaut, über die gesamte Geschichte hält und die vielen Erzählstränge zum Ende gekonnt auflöst. Dass die Geschichte realistisch/glaubhauft rüberkommt, liegt zum einen daran, dass der Kriminalroman auf einer wahren Begebenheit beruht und zum anderen an der Erzählkunst des Autors.

Christian Buder wurde 1968 in Memmingen geboren. Er studierte zuerst Betriebswirtschaft und dann Philosophie in Marburg, Paris und Chicago. Als freier Autor und Journalist schrieb Christian Buder Artikel für DIE ZEIT und überregionale Zeitungen. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern abwechselnd in Deutschland und in der Bretagne. Im Aufbau Taschenbuch liegen seine Kriminalromane »Die Eistoten« und »Der Tote im Moor« vor. Außerdem erschien von ihm: »Schwimmen, ohne nass zu werden. Wie man mit Philosophie glücklich wird«.

Zwei Tote werden an die nordbretonische Küste geschwemmt: Flüchtlinge aus dem berüchtigten Lager in Calais »La Jungle«. Was zunächst nach Routine für Ronan Prad von der Gendarmerie Maritime aussieht, wird zu einem brisanten Fall, als ein verschollenes Segelschiff geortet wird. Obwohl man ihn warnt, beschließt Ronan, zu dem Schiff zu tauchen. Nachdem er bei dem Tauchgang knapp einem Anschlag entgangen ist, findet er im Rumpf des Bootes weitere Leichen. Seine Ermittlungen reichen weit in politische Sphären. Auf der Suche nach der Wahrheit muss Ronan nicht nur um sein Überleben kämpfen, sondern er stößt auch auf ein Rätsel seiner eigenen Geschichte: seine Frau, die vor Jahren beim Segeln auf dem Meer verschollen ist.

Rütten & Loening   –  Gebunden – 462 Seiten –  €18,00 – ISBN ‎ ‎ 978-3352009631