Schlagwort: Kriminalroman

Leonardo Padura: Anständige Menschen

Wortgewaltig, vielschichtig, philosophisch, empirisch erzählend in Kriminalform dargestellt das Kuba vor und nach der Kubanischen Revolution bis in die heutige Zeit. Anständige Menschen zeichnen sich durch die Attribute wie Ehrlichkeit, Respekt, Verantwortungsbewusstsein, Empathie, Gerechtigkeitssinn, Hilfsbereitschaft, Integrität, Höflichkeit und Zuvorkommenheit aus. Alles Eigenschaften, die man bei einer guten Erziehung vorgelebt bekommt. Fast jeder bezeichnet sich als anständiger Mensch. Können diese Personen in die Fallen des Lebens mit Korruption, Unwissenheit, Unbedarftheit unter den wirtschaftlichen Umständen, Überlebenswille, Druck durch dritte oder eigene Schuld von ihrem härenden Ziel abweichen oder als Mitläufer einfach das tun, was andere erwarten oder zum Überleben notwendig ist. Weiterlesen

Nele Neuhaus: Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi, Band 11)

Chapeau Frau Neuhaus! 560 Seiten Spannung pur. Hervorgerufen durch eine vielschichtige, glaubwürdige, in sich stimmige Geschichte mit interessanten Charakteren. Nele Neuhaus beherrscht die Kunst des bildhaften Erzählens. Denn, ob ich die S-Bahn Unterführung in Niederhöchstadt kenne oder nicht – ich sehe sie vor mir. Neuhaus treibt ihre Geschichte schnörkellos und mit viel Tempo voran und lässt den Lesern wenig Zeit zum Verschnaufen. Wohltuend das Ermittlerteam. Es sind keine überzüchteten Kopfgeburten, die so fertig sind, wie ihr Äußeres vernachlässigt scheint und ständig mit gezogener Waffe herumwedeln. Pia Sander und Bodenstein sind bodenständig, seriös und professionell. Und sie sind sehr sympathisch. Seit nunmehr 14 Jahren arbeiten sie erfolgreich zusammen. Und von Abnutzung Weiterlesen

Ellery Lloyd: Der Club

Ellery Lloyd wagt in ihrem neuen Roman einen unerschrockenen Blick auf die Leben und (erstaunlich schlechten) Entscheidungen der Reichen und Schönen, was dazu führt, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann, selbst wenn die Egos einen aufstöhnen lassen. Aber bei so vielen Geheimnissen, dunklen Geschäftspraktiken und moralischen Dilemmata, die es aufzudecken gibt, spielen die Charaktere, die alle etwas zu verbergen haben, eine untergeordnete Rolle und das ist absolut fesselnd. Das führt zur Frage: wer tötet, um seine Geheimnisse zu wahren?  Vermutlich wirft jeder gern mal einen Blick auf die Leben von Prominenten und Mitgliedern der Gesellschaft und Lloyd hatte offensichtlich viel Spaß beim Schreiben über diese sich Weiterlesen

Jo Nesbø: Blutmond (Ein Harry-Hole-Krimi 13)

Wieder einmal lässt der Norweger Jo Nesbø seinen Antihelden Harry Hole in Oslo agieren. Diesmal kommt Harry Hole direkt von einer Theke in Los Angeles auf ein Angebot dass er nicht ablehnen kann nach Norwegen. Ein Multimillionär versetzte ihn in die Lage sein altes Team aus gescheiterten Existenzen Menschen am Rande der Gesellschaft Morde aufzuklären. Diese Morde sind natürlich vom aller Feinsten sprich äußerst ungewöhnlich. Der Autor spielt mit seiner Leserschaft in dem er sie scheinbar erahnen lässt, wer der Mörder ist und aus welchen Gründen er seine zum Teil heftigen Taten machen lässt. Aber wer glaubt schon am Anfang den/die Täter: IN zu kennen, irrt. Bis auf die letzten Seiten kommt man einer Auflösung nicht nahe. Weiterlesen

Brian Klingborg: Die Beute des Tigers, Ein Fall für Kommissar Lu Fei (Band 2)

Im asiatischen Raum werden exotischen Tieren in Pulverform besondere potenzfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Da diese Tiere besonderem Schutz unterliegen, betreiben kriminelle Elemente einen schwunghaften Handel mit dieser Art von Medizin. Hier setzt der spannende Roman mit seinem Inspektor Lu Fei an und lässt uns, abseits von der großen Politik, in das chinesische Alltagsleben Einblick nehmen. Es wird hier, wie auch bei dem ersten Band mit Lu Fei des Autoren deutlich, wie die chinesische Gesellschaft funktioniert. Wer also spannende Unterhaltung mit exotischen Ambiente mag, ist hier gut aufgehoben. Weiterlesen

Martin Walker: Troubadour, Der fünfzehnte Fall für Bruno, Chef de police

Erstaunt reibt man sich als Freund von Bruno Chef de Police von Saint Denise das vorliegenden Buch bereits seinen 15. Fall zu lösen hat. Wie immer spielt der Ort, die Region und die Politik eine nicht unwesentliche Rolle. Diesmal ist es das Verhältnis Frankreichs zu Spanien. Frankreich hat viele Spanier die vor dem Franco Regime geflüchtet sind, aufgenommen. Durch die Trennungsbestrebungen Kataloniens von Spanien wird von dort großer Unmut laut, dass Frankreich eine Folk Band unterstützt die okzitanische Lieder singt, die aus dem Mittelalter stammen und die für Unabhängigkeit und Freiheit stehen. Da hier internationale Politik eine Rolle spielt, sind Geheimdienst, Police Nacional und Gendarmerie gefordert die alle von Bruno unterstützt werden wollen.. Die Kanäle laufen heiß und es kommt wie immer zu einem fulminanten Höhepunkt, den sie sich als Leser nicht entgehen lassen sollten. Weiterlesen

Stefan von der Lahr: Dämonen im Vatikan

Wenn ein promovierter Altertumsforscher sich mit dem Vatikan beschäftigt und dies in einem Kriminalroman der Leserschaft vorstellt, erfahren wir eine ganze Menge über diesen Kleinstaat im Herzen von Europa, der sich sonst hinter seinen dicken Mauern verschanzt. Die katholische Kirche, eine Institution seit 2000 Jahren existiert, hat in diesem Roman wie auch im richtigen Leben mit dem Problem zu kämpfen, Neuerungen durchzusetzen. Besonders das Verhältnis Kirche und Frauen ist durch konservative Doktrinen kontrovers. Hier setzt der Autor an indem er Petrus als verheirateten Mann schildert dessen Frau bei ihm unter dem Petersdom begraben liegt. Im Vatikan werden dazu Forschungen betrieben die konservative Kräfte verhindern wollen. Gleichzeitig versuchen andere Staaten Einfluss auf die doch recht einflussreiche katholische Kirche in Gestalt des Papstes Einfluss zu nehmen. Eine wirkliche Spannung tut sich hier dem/der LeserIn auf und führt ihn tief in das Gewölbe unter dem Vatikan. Weiterlesen

Horst Eckert: Die Macht der Wölfe

Der Autor mischt aus vielen aktuellen Versatzstücken, die die Bevölkerung in Unruhe versetzen, einen Spannungscocktail der schon zum Nachdenken anregt. Teile daraus sind aus neuester Gegenwart, Corona, neue Rechte und alte Nazis blasen in diesem Roman zum Halali auf die Bundesrepublik Deutschland. Man muss schon deutlich hinschauen welche Teile des Romans Fiktion sind und welche der Realität des bundesrepublikanischen Alltags entsprechen. Es ist aber nicht immer einfach die Dinge auseinanderzuhalten und Real existierende Person zu definieren. Wer leichtgläubig ist und sich mit den gegebenen politischen Verhältnissen nicht auseinandersetzt, wird schon das eine oder andere Mal auf das falsche Spannungsgleis gesetzt. Weiterlesen

Sven Stricker: Sörensen sieht Land

Wenn man die Kriminalromane von Sven Stricker liest fragt man sich, woraus resultiert sich der besondere Erfolg diese Bücher? Ein großer Teil der Romane machen die unvergleichlichen Protagonisten aus, die sich alle nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens bewegen. Allen voran hat Kriminalhauptkommissar Sörensen mit seinen Angststörungen beim Aufbau von Beziehungen mit Menschen zu kämpfen. Sein Umfeld ist eben bei all seinen Unternehmungen nicht gerade behilflich dies zu ändern. Die immer bereitet die Sprachakrobatik des Autoren große Freude beim Lesen. Ab und an wird der Lesefluss gestoppt wenn Stricker so im vorbei gehen eine tiefe Lebensweise einflicht, über die man einige Zeit nachdenken muss. Lebensweisheiten garniert mit einem spannenden Krimi, das ist die Marke Sörensen. Weiterlesen

Emily Winston: Der Mordclub von Shaftesbury

Vorne weg gesagt: all diejenigen, die skandinavische Krimis zu ihrer Lieblingslektüre zählen, kommen bei diesem Krimi nicht auf ihre Kosten. Kein Blut, das aus den Seiten fließt, keine Nackenhaare, die sich vor Spannung aufstellen. Stattdessen britischer Humor, viel Lokalkolorit, eine stimmige Geschichte und liebenswerte, skurrile, schön ausgearbeitete Charaktere, von denen mir Lilly, die 8-jährige Tochter des Tierarztes Sam besonders gefällt. Sie ist keine vorlaute Göre, gibt nichts von sich, was einer 12-jährigen zur Ehre gereichen würde, sondern führt altersgerechte Dialoge und ist eine echte Bereicherung für die Geschichte. Und den, der die britische, ländliche Lebensart schätzt und es sich zum Lesen gerne gemütlich auf der Couch macht, erwarten 319 Seiten unterhaltsame Lektüre über eine vermeintliche, Weiterlesen