Alle Artikel von Angela Perez

Tina Ullmann: Mein wunderbarer Topfgarten

Ich bekenne, ich bin ein großer Fan von Topfpflanzen im Garten und war deshalb sehr gespannt auf das Buch. Als erstes sticht die hochwertige, ansprechende Aufmachung ins Auge. Es ist wirklich eine Freude, dieses Buch in die Hand zu nehmen. Schön anzusehen und schön anzufassen. Die Grafik überzeugt durch Übersichtlichkeit. Tina Ullmann hat ihren Ratgeber in „Alles für den Topfgarten“, „Gut im Topf“, „Frühling“, „Sommer“, „Herbst“, „Winter“ und „Gut zu wissen“ gegliedert. Im Einstieg ins Thema ist Ullmann sehr persönlich, erzählt freimütig von ihren Erfahrungen und – auch von den leidvollen Verlusten. „Mein wunderbarer Topfgarten“ ist sowohl für Einsteiger als Weiterlesen

Lucie Flebbe: Bad Business – Deal mit dem Tod

Bereits mit ihrem ersten Krimi »Der 13. Brief«, zeigte Lucie Flebbe was für ein Potential in ihr steckt und gewann eine Leserschaft, die sich stetig vergrößert. Während die Autorin in ihren vorangegangenen Kriminalgeschichten die Privatdetektivin Lila Ziegler und die Kommissarin Eddie Beelitz in Bochum ermitteln ließ, wird es in ihrem neuesten Krimi politisch und für ihre Protagonistin Mieke Jentsch entwickelt sich die vermeintliche berufliche Chance zur lebensgefährlichen Falle. Schritt für Schritt findet die zur Klinikchefin avancierte Mieke Erklärungen für die Ereignisse, die im Zusammenhang mit der Privatisierung von mehreren Kliniken stehen und deren Wurzeln Jahrzehnte zurückliegen. Wie passt die Künstlerin Ocean O‘Donn ins Bild? Und hätte sie, Mieke, das Ganze ohne die Hilfe von Samis Vater Mo überlebt? Versiert erzählt Flebbe ihre Geschichte, die von den gut ausgearbeiteten – teils Weiterlesen

Ausstellung im Kunstverein Familie Montez: I muri parla by Peter Seidel

»Venedig bei Nacht in Schwarzweiß ist wie Radiohören. Es öffnen sich Räume für die Phantasie, eine Einladung, sie selbst auszumalen.«

Venedig-Fans werden die neue Ausstellung von Peter Seidel, die im Kunstverein Familie Montez zu sehen ist, schätzen und lieben. Seidel zeigt mit seinen sehenswerten, schönen, ruhigen schwarz-weiß Fotos vom schlafenden, menschenleeren Venedig eine besondere Sicht auf Venedig und macht Lust auf einen Besuch in der Lagunenstadt.

Ausstellungsdauer

01.03.2024 bis 31.03.2024

Öffnungszeiten

Unter der Brücke unter dem linken Gewölbe

Di – So 13:00-20:00

Der Eintritt ist frei und jeder Blick ist sein und ihr Geld wert.

Location

Kunstverein Familie Montez Honsellstraße 7 in 60314 Frankfurt am Main

Lyonel Trouillot: Antoines des Gommiers

„Antoine des Gommiers“ ist der dritte Roman von Lyonel Trouillot, der im Litradukt Verlag erschienen ist und der ebenfalls von Peter Trier übersetzt wurde. Es ist ein erstklassig geschriebener Roman, der in vielerlei Hinsicht beeindruckt. Sprachlich ein Genuss, Dank einer überaus gelungenen Übersetzung. Denn sogar Beschreibungen von Horror und Gewalt bergen eine gewisse Poesie und Schönheit, wie auf Seite 22: „Am Boulevard Jean-Jacques Dessalines nährt nicht einmal mehr die Illegalität ihren Mann. Nachts bleiben nur einige Geschäfte, die noch illegaler als die vom Tag sind… Ansonsten ist der Boulevard Jean-Jacques Dessalines eine lange Gerade, bewohnt von der Angst, einigen Schreien und dem Lärm der Schüsse. Wenn es also anderswo besser ist, dann ist das keineswegs erstaunlich“. Auch wenn die Geschichte Weiterlesen

Simone Meier: Die Entflammten

Hat sich Simone Meier in ihren voran veröffentlichten Romanen im hier und heute bewegt, greift sie in ihrem heute erschienenen Roman „Die Entflammten“ die historische Lebensgeschichte der Jo van Gogh-Bonger auf. Sie verwebt – auf unterschiedlichen Erzähl- und Zeitebenen – die fiktive Familiengeschichte der Ich-Erzählerin Gina, Studentin der Kunstgeschichte mit schriftstellerischen Ambitionen mit der realen Geschichte von Vincent van Goghs Schwägerin, die mit Vincents jüngerem Bruder Theo verheiratet ist. Sehr schnell wird klar: hinter jedem Mann – ob erfolglos, depressiv, oder mit Syphilis infiziert – steht eine starke Frau! Ginas Mutter ermutigt und unterstützt ihren Mann darin, ein Buch zu schreiben und finanziert mit ihrer Arbeit den Weiterlesen

Jürgen Schmider: Arschtritt ins Glück

Für den Journalisten und Autor Jürgen Schmieder war es das offensichtlich der „Arschtritt ins Glück“ und nach wenigen Seiten versteht der Leser warum Schmieder so empfindet. Nach seinem „Sprung über den Canyon ohne abzustürzen“ wie es seine Ärztin nach seinem diabetischen Koma ausdrückte, begriff er seine Situation als Chance. Systematisch und diszipliniert ging er den Weg zur Gesundheit und machte dabei erstaunliche Erfahrungen, die er bereit war, mit Betroffenen, Gefährdeten und Interessierten zu teilen. Er sieht sich nicht als selbsternannter Guru, erzählt ohne erhobenen Zeigefinger und scheint schonungslos ehrlich zu sein. Der Moment, als es Klick machte? Als er erkannte, dass am Anfang die richtige Einstellung stehen und das persönliche Umfeld stimmen muss. Folgerichtig definierte er das Toxische in seinem Leben und – eliminierte es. Wobei es nicht nur um so offensichtliche Dinge wie Nikotin, Alkohol, Zucker oder Essen, sondern auch um menschliche Beziehungen geht. Beziehungen, die nicht guttun, die herunterziehen und die beendet werden sollten. Weiterlesen

Kerstin Gier: Ein unmoralisches Sonderangebot

Seit 1993 der Roman „Ein unmoralisches Angebot“ von Jack Engelhard mit Robert Redford und Demie Moore verfilmt wurde, hat das Thema immer wieder Autorinnen und Autoren inspiriert, Szenarien für Charaktere zu kreieren, die amoralisches Handeln ausprobieren dürfen und dann sehen, ob es ihnen gefällt. War es im Film ein Milliardär, schickt Kerstin Gier einen Multi-Millionär ins Rennen. Und das bereits 2005. 2023 veröffentlichte Lübbe eine Neuauflage des Romans mit neuem, modernen Cover. Zurück zur Geschichte. Er, Fritz, will Opa werden! Die drei Kinder seiner Tochter zählen da wohl nicht und ihre Namen kann er sich auch nicht merken, weshalb er sie „Dings“ nennt. Also, er will Opa werden, koste es, was es wolle. Dafür ist er bereit, moralische Skrupel über Bord zu werfen und seinen Geiz zu Weiterlesen

Gabrielle Blair: Verantwortungsvoll ejakulieren

Für seine Reihe „Wie wir leben wollen“ hat der Ullstein Verlag das Buch „Verantwortungsvoll ejakulieren“ von der Amerikanerin Gabrielle Blair, Mormonin und 6-fache Mutter, in sein Programm aufgenommen. Das Buchprojekt beruht auf einem Twitter Post im Jahre 2018. Nun, ein Twitter oder Blog Post ist eine Sache. Selbst wenn er viral geht, ist er nicht für die Ewigkeit gemacht und unterliegt der Schnelllebigkeit. Ein Buch ist eine andere Dimension, muss einem anderen Anspruch genügen. Und so hätte ein einordnendes Vorwort sehr zur Seriosität des Inhaltes beitragen können, denn vieles trifft in Deutschland nicht zu. Ein Hoch auf den Sozialstaat. In Deutschland trifft es nicht zu, das zum Beispiel eine schwangere Frau im Fall einer ungewollten Schwangerschaft allein mit den Kosten für die Geburt etc. dasteht. Dafür gibt es Krankenkassen. Zudem finanziert Weiterlesen

Markus Gasser: Lil

Ich kann nur staunen, was Markus Gasser alles in rund 240 Seiten zu packen vermag. Ein wahrer Künstler des Komprimierens. Es wimmelt nur so von Figuren und Nebenfiguren, Gedanken, Ideen, Geschichten und Nebengeschichten, dass ich mich zeitweise wie auf der Achterbahn fühle. Innerhalb von drei Seiten weiß ich, dass die Ich-Erzählerin Sarah aufgrund einer Krebs-OP und der damit einhergehenden Strahlentherapie von ihrem Job als Journalistin des Wall Street Journals beurlaubt wurde und sie die Ur-ur-ur-urgroßenkelin der Titelgebenden Protagonistin Lil (Lilian Cutting) ist. Gasser erzählt seine Geschichte nicht chronologisch, sondern springt munter von einer Zeitebene in die andere – vom Krankenbett im hier und heute ins New York Weiterlesen

Margaret Meyer: Die Hexen von Cleftwater

Wer bei Hexen an charmante, liebenswerte Wesen, Romantik und Fantasy denkt, muss nicht weiterlesen. Margaret Meyer geht es in ihrem Debütroman um knallharte Hexenverfolgung, für die sich Inspiration bei den Hexenjagden in East Anglia, England – Mitte des 17. Jahrhunderts – holte. Es ist der unverklärte Blick auf die Ereignisse jener Zeit. Und es ist ein bemerkenswertes Debüt: aufwendig recherchiert, ausgezeichnet geschrieben, atmosphärisch überzeugend. Meyer befleißigt sich einer schnörkellosen Sprache, die die Geschichte gelegentlich wie einen Tatsachenbericht wirken lässt und dadurch sehr eindringlich wird. So zum Beispiel, wenn sie vom Tod eines Kindes, von Missbrauch, Folter oder dem Tod eines Kindes erzählt. Die Autorin beschreibt glaubhaft die Situation der Frauen, das Klima der Angst, erzählt von den Denunzierungen, um selbst den Schergen des Weiterlesen