Alle Artikel von Angela Perez

Sabine Bode: Ich will aber Agnetha sein!

Licht aus – Spot an! Die Show beginnt und ich sitze gefühlt in der ersten Reihe. Die Komikerin und Bestsellerautorin hält, was Sabine Bode verspricht. Man merkt, Bode ist ein „alter Hase“. Das Timing – das bekannter Weise darüber entscheidet, ob ein Gag reüssiert oder floppt – stimmt. Wer vermag schon zu sagen, ob bereits alles über diese vier Schweden geschrieben ist. Solange ihre Musik erklingt und die Menschen, mittlerweile die dritte Generation, dazu mit dem Fuß wippen oder gar Tanzen, werden Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid die Fantasie der Menschen beflügeln. Und das tun sie immerhin seit einem halben Jahrhundert! Ich denke, dass jede nächste Generation einen anderen Ansatz hat und andere Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Weiterlesen

Philip Khoury: Natürlich vegan backen

Harrods Food Halls sind für Foodies der kulinarische Himmel auf Erden und wenn der Chefpatissier ein veganes Backbuch schreibt, darf man gespannt sein. Und ich wurde nicht enttäuscht. Khoury ist nicht einfach hergegangen und hat Butter durch Margarine ersetzt. Zutat für Zutat kam auf den Prüfstand. Khoury, wie er sagt, wollte natürliche Zutaten verwenden, aber keinen Kompromiss hinsichtlich der Köstlichkeit und Nachhaltigkeit eingehen. Er glaubt fest daran, dass pflanzenbasierte Desserts und Kuchen die Zukunft sind und setzt sich für Tierrechte und Umweltschutz ein.

Und das Ergebnis seiner 3-jährigen Reise von der Idee bis hin zum vorliegenden Buch? Gelungen! Selbstbewusst die elegante, schlichte und dennoch moderne Aufmachung. Einfach zu schade, um im Bücherregal zu verschwinden. Sichtbar Weiterlesen

Elisabeth Grindmeyer, Stephanie Haßelbeck: Slow Gardening

Ich bin Küchengärtnerin im zweiten Lehrjahr und noch immer auf der Suche nach einem ultimativen, Rat gebendem Sachbuch für Praktiker. Kurz und knapp, dabei einprägsam, ermutigend und erfolgversprechend, so stelle ich mir das vor. Und so haben es die Schwestern Elisabeth Grindmeyer und Stephanie Haßelbeck geschrieben. Slow Gardening ist ein ganzjähriger Begleiter: vom Saatkorn bis zur Verarbeitung, von der Beet Planung bis zum leckeren Gericht auf dem mit Blumen aus dem Garten geschmückten Tisch. Mit praktischen Hinweisen, übersichtlich gestaltet, tollen, anregenden Fotos und dabei ganz unaufgeregt und entspannt. Dass das Buch jetzt im Herbst erscheint, gereicht ihm nicht zum Nachteil. Im Gegenteil. Nach dem Gartenjahr Weiterlesen

Uwe M. Schneede: Gerhard Richter – Der unbedingte Maler

Die Briten sagen: it takes two to tango (es braucht zwei zum Tango tanzen). In diesem Fall bedurfte es eines visionären Verlegers und eines sachkundigen Autors. Niemand Geringerem als dem weltweit als bedeutendster Gegenwartskünstler geltende Maler Gerhard Richter gilt das Interesse. Sicher, den Namen hat man schon gehört, aber Richter ist kein Promi, niemand, der über jeden roten Teppich geht oder mit einem Sektglas in der Hand freundlich in die Kamera schaut. Für Uwe Schneede, der u.a. an der Ludwig-Maximilians-Universität München lehrte, ist er „Der unbedingte Maler“. Der Einband ist sachlich kühl gestaltet, die Einbandabbildung zeigt Richter vor dem Bild Strip von 2011. Wer den Einband abmacht, erlebt eine kleine Überraschung! Die Weiterlesen

Sara Strömberg: Im Unterholz

Ein gefeiertes und prämiertes Debüt hinzulegen ist eine Sache. Nachzulegen und Publikum, Juroren und Kritiker gleichermaßen zu begeistern ist eine andere Sache – eine Kunst. Beides ist Sara Strömberg gelungen und – wohlgemerkt – Krimifans, keine Thriller Liebhaber, können sich glücklich schätzen, dass dieser neue Stern am schwedischen Krimiautorenhimmel nun übersetzt in Deutschland erhältlich ist. Strömberg beherrscht die Kunst des bildhaften Erzählens, sprachlich überrascht und begeistert sie. In drei Sätzen beschreibt sie Situationen oder Orte wie zum Beispiel ein Maleratelier und alles ist gesagt. Nahezu poetisch sind ihre Landschaftsbeschreibungen und nach wenigen Seiten bin ich eingetaucht in die Welt der Protagonistin Vera Bergström und ihre Geschichte. Nachvollziehbar und logisch entwickelt sich Weiterlesen

Rainer Weiss: Goethes Fäuste

Laut Herausgeber Rainer Weiss stand am Ende eines geselligen Herrenabends der Titel fest: Goethes Fäuste. Und ihm fiel die Aufgabe zu, die Seiten hinter dem Titel zu füllen. Dabei herausgekommen – ein Goethe-to-go! Ein Büchlein von handlichem Format, sozusagen für die Westentasche. Immer dabei und griffbereit. In Zeiten in der einer Yoga-gestählten Gesellschaft fernöstliche Weisheiten locker über die Lippen kommen, es als unzumutbar gilt, Schüler Gedichte auswendig lernen zu lassen und das Unwort des Jahres „eine ausgeglichene Work-Life-Balance“ sein könnte, fragt man sich: warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Schlag nach bei Goethe, denn da steht was drin. Angesichts des gesegneten, hohen Alters Goethes, verwundert der Umfang seines Gesamtwerkes nicht. Eher versetzt die Aktualität in Weiterlesen

JP Delaney: Die Erbin

Eines haben Erbschaften gemeinsam: ihnen geht der Tod des Erblassers voraus. In JP Delaneys neuestem, fesselnden, verstörenden und schockierenden Psycho-Thriller „Die Erbin“ traf es den auf Mallorca lebenden Spät-Hippie-Künstler-Vater von Jess und Finn Henson. Gemächlich startet die Story, nimmt dann aber Fahrt auf und hält Dank unvorhersehbarer Drehungen und Wendungen bis zum – von mir – nicht vermuteten Ende die Spannung. Und jedes Mal, wenn man denkt, gleich gibt es eine Auflösung, entzieht sich die Wahrheit dem Erkanntwerden. Finn, als Ich-Erzähler, reist von London nach Mallorca, um die vermeintlich heruntergekommene Finca Siquia, auf der er seine Kindheit verbracht hat, Weiterlesen

Claire Lombardo: Genau so, wie es immer war

Erinnern Sie sich? Die 80er Jahre, Talking Head und deren Song „Once in a lifetime“ mit der Zeile „Same as it ever was“, zu Deutsch: Genau so, wie es immer war? Es gibt weitere Gemeinsamkeiten zwischen diesem Song und dem vorliegenden Roman, wie unbewusst zu leben und keinen Kontext zu Ereignissen in seinem Leben herzustellen, den Dingen ihren Lauf zu lassen, statt aktiv und die treibende Kraft seines Lebens zu sein, und dann die lichten Momente, in denen man sich fragt, wie man an einen – diesen – gewissen Punkt kommen konnte und als Reaktion darauf die Dinge sieht, wie sie sind. Aber man sollte sich von dem etwas angestaubten Titel nicht täuschen lassen: dies ist ein großer Roman, der genug bietet, um den ganzen Sommer zu Weiterlesen

Isabelle Lehn: Die Spielerin

Der Verlag hat sich ins Zeug gelegt, den neuen Roman von Isabelle Lehn optisch ansprechend zu präsentieren. Der Ausschnitt aus Cornelius Völkers Gemälde „Handtasche“ ist meiner Meinung nach gut gewählt: Die Frau auf dem Bild spielt – kokett – mit ihren Reizen, mit einer gewissen Unschuld und gleichzeitig verbirgt sie etwas. Der Verlag hat sich auch nichts unversucht gelassen, auf den Inhalt hinzuweisen und aus den Kommentaren der Schriftstellerkollegen Simon Urban und Daniela Dröscher zitiert. Letztendlich aber, wenn Leserin und Leser das Buch aufgeschlagen haben und mit dem Lesen beginnen, muss die Geschichte überzeugen. Isabelle Lehn hat für diese Geschichte eine Form gewählt, wie sie aus dem investigativen Journalismus bekannt ist, oder wie sie in einem Ermittlungsprotokoll Verwendung Weiterlesen

Thilo Wydra: Alma und Alfred Hitchcock

Es ist immer ein besonderer Augenblick ein neues Buch in den Händen zu halten. Und manchmal – noch vor dem Öffnen des Buches – weiß man intuitiv, dass die Erwartungen und die Ansprüche an das Buch erfüllt werden. So in diesem Fall. Thilo Wydras Doppelbiografie ist eine literarische Pastete: es ist alles drin – Biografie, Geschichte, Liebesroman, Sachbuch, Familiengeschichte, Feminismus, Emanzipation und natürlich Kinogeschichte. Dennoch ist Wydra strukturiert und hat seine Biografie klar gegliedert: Teil I, England, Die frühen Jahre (bis 1938), Teil II, Amerika, Golden Age (bis 1970), Teil III, Der Ausklang, Die letzten Jahre und wie es sich beim Film gehört gibt es einen Abspann und für die Statistiker den Anhang mit Zeittafel, Filmographie, Bibliographie usw. Was mich jedoch noch mehr als alles andere begeistert, ist die spürbare Neugier, mit der sich Wydra auf Spurensuche begibt und dieses komplexe Bild von Weiterlesen