Schlagwort: Kriminalroman

Jean-Luc Bannalec: Bretonische Idylle

Mit dem zehnten Band der Reihe um Kommissar Dupin haben der Protagonist und seine Mitarbeiter mitten in der Augusthitze den zehnten Fall auf dem Tisch. Ein Mord an einem reichen Schafzüchter, ausgerechnet auf der Insel Belle-Ìle, die nur mit dem Boot zu erreichen ist.  Allein das eine Herausforderung für den Kommissar. Wie alle anderen Verbrechen zuvor, kommt auch dieses ungelegen: die Vorbereitungen für George Dupins zehnjähriges Dienstjubiläum in der Bretagne sind in vollem Gange. Außerdem soll er sich in einem Test als Bretone erweisen.  Da lässt sich auch der Autor nicht lumpen und lässt es krachen! Bannalec verwöhnt uns einerseits mit stimmungsvollen gleichsam farbenprächtigen Beschreibungen der bretonischen Landschaft, andererseits serviert er kulinarische Highlights, die das Wasser im Mund zusammen laufen lassen, verbunden mit kulturellen, teils keltischen Bräuchen. Gekonnt baut Bannalec den Spannungsbogen auf und hält ihn – dank vieler Verdächtigen und auch dank des Tempos  – bis zum Schluss. Die bekannten Figuren, mittlerweile zu  gern gesehenen Freunden geworden, entwickelte der Autor konsequent weiter und lässt seinen Protagonisten zur Hochform auflaufen. Möge es nicht der letzte Fall für Dupin sein! Weiterlesen

Ingo Bott: Pirlo,

In der deutschen Krimilandschaft, sind Gerichtskrimis oder Anwaltskrimis eine seltene Kategorie. Im amerikanischen finden wir die Bücher von Grisham die million Seller sind. Der Autor ist selbst Strafverteidiger und wenn man die unten stehende Biografie liest, ist man geneigt Dr. Pirlo mit dem Autor zu vergleichen. Das Buch ist spannend und gibt gute Einblicke in die Handlungsweisen von Strafverteidigern mit denen der normale Bürger meist nichts zu tun hat. Strafverteidiger sind meist gezwungen Wege zu gehen, die nicht immer rechtskonform sind. Der Protagonist dieser Auftaktserie mit Anton Pirlo und seiner Partnerin Sophie Mahler geht diese Wege und zeigt, dass nicht immer alles so ist wie es scheint. Besonders in der Schickimicki Gesellschaft Düsseldorfs findet man, wie in den meisten deutschen Großstädten auch, Selbstdarsteller die mehr scheinen als sind. Wir sind gespannt was das Anwaltsduo in den nächsten Büchern zaubert. Weiterlesen

Anja Jonuleit: Das letzte Bild

Nur eine Familiengeschichte mit dunklen Geheimnissen kann so spannend und fesselnd sein, wie Anja Jonuleits neuestes Buch „Das letzte Bild“. Dabei gelingt es ihr ausgezeichnet sowohl Realität, einen 50 Jahre zurückliegenden, ungeklärten Mord, wie auch Fiktion, nämlich, ein auf den Mord zugeschnittenes Familiendrama zu einer plausiblen Geschichte zusammenzuführen. Die Autorin übertreibt nicht und stattet ihre Figuren aus drei Generationen mit Neugier, Glaubwürdigkeit und dem Mut, sich auf die Suche nach der Wahrheit zu begeben, aus. Und Eva, die Protagonistin dieses Romans, ist nicht die erste, die sich auf die Suche nach Antworten, begeben hat. Wie sich im Verlauf der Geschichte immer mehr herauskristallisiert, handelt es sich bei der Toten um Evas Tante Margarete. Deren Suche nach ihrer Familie, von der sie während des Zweiten Weltkrieges getrennt wurde, bezahlt Margarete mit dem Leben. Ihr Leben verliert Eva zwar nicht, aber nicht alles, was sie über ihre Familie herausfindet, kann ihr gefallen. Weiterlesen

Jewgeni Wodolaskin: Luftgänger

Wodolaskin schildert mit viel Feingefühl: Die Stimme schwebte mühelos übers Wasser, begleitet von den Lichtern des Gutshauses, ich zitterte vor nächtlicher Kälte und von den neuen Gefühlen, die mich überschwemmten und scheut sich nicht, andererseits deutlich die Misshandlungsmethoden und Leiden der Lagerhäftlinge zu beschreiben. Dagegen steht wirkungsvoll der Realismus des Arztes und der Frau des Helden, beide Kinder einer anderen Generation. Es gefällt mir, wie der Roman modern daher kommt, umgeben von der Melancholie der russischen Seele, die mich berührt.  „Überhaupt glaube ich, einen Menschen richtig zu beschreiben kann man nicht ohne Liebe“ lässt der Autor Jewgeni Wodolaskin seinen Helden dieses sagen und beherzigt selbst im Umgang mit Innokenti Platonow diese Worte. Einfühlsam beobachtet er die Entwicklung seines Helden vom Mann ohne Gedächtnis, der so alt wie das Jahrhundert ist, nämlich 99 Jahre, aber äußerlich keinerlei Anzeichen eines solch hohen Alters aufweist hin zum Zeitgenossen. Weiterlesen

Anne Mette Hancock: Narbenherz

Hat Anne Mette Hancock mit ihrem Erstlingsroman überrascht und für Furore gesorgt, legt sie mit der Fortsetzung Narbenherz nach und festigt ihren Ruf, zu den besten Crime-Autor*innen Dänemarks zu gehören. Der Thriller kommt echt skandinavisch daher: schlicht ohne Schnörkel, elegant, nachhaltig. Die Autorin verzichtet darauf, große Stimmungsbilder als Einstieg in die Geschichte zu geben, sondern lässt den Leser auf Seite 3 Zeuge eines Verbrechens werden. Die kurzen Kapitel geben der Geschichte eine eigene Dynamik und steigern die Spannung. Der ideenreiche Plot ist raffiniert gestrickt und wirkt zu keinem Zeitpunkt konstruiert. Anne Mette Hancock legt falsche Fährten und führt den Leser aufs Glatteis, führt aber am Ende alle Erzählstrenge plausibel zusammen und überrascht mit dem Schluss: Wie in Agatha Christies „Orientexpress“ steckt in jedem Täter ein Opfer. Weiterlesen

Matt Rees: China Strike

Ein bizarrer internationaler Zwischenfall initiiert eine Jagd auf gefährliche und schwer zu fassende Cyber-Kriminelle. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Und auch wenn man erahnen kann, wie es endet, so gibt es doch unverhoffte Wendungen, die die Spannung vom Anfang bis zum Ende hochhalten und zu einem actionreichen Hacker-Thriller mit Realitätsbezug machen. Auch wenn Rees flott, in nahezu halsbrecherischer Geschwindigkeit, seine irre Story über Massen-Cyberangriffe in KFZ-Software erzählt, hat er die Handlung klug aufgebaut und zu einem realistischen Ende geführt. Sympathische, aus dem Leben gegriffene Personen begleiten den Protagonisten Verrazzona ebenso wie zum Teil extreme Figuren oder die nervige FBI Agentin Gina Jahn. Weiterlesen

Carsten Sebastian Henn, „Der Gin des Lebens“

Wem Carsten Sebastian Henn ein Begriff ist, weiß sofort, wer dort etwas schreibt und wo die Verbindung herkommt Kriminalroman mit einem Fachthema zusammen zu bringen, in diesem Fall mit Gin. Was macht guter Gin aus? Es sind nicht nur Krimis die er beschreibt. Zu seinem Fachthema gehört die Geschichte, die Herstellung, Zusammensetzung, Rezeptur und Cocktails, alles über Gin. Es ist unglaublich was dieser Mann über das Getränk Gin zu sagen weis. Und für die, denen Carsten Sebastian Henn nichts sagt, hier die Beschreibung des Autors.

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Eloísa Díaz: „1981“

In diesem Kriminalroman werden die Diktaturen in Argentinien sichtbar gemacht. Die Autorin versteht es einen Auftragsmord als Handlungshintergrund mit der politischen Situation Argentiniens zu verknüpfen. Dabei kommt die Spannung nicht zu kurz. Es wird aber deutlich, wie Menschen reagieren wenn ihnen die Lebensgrundlagen entzogen werden. Der Argentinische Staat hat 1967 mit der Diktatur von Jorge Rafael Videla angefangen sich in einen Strudel von Militärputschen zugrunde gerichtet. Dies hat die Familie des ermittelnden Inspektors hautnah zu spüren bekommen. Die Autorin hat es verstanden das Leben in Buenos Aires lebhaft zu vermitteln und über zivilen Ungehorsam intensiv nachzudenken. Weiterlesen

Elke Nansen: Tödliches Rheiderland, Ostfrieslandkrimi

Ich weiß nicht, ob es ihnen auch so geht. Man hat ungefähr ein Gespür, wann etwas Wichtiges ansteht, wie zum Beispiel der nächste TÜV für das Auto. Oder wie in diesem Fall – Wann kommt das nächste Buch von Elke Nansen raus? Das müsste doch jetzt eigentlich sein. Ich bin fast süchtig nach diesen Ostfrieslandkrimis von Elke Nansen. Man fiebert diesem Termin schon fast entgegen. Und wenn er endlich da ist, will man der Erste im Buchladen sein. So geht es jedenfalls mir, wenn ich auf Elke Nansen‘s mörderisch, tödlichen Folgeband warte. Und dieses Mal heißt „Tödliches Rheiderland“. Das Land zwischen Ems und Dollart. Ein deutsch–niederländischer Landstrich. Wie könnte es anders bei Elke Nansen sein, Ostfriesland auf deutscher Seite und auf holländischer Seite in der Gemarkung Groningen. Weiterlesen

Sandrine Albert: Mord Au Vin: Ein kulinarischer Bordeaux-Krimi

Ich habe immer angenommen, dass man Privatdetektiv wird aus einer Eingebung und sich dazu erklärt oder bestenfalls man eine polizeiliche Ausbildung gemacht hat, wie meistens im Film, mit dem starren Beamtensystem nicht zurechtkommt und sich dem abwendet, um selbständiger Detektiv zu werden. Für mich war neu und dass habe ich aus diesem Buch gelernt, dass man in Frankreich Detektiv studieren kann. Diesen interessanten Umstand hat die Autorin Sandrine Albert genutzt und danach eine Protagonistin für ihren Kriminalroman geschaffen. Jung, gutaussehend, intelligent, charmant, selbstbewusst mit einer Mischung aus Agatha Christie und James Bond. Weiterlesen