Schlagwort: Emanzipation

Rainer Hank: Die Pionierinnen

Wie weit der Weg vom Maria-Frisé-Anekdoten erzählenden Journalisten und Kollegen, den die geneigten Zuhörer immer wieder aufforderten, die Histörchen zu Papier zu bringen, hin zu dem Autor von „Die Pionierinnen“ gewesen ist, kann nur Rainer Hank sagen. Wir, Leserinnen und Leser, können uns glücklich schätzen, dass er ihn gegangen ist und vor allem, wie er ihn gegangen ist. Es wäre unter seiner Würde und unter deren, der hier beschriebenen und portraitierten Journalistinnen gewesen, hätte er sich auf die bloßen Anekdoten beschränkt. Und so setzt Hank die Portraits der 12 Journalistinnen in einen zeitlichen und politischen Kontext und schlägt die Richtung Sachbuch ein. Der Titel „Die Pionierinnen“ ist mit Bedacht gewählt und steht im engeren Sinne für die Journalistinnen in der jungen Bundesrepublik, grenzt aber all die anderen Pionierinnen, die sich in anderen Weiterlesen

Anna Jessen: Traumfrauen. Petticoat und große Freiheit

Der 1. Teil von Anna Jessens neuem Zweiteiler ist eine Hommage an die Generation Frauen, wie unsere Großmütter und Mütter, die nach dem 2. Weltkrieg durchstarteten und ihren Weg – privat und beruflich –  gingen. Gleichzeitig ist es eine Hommage an den Lebensstil der Hansestadt Hamburg in den 50er Jahren. Es ist eine Verbeugung vor der Emanzipation dieser Frauen und deren Forderung nach Gleichstellung. Wohl wissend, dass sie mehr als nur ihr Wissen und Können einsetzen mussten. „Tricksen und Schummeln“ hat die Protagonistin Klara Paulsen als Kind auf dem Schwarzmarkt gelernt. Und diese „Schule“ erweist sich immer wieder als hilfreich. Anna Jessen schreibt mit Herzblut, ist mittendrin, mehr die Chronistin, als die Autorin Weiterlesen

Christine Wolter: Die Alleinseglerin

Zum 40. Jahrestag der Erstveröffentlichung hat der Ecco Verlag die Geschichte der Alleinseglerin neu aufgelegt. Für mich eine Entdeckung, die in all den Jahren nichts an Aktualität eingebüßt hat, sprachlich begeistert und überraschend modern ist. Als der Roman von Christine Wolters 1982 beim Aufbau Verlag, Ost-Berlin, veröffentlicht wurde, kam dem Buch und der Autorin nicht die Aufmerksamkeit zu, die beide verdient hätten. Selbst die Verfilmung der Romanvorlage durch die DEFA einige Jahre später änderte nichts daran. Aber die Autorin hatte etwas geschafft, was dem System unheimlich sein musste: sie hatte sich eine legale Umsiedlung nach Mailand erkämpft, um den Mann, den sie liebte, zu heiraten. Sie behielt ihren Pass, konnte in die DDR reisen und nach wie vor beim Aufbau Verlag veröffentlichen. Weiterlesen

Axel Simon: Thronfall

Wir haben das ausgehende 19. Jahrhundert, Bismarck verteidigt noch immer den Erhalt der Sozialistengesetze obwohl Sozialdemokraten schon im Reichstag sitzen. Wilhelm II ist Kaiser und neu im Amt. Eine Gruppe von Terroristen plant ein Attentat. Der Privatermittler Landow, eine schräge Gestalt mit dem Hang zur Trunksucht, aber dem untrügliche Gefühl für gefährliche Situationen will dies verhindern. Keiner nimmt ihn ernst obwohl Indizien bevorstehenden Anschlag hinweisen. Spannungsgeladenen, aber auch ironisch geschrieben, hat dieser Roman das besondere Flair des wilhelminischen Kaiserreichs. Wagnersche Hintergrundmusik und bebelsche Forderungen zur Emanzipation der Frau machen diesen Kriminalroman zu einem Lehrstück wie historische Kriminalromane sein sollen. Weiterlesen

Rita Falk: Rehragout-Rendezvous, Der elfte Fall für den Eberhofer

Selbst in Niederbayern ist die Emanzipation angekommen. Wie man das in Bayern so kennt, wenn es kommt dann mit voller Wucht. Die Männerwelt in Niederkaltenkirchen ist komplett erschüttert. Auf dem Eberhofer Hof ist die Oma in den Küchenstreik getreten. Sie will sich aufs Altenteil geben. Da passt es ja prima das auch die Susi, als stellvertretende Bürgermeisterin neuen Ufern strebt. Irina hat sich den Sohn vom Metzger gekapert und so den Nachschub an fleischlichen Schmankerln gekappt. Als wenn das nicht genug wäre wird ein honorigen kaltenkirchener Großbauer vermisst. Es ist also wieder was los in Niederkaltenkirchen und der Eberhofer mitten im Geschehen. Da kann man nur schmunzelnd zuschauen. Weiterlesen

Helene Sommerfeld: Das Leben, ein ewiger Traum

Ein Roman, der tief bewegt. In einer Großstadt wie Berlin am Anfang der Zwanzigerjahre sammeln sich viele Menschen hier ein Leben führen und Überleben wollen. Jede/r auf seine Art und Weise und jeder nach seinem Können. Was aber zutiefst in diesem Roman bewegt, ist das Schicksal von Kindern. Es sind mehr 100.000 Kinder die obdachlos und ohne Erziehung auf den Straßen zu finden sind. Sie sind und werden auf die vielfachste Weise ausgebeutet. Die Sozialsysteme sind nicht in der Lage deren Situation zu verbessern. Hier bringt das Autorenduo Polizeiärztin, Pflegerinnen und andere Institutionen ins Spiel. Wenn kriminelle Kinder als Handelsware nutzen ist der Tiefpunkt der Kriminalität erreicht. Das Buch beleuchtet aber auch die gesellschaftliche Situation von Frauen die Emanzipation anstreben. Weiterlesen

Die Berufung – Ihr Kampf um Gerechtigkeit

Nach einer wahren Begebenheit

In den Fünfzigern als Jurastudentin nach Harvard zu kommen, ist etwas sehr Besonderes für eine Frau. Doch die geniale Ruth Ginsburg schafft es, trotz eines Babys und eines kranken Mannes. Nach ihrem Abschluss sucht sie in New York eine Anstellung, doch muss feststellen, dass Frauen in dem Beruf immer noch nicht gefragt sind. Selbst als sie in den 70iger Jahren als Professorin unterrichtet, ist die Diskriminierung allgegenwärtig. Sie will das mit allen Mitteln ändern und sieht ihre große Chance, das Gesetzbuch endlich von der Unterdrückung der Frau zu befreien, indem sie den Fall eines diskriminierten Mannes annimmt. Der alleinstehende Sohn pflegt seine demente Mutter und hatte steuerlich eine zusätzliche Pflegekraft eingestellt. Doch das wurde ihm nicht zugestanden, da er ein Mann ist. So beginnt Ruth ihren Kampf gegen das Patriarchat der Richter, Staatsanwälte und ihrer Kollegen.

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