Schlagwort: Freundschaft

Milo tanzt, Anna Becker, Kinder- und Jugendbuch

Das Leben in der Schule ist nicht einfach, wenn man zwölf ist. Vor allem wenn man Bullies wie Bo und Lenny in der Klasse hat. Doch Milo hat Maxim, seinen besten Freund und ein großes Geheimnis. Denn er tanzt Ballett, liebt es und ist richtig gut darin. Erfahren darf das auf der Schule niemand, denn sonst wird sein Leben zur Hölle. Auch wenn seine Familie und Maxim ihn bestärken in seiner Leidenschaft, weiß Maxim eines noch nicht: Wenn Milo die Prüfung schafft, dann kann es sein, dass er auf die Ballettschule wechselt und sie sich wahrscheinlich kaum noch sehen werden. Als eines Tages ein neuer Schüler in die Klasse kommt, wird die Situation noch schwieriger, denn Luca setzt alles daran, sowohl hinter Milos als auch Maxims Geheimnis zu kommen. So fängt der ganze Ärger an.

Wieder mal ein solch wundervolles Kinderbuch von Thienemann, dass man nur begeistert sein kann. Ich hatte gelesen, das Buch sei ein moderner ›Billy Elliot‹, doch ›Milo tanzt‹ ist viel realer und im wahren Leben verwurzelt. Ganz bestimmt ein tolles Buch für Ihr Kind, sowohl für Mädchen und Jungen. Denn ihre Kinder wissen, liebe Leser, dass Zwölfjährige sehr gemein sein können und da hilft nur ein echt guter Freund!

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Sofia Lundberg: Der Weg nach Hause

Sofia Lundbergs Roman Der Weg nach Hause ist eine Geschichte, die einem noch lange in Erinnerung bleibt, nachdem man das Buch aus der Hand legt. Die Geschichte von Lilly und Viola ist sowohl nachvollziehbar als auch distanziert. Weit verbreitete Klassenunterschiede, Coca-Cola als Neuheit und Tanzflächen füllen die Seiten ebenso wie unglückliche Liebeleien, Kneipenleben und die Sehnsucht, erwachsen zu werden. Viola wächst als Einzelkind in einem wohlhabenden Zuhause auf, wo sie von Erwachsenen umgeben ist, die Zeit für sie haben. Lilly wächst mit ihren Geschwistern und einem Vater auf, der Kinder liebt, aber kaum Zeit für sie hat. Klassenunterschiede sind neben Freundschaft, Berühmtheit und Verrat eines der Grundthemen des Buches. Dabei zeigt die Geschichte eine Tiefe, die leicht zu einem stereotypischen Motiv hätten werden Weiterlesen

Leonardo Padura: Wie Staub im Wind

Es ist meine erste Begegnung mit Leonardo Padura und über Kuba wusste ich auch nur das übliche: Castro, Zigarren, Rum und Rumba. Dieses Buch ändert das, denn die Geschichte des Autors zeigt ein sehr differenziertes, lebendiges Bild von Kuba und die Liebe des Autors zu seiner Heimat ist spürbar. Es ist fesselnd, wie die Geschichte die Gesellschaft und das Leben in Kuba in all seiner Komplexität widerspiegelt; von den verlorenen Illusionen, Widersprüchen, den Vor- und Nachteilen des Lebens auf der Insel erzählt und mit einer kritischen, etwas traurigen Haltung, aber auch Liebe für die Menschen und ihre Bestrebungen, begleitet. Dabei thematisiert Padura stets die kubanische Diaspora. In diesem Roman schildert er das Leben einer Gruppe von Freunden (des Clans) und wie sie, obwohl aus verschiedenen Gründen in alle Winde verstreut, den Weiterlesen

Gina Mayer: Ballet School

Was für mich Hanni und Nanni und Goldköpfchen waren, könnte für junge und jung gebliebene Leserinnen Ballet School, die neue Trilogie von Gina Mayer sein. Und Fans von »Find me in Paris« werden es lieben. Der erste Eindruck begeistert mich: zarte Pastelltöne in rosa-grün, metallisch glänzend, eine stilisierte Tänzerin in einem Blütenkleid und die Schrifttypen stehen einerseits für Tradition und andererseits für das hier und heute. Ein wirklich schön aufgemachtes Buch, dass die Erwartung schürt und – nicht enttäuscht. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen, was sage ich, ich habe es verschlungen und freue mich auf die nächsten Bände. Das Ballett nimmt einen großen Raum ein, aber es geht um sehr viel mehr. Es ist eine Geschichte über Verlust, Trauer, aber vor allem über Freundschaft und die Kraft der Freundschaft. Es ist die Geschichte von besten Freundinnen im besten, positiven Sinne. April, Weiterlesen

Catalin Dorian Florescu: Der Feuerturm

Der rumänisch-stämmige Schweizer Autor Catalin Dorian Florescu erzählt vordergründig eine Familiengeschichte über 5 Generationen, in der die männlichen Erstgeborenen der Stoica-Dynastie zur Feuerwehr gehen und somit der Feuerturm, einst Bukarest‘ höchstes Gebäude, eine zentrale Stelle im Roman einnimmt. Aber es ist auch der Roman der Stadt Bukarest und des Lebens in dieser von ständiger Fremdherrschaft gebeutelten Stadt. Den politischen Strömungen und Entwicklungen wird genauso viel Platz eingeräumt wie Freundschaft und Liebe. Vor allem aber ist es die Annäherung des Autors an seine Wurzeln. Was sich für mich darin zeigt, dass die Geschichte zögerlich beginnt und im Verlauf immer mehr an Fahrt aufnimmt. Florescu hat für seinen Roman die Hausaufgaben gemacht. Gut recherchiert und aus der Position des Weiterlesen

Frances Cha: Hätte ich dein Gesicht

Was weiß ich über Korea? Die Hauptstadt ist Seoul. Es gibt Nord- und Südkorea, LG und Samsung. Und dann gibt es noch den K-Pop. Koreanische Pop Musik. Mit ihrer Attraktivität und einer perfekten Performance verzaubern die koreanischen Musiker und stürmen die internationalen Charts. Die Gruppe BTS schaffte es mit ihrem Album »Love yourself: Tear« 2018 an die Spitze der US-amerikanischen Billboard 200 (Albumcharts). Und so fragt man sich zu Recht:  ist die Schönheit der Koreaner Gott gegeben oder von Halbgöttern in weißen Kitteln erschaffen? Frances Cha gewährt uns in ihrem Debütroman einen schonungslosen Blick hinter die Kulissen und auf die koreanische Gesellschaft. Ihre Tochter wünscht sich zum 18. Geburtstag eine Brust-OP? Da kommen sie ja noch verhältnismäßig gut bei weg. Weiterlesen

Unsere anarchistischen Herzen, Lisa Krusche

Die verlorenen Jahre in der Zeit des Erwachsenwerdens sind sowieso schon kaum auszuhalten, doch mit dem falschen Elternhaus, wird selbst Rebellion zu einer zähen Sache. Charles hat sich ihr Leben mit ihren irren Hippie-Eltern in Berlin eingerichtet. Ab und zu muss sie mal ihren Vater hinterher, wenn er als Flitzer durch die Straßen rast und das für Kunst hält, aber bitte, es gibt Schlimmeres. Nämlich, dass ihre völlig verkorkste Mutter plötzlich mit Sack und Pack und leider auch der gesamten Familie in eine Kommune aufs Land zieht. Charles ist am Nullpunkt angekommen, ohne Berlin kann sie sich den Schuss geben. Gwenn lebt in der Schickimickisiedlung mit ihren reichen Eltern und ihrem fast immer zugekifften Bruder. Sie lebt ein Doppelleben. Zu Hause die elitären Freunde der Eltern, wobei männlichen Freunde keinen Versuch unterlassen, dem heranwachsenden Mädchen mal an den Hintern zu packen. Dann die asozialen Ecken von Hildesheim, wo sie dreckigen Sex hat und sich Streetfights liefert. Alles schreit danach, das Gwenn und Charles sich endlich treffen. Und das hat dann auch einen Knalleffekt vor allem für die Eltern, aber endlich Linderung für die Mädchen.

Witzige Sprache am Zahn der Zeit und erschreckende Einsichten in das alltägliche Leben von Teenagern. Pubertät ist nun mal alles andere als einfach! Erstaunlich wie viel man vergessen hat von den verwirrenden Zeiten, hier kann man sich erinnern!

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Alte Sorten, Ewald Arenz

„Sie hatte den Weinberg damals gar nicht so gesehen. Er war nur Landschaft gewesen. Ohne Bedeutung. Es war nicht derselbe Weinberg, in dem sie jetzt stand. Dieser Weinberg war wirklich. Sie war wirklich geworden in dieser Zeit. Vielleicht waren es all die Berührungen mit der Erde gewesen. Wann hatte sie jemals die Hände in der Erde gehabt? Wann Bienen auf der Haut? Wann hatte sie in einem Baum gestanden? Ja. Vielleicht war es das.“

Aus Ewald Arenz „Alte Sorten“. Der Umschlag schmückt einen Ast aus einem Birnbaum mit zwei Birnen, die nach einer alten Sorte aussieht. Wenn ich nicht das Wort Roman gelesen hätte, dann hätte ich das Buch für ein Sachbuch über alte Obstsorten erwartet. Man wird doch immer wieder positiv überrascht, wenn man ein Buch in die Hand bekommt, den Autor einem unbekannt ist, man fängt an zu lesen und ist von den ersten Seiten an gefangen, von der Geschichte, der Sprache und Darstellungen. Man hört nicht mehr auf weiterzulesen.

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Finsterbrook, Peter Schwindt, Kinder-Jugendbuch ab 10 Jahre

Eigentlich kommt die Erbschaft, das Hotel Seelenfrieden auf der Insel Finsterbrook gerade recht für Adrian und seinen Papa. Denn Papa Justus steckt in gewissen Geldschwierigkeiten und muss Hals über Kopf mit seinem Sohn flüchten. Also nix wie ab nach Finsterbrook, das auch nicht schlimmer sein wird als Oberpupsmanshausen oder Castrop-Rauxel. Jedoch schon in der ersten Nacht in dem unheimlichen Inselhotel passieren Dinge, die es, sagen wir es ehrlich, nicht gibt. Ein Hund erscheint und bleibt, eine dreizehnte Tür erscheint und verschwindet wieder und die alte Musikbox spielt einfach Lieder. Das Beste aber, schon am ersten Schultag findet Adrian richtige gute Freunde. Gemeinsam mit ihnen und seinem neuen Höllenhund wollen Sie den berühmten Schatz von Finsterbrook finden. Na dann, Prost Mahlzeit, kein Wunder das die Inselbewohner sauer werden. Es stört jedoch weder die vier Freunde noch Garm den Beagle, der einfach einen fahren lässt, wenn ihm was nicht passt.

Tolles, lustiges und spannendes Kinderbuch. Vor allen Peter Schwindts Wortwahl ist manchmal zu schreien komisch! Richtig tolles Kinderbuch für alle ab 10 Jahre.

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5000km Freundschaft, Torben Kroker und Karl-Heinz Schulz

Ich war ein wenig skeptisch bei dem Buch. Denn der Roadtrip eines Vierundneunzigjährigen zusammen mit einem zweiundzwanzigjährigen jungen Mann ist das wirklich ein Buch wert? Vor allem erfüllt das Cover mit dem Foto der beiden erst einmal ein Klischee: Karl-Heinz Schulz, genannt Carlos, wirkt wie der griesgrämige Nachbar der Siedlung und Torben Kroker eher wie ein wohlerzogenes Bübchen ohne jegliche Lebenserfahrung. Aber weit gefehlt, denn die Reisebeschreibung ihrer fünftausend Kilometer in 2020 quer durch Europa, mit dem Ziel die Plätze wiederzusehen, an denen Carlos nach dem Krieg interniert war, sind überaus unterhaltsam. Die Reisebeschreibung von Torben Kroker mit allen Problemen die auftreten, wenn man mit einem Freund unterwegs ist, der dreiundsiebzig Jahre älter ist, sind nett geschildert. Aber auch die Highlights in Frankreich und vor allem Spanien machen Spaß und man kann menschlich nur den Hut vor dem jungen Mann ziehen. Dem werden Lebenserinnerungen an die Nachkriegszeit von Carlos gegenübergestellt, sodass man mit Carlos die Zeit in den Orten noch einmal erlebt.

Zwei sehr unterschiedliche Menschen, nicht nur wegen ihrer so unterschiedlichen  Lebensjahre, wagen eine außergewöhnliche Reise. Sie auf dieser Reise zu begleiten ist anrührend, interessant und spannend. Ein Abenteuer, zu dem Mut gehört und von dem beide sehr froh waren, es gewagt zu haben. Denn dieses Jahr im Januar 2022 ist Carlos mit sechsundneunzig Jahren verstorben.

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