Ich bin sozusagen Späteinsteiger, denn obwohl Marion Griffiths-Karger den ersten Niedersachsen-Krimi „Tod am Maschteich“ bereits 2010 veröffentlichte, bin ich erst jetzt auf die Autorin aufmerksam geworden. Dieses Jahr erschien der von den Fans herbeigesehnte siebte Band dieser Reihe – der siebte Fall für Erste Hauptkommissarin Charlotte Wiegand. Liegt es an der „sieben“, der verflixten sieben, dass die Protagonistin Wiegand unter erschwerten Bedingungen ermitteln muss? Ihr Lebensgefährte Bergheim und bester Mann in ihrem Team hat kurz entschlossen ein Sabbatical genommen, um das von seinem Onkel ererbte Haus in Amelinghausen bei Lüneburg wieder in Schuss zu bringen. Und schon befinden wir uns mitten im zweiten Erzählstrang. Aber der Reihe nach. Gerade noch freute sich Weiterlesen
Schlagwort: Krimi
Elke Nansen, Tödlicher Ostfriesenschmaus, Ostfrieslandkrimi
Woran denkt man bei einem Ostfriesenschmaus. Natürlich an Muscheln, Krabben, Labskaus und Co. Was kommt bei Elke Nansen raus? Die Insel Norderney hat sich vor Sylt das diesjährige Gourmet-Festival auf die Insel geholt. Die durchsetzungsstarke Tourismusbeauftragte Frau Udoff hat dazu die zurzeit angesagtesten Köche aus Spanien, Frankreich, England und aus Hamburg den Japaner Ido Kamamura verpflichtet. Was für ein Thema! Elke Nansen muss sich in dieser Feinschmeckergastronomie sehr gut auskennen, wenn sie nicht sogar darin gearbeitet hat. Dieses Insiderwissen von dem Tonfall, die Hierarchie, der bedingungslose Gehorsam der Köche, das cholerische Verhalten der Patrons, die sexistischen Äußerungen, Anmachen bis hin zu Bedrängnissen. Auf dem Rückumschlag: „Warum sind diese Köche eigentlich alle so durchgeknallt?“ Sicherlich eine ganz persönliche Anmerkung von Elke Nansen.
Sophie Bonnet: Provenzalische Flut
Die Fans von Kommissar Durand werden sich freuen, dass der 10. Band von Sophie Bonnets Reihe um den französischen Kommissar endlich erschienen ist und die Leserinnen und Leser, die ihn jetzt erst entdecken, werden sich vielleicht wundern, warum sie Durand noch nicht auf dem Schirm hatten. Mich hat Bonnet schon mit dem Prolog für ihre Story eingenommen. Spannend vom Anfang bis zum Ende, viel Lokalkolorit, was den Gedanken „man-müsste-mal-wieder-nach-Frankreich-reisen“ aufkommen lässt. Ich freue mich mit Pierre und Charlotte, die sich getraut haben und drücke die Daumen, dass sie ihre Flitterwochen genießen können. Wann kommt ein Mord schon gelegen? Für das Opfer wohl nie. Und so richtig passt der Fall auch Weiterlesen
Rebecca F. Kuang: Yellowface
Rebecca F. Kuangs neuer Roman “Yellowface“ wird allgegenwärtig gehypt: Autorenkollegen, Kritiker, Blogger, Verlagsmitarbeitende, überschlagen sich in ihrem Lob für diesen – wie er genannt wird – Krimi, denn die Protagonistin June Hayward ist kriminell. Sie ist eine Diebin. Genau genommen ist sie eine kriminelle, diebische, schreibende Opportunistin. Zugegeben, sie veredelt das Manuskript, das sie ihrer auf tragische Weise verstorbenen Autorenfreundin gestohlen hat fast, und hier liegt die Betonung auf fast, bis zur Unkenntlichkeit. Aber: …wer ein Werk oder die Umgestaltung vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich weitergibt… begeht eine Straftat nach dem Urheberschutzgesetz §106 und riskiert eine Freiheitsstrafe Weiterlesen
Klaus Späne, Die Toten von Mallorca
Mit dem Regen kommt der Tod, Ein brisanter Kriminalroman im Urlaubsparadies. Mallorca, des Deutschen liebste Urlaubsinsel. Wer noch nie dort war und nur die Berichte vom Ballermann kennt, rümpft die Nase und sagt, dass ist nichts für mich! Ich entgegne, fliege erstmal hin, den Ballermann siehst du gar nicht, wenn du da nicht hin gehst. Genieße die Hotels, die sauberen, sonnigen Strände. Bereise die Insel mit einem Mietwagen, erlebe die unterschiedliche Landschaft und lass dich von dem hervorragenden Essen in den Fincas im Landesinnern verwöhnen. Dann verstehst du, warum so viele, eigentlich schon zu viele, hier Urlaub machen oder warum die Prominenz der Welt hier ihr sehr teures Domizil haben. Genau hierhin hat Klaus Späne seinen Kriminalroman gelegt und geschrieben.
Mattias Edvardsson: Dunkelkaltes Schweigen
Matthias Edvardssons Geschichte beginnt mit dem Mord an der Jugendlichen Amanda. 21 Zeilen, mehr gesteht er der Tat nicht zu. Anhand von Rückblicken, Ausblicken und Ereignissen in der Gegenwart legt Edvardsson das Motiv für den Schuss auf das Mädchen nachvollziehbar frei, wobei sich bald herauskristallisiert, dass es sich nicht um ein Eifersuchtsdrama zwischen zwei Liebenden handelt, sondern Motiv und Täter wo anders zu finden sind. Und so, wie es zwei Menschen braucht, ein Kind zu zeugen, aber ein ganzes Dorf, um das Kind groß zu ziehen, braucht es mehr als einen Menschen, um einen anderen zu vernichten. Nichts und niemand scheint zu sein, was er oder sie vorgibt zu sein. Aber alle in der Kleinstadt Trelleborg wissen Bescheid. Der Weiterlesen
Lucie Flebbe: Bad Business – Deal mit dem Tod
Bereits mit ihrem ersten Krimi »Der 13. Brief«, zeigte Lucie Flebbe was für ein Potential in ihr steckt und gewann eine Leserschaft, die sich stetig vergrößert. Während die Autorin in ihren vorangegangenen Kriminalgeschichten die Privatdetektivin Lila Ziegler und die Kommissarin Eddie Beelitz in Bochum ermitteln ließ, wird es in ihrem neuesten Krimi politisch und für ihre Protagonistin Mieke Jentsch entwickelt sich die vermeintliche berufliche Chance zur lebensgefährlichen Falle. Schritt für Schritt findet die zur Klinikchefin avancierte Mieke Erklärungen für die Ereignisse, die im Zusammenhang mit der Privatisierung von mehreren Kliniken stehen und deren Wurzeln Jahrzehnte zurückliegen. Wie passt die Künstlerin Ocean O‘Donn ins Bild? Und hätte sie, Mieke, das Ganze ohne die Hilfe von Samis Vater Mo überlebt? Versiert erzählt Flebbe ihre Geschichte, die von den gut ausgearbeiteten – teils Weiterlesen
Der Mondmann, Rote Spurt zweiter Teil der Inuit Krimi-Serie, Fynn Haskin
Kommissar Jens Lerby ist nach seinem Intermezzo bei den Inuit als geläutert nach Dänemark zurückgekehrt. Seine Ehe funktioniert wieder, seine Prioritäten sind gesetzt und er hat endlich eine Versetzung aus der Mordabteilung beantragt. Etwas, dass ihm sein Vorgesetzter Birger sehr übel nimmt. Daher drückt er ihm auf den letzten Meter noch einen Mordfall auf, der ohne viel darüber zu Wissen zum Himmel stinkt. Ein alter Mann, mit ausgebrannten Augen, einem zugenähten Mund ist tiefgefroren in einer Kühlkammer gefunden worden. Als sich Lerby endlich entscheidet den Fall zu übernehmen, wird er von der PET, der Geheimpolizei abgezogen. Doch das hält ihn nicht davon ab, sich das zweite Opfer anzusehen, das er selbst als Zeugin befragt hat. Die alte Frau wurde genauso zugerichtet und in ihre eigene Gefriertruhe gesteckt. Die Anwesenheit von Jens am Tatort reicht der PET, um ihn als Polizist gänzlich aus dem Verkehr zu ziehen. Das gibt ihm die Zeit wieder zu den Inuit zu reisen und dieses Mal nimmt er seine Frau Eva mit. Magnus der alte Schamane ist krank und hat ihn dringend gebeten zu kommen. Denn Jens schwebt in Gefahr!
Auch der zweite Teil der Serie um den Mondmann ist überaus spannend und vor allem bewegend. Denn die Traditionen und Mythen der Inuit sind faszinierend, ihr Umgang mit dem Leben bewundernswert. Die Abscheulichkeiten, die einmal den Inuit von der zivilisierten Welt angetan wurde, gehen ins Unermessliche. Und genau in diese Richtung geht der Thriller ›Blutige Spur‹, denn ein Mörder geht um, der Rache sucht für Taten, die lange, lange her sind.
Paula Rodriguez: Dringliche Angelegenheiten
Wer sagt, dass ein Krimi immer ernst, furchteinflößend und spannend bis zum Herzkasper sein muss? Spätestens nach der Lektüre von Paula Rodriguez Debütroman weiß man, es geht auch anders: Schrill, mit schwarzem Humor, thematisiert Rodriguez systemische Polizeikorruption, die Bindung an den römischen Katholizismus und die Macht der Medien. Dabei ausgezeichnet geschrieben mit einem Gefühl für die Sprache, die bei der Polizei, im Fernsehen, im Zusammenhang mit den neuen Technologien und sogar in der Religion verwendet wird. Rodriguez erzählt ihre Geschichte schnell, witzig, mit beißendem Sarkasmus und vielen spannenden Momenten, aber auch sehr unterhaltsam aus der Perspektive der Weiterlesen
Marcel Huwyler: Frau Morgenstern und der Abgrund
Marcel Huwyler schickt seine Protagonisten Violetta Morgenstern, pensionierte Lehrerin, die sich nun als Problemlöserin betätigt – mal als Auftragskillerin, mal als Ermittlerin und ihren Kollegen Miguel Schlunegger, seines Zeichen Ex-Söldner und mit allen möglichen Kampfsporttechniken vertraut, ins fünfte Abenteuer. Und der Warnung des Autors, ja nicht die letzte Seite zuerst zu lesen, möge die geneigte Leserschaft bitte Folge leisten! Huwyler erzählt seine Geschichte in einer mit Sorgfalt verwendeten Sprache auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen: im hier und jetzt und in der Zeit um 1937. Beide, sowohl Violetta als auch Miguel, zwei gewissermaßen schrullige Charaktere in verschrobenen Lebensumständen, haben sich weiterentwickelt Weiterlesen