Schlagwort: Amerika

Tom Lin: Die tausend Verbrechen des Ming Tsu

Ein Western Roman der in jeder Hinsicht etwas Besonderes ist. In der Regel sind in Western Romanen die Helden gradlinige rechtschaffene Menschen die ihre Colts schneller ziehen können als andere. Im Roman kann dies der Held auch, aber es erscheint dass er eine besondere Lust am Töten hat. Der Held ist asiatischer Abstammung und rächt seine Artgenossen die beim Bau der Eisenbahn verheizt werden. Auf seiner Reise durch den Westen trifft er auf die verschiedensten Menschen mit denen er zum Teil hochphilosophische Dialog geführt. Auch die Landschaften die der Held mit einer Schausteller Truppe durchquert sind nicht derart weichgespült wie man es sonst in Western lesen kann. Ungewöhnlich aber bestens unterhaltende Literatur. Weiterlesen

Robert Harris: Königsmörder

Der Autor lässt die Zeit um 1660 in England und Amerika für die geneigte Leserschaft auferstehen. Er schildert die gnadenlose Verfolgungsjagt König Karl II auf die „Mörder“ seines Vorgängers Karl I. Dieser wurde von Oliver Cromwells Männern verurteilt und hingerichtet nachdem vorher ein blutiger Bürgerkrieg losgetreten wurde. Die fanatischen Verfolger sind den 50 Unterzeichnern des Todesurteils in Europa und Amerika auf den Fersen. Die Lebensumstände der handelnden Menschen werden authentisch widergegeben. Der Kampf gegen die Natur und die Indianer sowie der innere Kampf der religiösen Eiferer wird ausgiebig geschildert. Blutig sind auch die Schilderungen der Hinrichtungen der Richter und Unterzeichner des Todesurteils. Weiterlesen

Don Winslow: Bobby Z

Dieses Meisterwerk gilt als Vorläufer einer Trilogie von Don Winslow: Tage der Toten, dass Kartell und Jahre des Jägers. Wer diese Bücher noch nicht kennt sollte sie unbedingt lesen. Aber zunächst zu dem vorliegenden Werk. Es ist unglaublich hart, schnell und actionsreich. Nach einem Satz ist man bereits mitten in der Handlung die einen über die 280 Seiten nicht mehr loslässt. Man merkt dass der Autor tief in diese Materie, der West Coast Drogen Szene eingedrungen ist. Die Verhältnisse der kalifornischen mexikanischen Grenze mit ihrem Menschenhandel und Drogenschmuggel werden unglaublich hautnah an die Leserschaft herangetragen. Manchmal muss man tief durchatmen wenn es um Szenen geht die der Autor in lakonischer Sprache beschreibt, die aber durchaus blutige Hintergründe haben. Das Buch und die oben genannte Trilogie ist ein Muss für jeden Krimileser. Weiterlesen

Elise Hooper: Fast Girls

Wie kommt man zu den Olympischen Spielen? Trainieren, trainieren, trainieren! Das war 1936 so und hat sich auch im 21. Jahrhundert nicht geändert. Historisch zurückblickend Licht auf die Leben dreier amerikanischer Olympionikinnen von Berlin zu werfen ist eine Sache. Aber es auf eine emotional-hollywoodreife Art zu tun, die mich abholt, mitleiden, mitfreuen, mittriumphieren und auch mitweinen lässt, mich kurzum für die Thematik öffnet, ist eine Fähigkeit, um die man Amerikaner beneiden kann. Als die drei Protagonistinnen Betty, Louise und Helen ihren Kampf mit dem amerikanischen Olympischen Komitee um die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Berlin aufnehmen, kämpfen bereits seit fast drei Jahrzehnten weltweit Frauen in der Frauenbewegung u. a. um die Gleichstellung der Geschlechter und die Neubewertung der tradierten Geschlechterrollen, um insbesondere im Geschlechterverhältnis Bevormundung, Ungerechtigkeiten und soziale Ungleichheiten zu beseitigen. Weiterlesen

Langroth: Die Akte Adenauer

Es gibt nur wenige Menschen die in der jungen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland so bestimmend für den neuen politischen Kurs waren wie Konrad Adenauer. Der „Alte aus Rhöndorf“ war kein politisch unbeschriebenes Blatt und saß in der Nazizeit teilweise im Gefängnis. Auf ihn und seinen strammen antikommunistischen Kurs setzten die Amerikaner. Dass sie dabei auch ihre wirtschaftlichen Interessen im Auge hatten und durch geheime Zusatzabkommen den politischen Kurs im geheimen steuern konnten, all dies verarbeitet der Autor in diesem Kriminalroman. Der Roman macht vieles deutlich was so öffentlich selten ans Tageslicht kommt. Die Unterstützung der Amerikaner für militante Antikommunisten war besonders deutlich in den Terrorgruppen in der DDR. Weiterlesen

John Grisham: Die Wächter

Der Altmeister des amerikanischen Gerichtsromans hat wieder einen Roman abgeliefert, der sich aus meiner Sicht an einigen Fällen der amerikanischen Justiz anlehnt. Grisham bereitet vor unseren Augen ein System aus, das in seiner ganzen Schrecklichkeit für uns Mitteleuropäer nahezu unbegreiflich ist. Wenn bekannte Knastspitzel durch ihre Aussage Menschen in lebenslange Haft bringen können, wenn Gefängnisse zwar unter staatlicher Aufsicht, aber privater Führung Menschen unwürdig unterbringen, so hat das mit Menschenrechten nichts mehr zu tun. Das Land der Freien ist ein Land, das den Reichen ohne Wenn und Aber gehört. Dies macht Grisham sehr deutlich und deswegen ist dieses Buch sehr lesenswert. Weiterlesen

Regina Porter: Die Reisenden

Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was Erzählen. In ihrem Debütroman nimmt uns Regina Porter  mit auf eine Reise über 6 Jahrzehnte der US–Geschichte und zweier Familien, die eine schwarz, die andere weiß. Ein Debütroman stilistisch einwandfrei, wortgewaltig und fordernd. 6 Jahrzehnte US– Geschichte beginnend in den Fünfzigern von der Bürgerrechtsbewegung, dem Mord an Martin Luther King bis hin zu Obama beschreibt Regina Porter das Leben zweier Familien vom Rassismus, Vietnamkrieg und deren Traumata, Homosexualität, Ungleichheit und befreienden Aufenthalt im Ausland. Weiterlesen

Don Winslow: Die Jahre des Jägers

Das monumentale Werk das den Werdegang von Art Keller einem DEA Agenten beleuchtet, findet in diesem Buch seinen Abschluss. Wer etwas über die letzten 50 Jahre Amerikanischer Drogenpolitik wissen will muss diese Bücher lesen. Wer alles mitgemacht hat, wer seine Taschen voll gemacht hat. Welche brutalen Spiele mit Menschen gemacht wurden. Wie Amerika in seinem Hinterhof Mexiko geschaltet und gewaltet hat ist außerhalb einer normalen Vorstellungskraft. In den ersten beiden Werken ist der Kampf mit den Kartellen und deren Baronen geschildert. Im Vorliegenden Werk kommen wir der Echtzeit näher und damit den Verflechtungen der Politiker und der Bankiers. Don Winslow nutzt fiktive Namen, aber jeder der Zeitung liest weis um wen es sich handelt. Der „Mauerbau“ den Mr. Trump favorisiert ist auch ein Teil des Gesamtbildes. Ein Roman unglaublich spannend, erschreckend nah, politisch brisant und eine Anklageschrift gegen die amerikanische Drogenpolitik. Weiterlesen

Bill Beverly: Dodgers

Ein echter Road Trip 3000 km durch ein Amerika, dass niemand so wahr haben will. Eine verwahrloste Gesellschaft. Da werden 4 junge Menschen, der jüngste 13 Jahre alt mit einem Mordauftrag los geschickt. Junge Menschen deren Lebensinhalt darin bestand Drogenhäuser zu bewachen. Der Autor bedient sich einer Sprache die kurz und knapp ist und keinen Raum für Schonung des Lesers lässt. Wer also auf diesem mörderischen Trip mitfährt, Nerven behalten.

 

Weiterlesen

Meg Wolitzer: „Das weibliche Prinzip“

Gastrezension: Dr. Ulrike Bolte; Kunsthistorikerin.

In ihrem neuen Roman breitet Meg Wolitzer einen Überblick über die Geschichte des (amerikanischen) Feminismus anhand von differenziert gestalteten Charakteren aus. Das gut lesbare Buch bietet einen Überblick über den Feminismus, seinen Kampf für die Rechte der Frauen, seine Ideale, wobei es bei aller Ernsthaftigkeit auch manchmal originell auftritt (wie die Erwähnung von Faith Franks Buch von 1984 „Das weibliche Prinzip“), phasenweise aber auch langatmig wirkt. Zum Schluss soll Greers Wunschadresse an Faith zitiert werden:
„Du hast im College für eine Offenbarung gesorgt. Danach habe ich jahrelang beobachtet, wie du alles, was du aufzubieten hattest – deine Kraft, deine Ansichten, deine Großzügigkeit, deinen Einfluss und natürlich deine Wut über Ungerechtigkeiten, alles zusammen – , anderen Frauen geschenkt hast, was oft passiert ist: die lange und großartige Geschichte von Frauen, die alles an andere weiter geben. Vielleicht ist das ein Reflex, manchmal auch eine Pflicht; aber wir tun es stets in dem Gefühl, dass es notwendig sei.“ Weiterlesen