Schlagwort: Familiendrama

Die vergessenen Kinder, Emily Gunnis

Die vergessenen Kinder ist ein typischer Sonntagsnachmittagskrimi. Ganz spannend, nett zu lesen, etwas zu lang und nicht immer ganz logisch. Dennoch war ich überrascht bei einigen Wendungen und hatte den Mörder eigentlich nicht auf dem Schirm. Daher kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen, wenn man Val McDermind oder Elisabeth George nicht zur Messlatte macht.

Jo Hamilton hat nur noch eine Woche zur Pensionierung, als eine sehr alte Leiche gefunden wird. Von Anfang an hat Jo das Gefühl, es handelt sich um die vermisste Holly Moore, die vor Jahrzehnten verschwand. Die Polizistin in ihr ist nicht nur versessen darauf, den Mord aufzuklären, sie hat auch das Gefühl es Molly und ihrer Schwester Daisy schuldig zu sein. Denn es war Jo, die damals zu einem Fall von häuslicher Gewalt zur Familie Moore gerufen wurde. Und sie gibt sich immer noch die Schuld daran, dass die Mutter von den beiden Mädchen damals umkam. Wie eng das Schicksal der beiden Mädchen jedoch mit Jos eigener Familie verwoben ist, kann sie nicht ahnen.

Nicht der beste, nicht der schlechteste Krimi, wobei die Idee wirklich super war, nur die Umsetzung hätte besser sein können.

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Die Quellen, Marie-Hélène Lafon

Die unglaublichen Stärken von Madame Lafons Literatur sind ihr einmaliger Erzählstil und das sie einfach weiß, wovon sie spricht. Ob sie in ihrer Kindheit im Cantal in der Auvergne einfach nur eine gute Beobachterin war oder ob es ihr so ging, wie einer der Kinder in diesem Buch, werden wir nicht erfahren. Doch sie beschreibt die Einsamkeit, Not, Bedrohung und Verzweiflung ihrer Protagonisten mit solch berührenden Worten, die ganz nebenbei fallen, als wäre sie in jeder Sekunde dabei gewesen. Genau wie das Buch Die Annonce und auch Die Geschichte des Sohns sind Die Quellen wieder atemraubend. Ihre Bücher kann man nicht zur Seite legen, keines das ich bisher besprochen habe. Erst wenn die letzte Seite gelesen ist, klappe ich es zu.

Die Quellen erzählen zwei Tage, den 10. und 11.Juli 1967 einer Bauersfrau mit drei Kindern und einem gewalttätigen Mann. Dann erfahren wir die Gedanken vom 19.Mai 1974 des Bauern und am Ende, am 28. Oktober 2021 kommt Claire die Tochter zu Wort. Vier Tage in einem Leben, die ein Leben beschreiben und sowohl Melancholie aber auch Hoffnung hinterlassen. Hoffnung darauf, dass wir die Leser, uns nie zu Gefangenen von Verpflichtungen machen und dabei vergessen zu leben. Chapeau Madame Lafon!

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Yaniv Iczkovits: Fannys Rache

Yaniv Iczkovits Roman ist wie das pralle Leben und ihn auf ein Genre zu reduzieren, würde diesem Werk nicht gerecht werden. Sicher, es ist ein Historienroman, immerhin spielt er im 19. Jahrhundert. Iczkovits ist sogar präzise: die Geschichte beginnt am 8.2.1894, es ist ein Freitag, und ist in 12 Teile gegliedert mit Angabe des genauen Datums. Die Geschichte ist also im zaristischen Russland Nikolai I. angesiedelt. Die jüdische Bevölkerung leidet unter Diskriminierung und Ausgrenzung und die gesamte Bevölkerung unter Ausbeutung, Denunzierung und den Schergen des Zaren – den Agenten der Ochrana, der Geheimpolizei. Da hätten wir dann den Agententhriller. Sie halten die Menschen in Schach, vermuten hinter jedem Baum einen Spitzel oder Attentäter Weiterlesen

Sadie Jones: Die Skrupellosen

Die Skrupellosen stellt ernsthafte Fragen über die menschliche Natur, Geiz und Gerechtigkeit, gehüllt in die rasanten Rhythmen eines Thrillers. Sadie Jones hat die Geschichte mit einer Art Sparsamkeit und einem großen Augenmerk auf die Nuancen familiärer Grausamkeit geschrieben. Bea, die entschlossen ist, dass Erbe ihrer Eltern abzulehnen und durch bedeutungsvolle private Aktionen Unrecht ihrer Eltern wiedergutzumachen, ist das moralische Zentrum des Romans, was sich im Spitznamen ihres Vaters für sie widerspiegelt: St. Beatrice. Jones schenkt ihr sogar „ein kleines Flammen-Tattoo im Nacken“, das sie sich an ihrem 18. Geburtstag „für Dantes Beatrice“ angeeignet hat. Dan sieht Bea als „sein führendes Licht“, das dazu bestimmt ist, ihn zu einem besseren Leben zu führen. Aber kann sie? Alex hat bereits versucht, seine alte Haut Weiterlesen

Joanna Quinn: Das Theater am Strand

Joanna Quinn gehört zu den Menschen, die den Lockdown nutzten und endlich das taten, was sie schon immer machen wollten. Die Journalistin schrieb ihren ersten Roman. Und was für ein Debüt! Am Ende der 720 Seiten hatte ich das Gefühl, Jahre mit dieser lebhaften, fiktiven Familie verbracht zu haben. Dank der umfangreichen, guten Recherchen von Ms. Quinn ist die Geschichte reich an beschreibenden Passagen und Elementen, Authentizität und Bildhaftigkeit. Der Abschnitt über das Erwachsenwerden, die Schmerzen und der Prunk der Kindheit auf dem englischen Landgut ist eindringlich und kenntnisreich. Schillernd zeigt die Autorin die seltsame, einfallsreiche Magie auf, die von einer Gruppe von Kindern heraufbeschworen werden kann, wenn sie von selbstsüchtigen Erwachsenen vernachlässigt werden. Beaufsichtigt von einer vagen französischen Gouvernante bilden sie sich mit Büchern weiter, die aus dem Arbeitszimmer gestohlen wurden. Weiterlesen

Die dunkle Stille des Waldes, Nalini Singh

Aufgewachsen im modernen Neuseeland, aber in einer Art reicher Enklave von Indern, Asiaten und Multimillionären, war Aaravs Kindheit nicht einfach. Vor allem aber begleiten die bitteren Streits zwischen seinem eiskalten Vater und seiner zu schönen, aufreizenden Mutter den Jungen während seiner Kindheit. Bis zu dem Abend, als er den Schrei hörte, ihren Jaguar wegfahren sieht und seine Mutter nie wiederkommt. Da eine Viertelmillion in Vaters Safe fehlen unterstellt dieser, dass die Schlampe, wie er seine Frau nennt, sich abgesetzt hat. Zehn Jahre später ist aus dem Jungen ein Mann und dazu erfolgreicher Schriftsteller geworden. Ein böser Autounfall zwingt ihn wieder in sein Elternhaus in die Cul-de-Sac zu ziehen, umgeben von Jugenderinnerungen und den Menschen, die seine Mutter Nina alle kannten. Dann steht die Polizei vor der Tür. Man fand Ninas Jaguar im Busch, keine fünf Kilometer vom Haus entfernt und ihre Leiche auf dem Beifahrersitz.

Aarav glaubt fest an einen Mord und will den Mörder finden. Denn es war keine Gelegenheitstat und es scheint, nicht nur sein Vater hatte genug Motive Nina zu töten. Doch Aaravs Kopfverletzung trübt seine Wahrnehmung immer mehr. Kann es wirklich sein, dass er selbst seine Mutter tötete? Weiterlesen

Film: Miniserie, Der Palast

Das doppelte Lottchen zwischen Ost und West. Junge Unternehmerfrau aus dem Westen trifft in Ostberlin durch Zufall ihre Doppelgängerin. Und das bei einer Tanzshow im Friedrichstadt-Palast. Die beiden Zwillingsschwestern hatte nie eine Ahnung davon, dass es sie gibt. Denn über die dramatischen Familienereignisse kurz vor dem Mauerbau wurde auf beiden Seiten das Tuch des Schweigens gebettet. Natürlich reisen die beiden jetzt unter falscher Identität hin und her, um Vater im Westen und Mutter im Osten kennenzulernen. Nichts Neues und als Miniserie Schulz & Schulz mit Götz George wesentlich witziger verfilmt. Auch hat es nichts mit dem Realdrama Weissensee zu tun, das mit den Stasi-Methoden in der DDR kurzen Prozess machte.

Aber der Palast ist nette Unterhaltung, eine Mischung aus Familien und Tanzfilm, bei dem man keine Angst haben muss, dass die Bösen gewinnen.

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Film: Igby goes down, Nichts ist verrückter als der Rest der WElt, DVD und Blu-Ray

Auf Geld und Status pfeift Igby, solange er nicht endet wie seine Familie. Der Vater schizophren und in eine Anstalt abgeschoben, die Mutter eine kaltherzige, von Pillen abhängige High Society Lady, der Patenonkel ein skrupelloser Immobilienhai und sein angepasster Trendsetter Bruder, ein schöner Fiesling. Igby passt da nicht rein, weder in die Eliteschulen, Internate und auch nicht auf die Militärakademie, von denen er reihenweise fliegt. Er will ein anderes, sinnvolles Leben mit Gefühlen.

Der Film trifft den Nerv des damaligen Lebensstils, der schönen und reichen New Yorker. Und dem ewigen Kampf eines jungen Erwachsenen auf der Suche nach sich selbst.

Prima Unterhaltung mit hochkarätigen Schauspielern und völlig kuriosen fast absurden Wendungen. Dabei jedoch so lebensecht.

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Unschuldsengel, Zoje Stage

Dieses Buch ist ein wirklich wilder Ritt für jeden erprobten Thriller-Leser. Aus der Hand legen ist unmöglich, weil man sich im Laufe der Geschichte immer wieder fragt, ist es nun ein Thriller, ein Familiendrama oder eine Horrorgeschichte. Es hat wohl von jedem Genre etwas. Dabei ist es nicht nur so spannend, dass man geneigt ist, an den Nägeln zu kauen, es spielt auch Achterbahn mit unseren Gefühlen. Das liegt daran, dass man immer wieder unterschiedliche Positionen einnimmt. Mal für die, von der siebenjährigen Hanna gequälten Eltern. Und dann überkommt einem wieder das Mitleid mit der kleinen Soziopathin Hanna.

Sind Sie auf der Suche nach einem Thriller, der Herzklopfen bereitet, dann nehmen Sie sich unbedingt Unschuldsengel vor!

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Goldkind, Claire Adam

Goldkind gehört nicht zu den Büchern der leichten Unterhaltung. Es ist ein eher düsteres Buch, jedoch so spannend und zum Teil verstörend, dass man es nicht aus der Hand legen kann. Dabei dreht sich die in Trinidad spielende Geschichte, um die Entscheidung eines Vaters, ob er eines seiner Söhne für das Wohl des anderen Sohns Opfer soll oder nicht. Es geht um die fürchterliche Armut in einem so schönen Land, der man nur mit Bildung entkommen kann. Doch diese Bildung kostet Geld, es reicht nicht aus, nur talentiert zu sein. Die einfühlsame Familiengeschichte ist mehr als eine Geschichte, sie wird zu einer Herausforderung, die den Leser zu einer moralisch und ethisch-sittlichen Bewertung zwingt. Für einen Debütroman ist dieses Buch einfach nur grandios!

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