Paulo Coelho, Maktub

Maktub ist ein arabisches Wort, das wörtlich „es ist geschrieben“ bedeutet. Es wird oft verwendet um auszudrücken, dass etwas vorbestimmt oder unvermeidlich ist, ähnlich dem Konzept des Schicksals. „Maktub“ bedeutet, dass Ereignisse des Lebens bereits festgelegt sind. Alles, was passiert hat einen tieferen Sinn, der oft über das menschliche Verständnis hinausgeht. In vielen Kulturen gehört es zu den Religionen, insbesondere im Islam, wo der Glaube an das Schicksal manifestiert ist. Paulo Coelho umschreibt es in seinem Buch auf Seite 29 mit diesen Zeilen: „Maktub“ bedeutet: Es steht geschrieben. Manch ein Araber deutet „Es steht geschrieben“ jedoch anders, denn Gott ist barmherzig und hat, obwohl alles schon geschrieben steht, Seine Feder und Seine Tinte oft nur dazu benutzt, um uns zu helfen.

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Zauberhafte Aussichten, Stella Benson

Stella Benson war definitiv ihrer Zeit weit voraus, sowohl als Schriftstellerin, als Feministin und auch als Mensch, der 1892 geboren wurde. Und das spiegelt sich in dem Buch Zauberhafte Aussichten in jedem Satz. Denn es hat eine abstruse Schönheit, wie man das von Picassos und Dalis Bildern kennt. Es ist gesellschaftskritisch gleich der Achtundsechziger-Bewegung, dabei feministisch wie die Achtziger und dennoch völlig aus der Zeit gefallen. Die Geschichte ist ein wilder Ritt einer Frau in London zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Als Dame in der Gesellschaft, dem Komitee und der Moral verpflichtet, manifestiert man sein Dasein mit Wohltätigkeit. Nur Sarah Brown ist anders, war immer anders und findet ihren Platz nicht. Bis eine Hexe während einer Sitzung des Komitees erscheint und Sarah einlädt, bei ihr zu wohnen.

Viel treffender als es die Daily Mail vor über hundert Jahren zu dem Buch schrieb, vermag ich es auch nicht auszudrücken: ›Alle, die mit Humor etwas anfangen können, alle, die von Schönheit verzückt werden, alle, die Gefallen an Allegorien finden, die uns abwechselnd zu Gelächter und zu Tränen rühren, sollten sich unverzüglich Zauberhafte Aussichten beschaffen.‹

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Film: Chantal im Märchenwald, Jugendfilm von den Machern von Fack ju Göhte

Man sollte schon den Film ›Fack ju Göhte‹ mögen, damit man sich an ›Chantal im Märchenland‹ erfreuen kann. Denn es sind viele der gleichen Charaktere dabei und selbst Elias M’Barek hat einen Gastauftritt. Es geht um Spaß und Humor und um richtig junge Leute, die man vielleicht in meinem Alter nicht mehr so versteht. Aber ganz so sinnfrei ist der Film nun auch nicht. Denn es geht im Großen und Ganzen darum, dass die alten Märchen, die vor hunderten Jahren geschrieben wurden eine ganz andere Gesellschaft repräsentieren. Da gab es den mutigen Ritter, der gegen Drachen kämpfte, die edle Jungfrau, die gerettet werden musste und hatte die Prinzessin ihren Prinzen, war sie wunschlos glücklich, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Das lag dann wohl daran, dass die Gebrüder Grimm die Märchen etwa Ende des achtzehnten Jahrhunderts geschrieben und gesammelt haben. Die Erzählungen von Tausend und einer Nacht wurden sogar Anfang des 18. Jahrhunderts aus dem Arabischen ins Französischen übersetzt. Damals war das Patriarchat und die Heterosexualität die einzig akzeptierte offizielle Lebensweise in Europa und ist es heute in vielen der arabischen Staaten immer noch.

Was also passiert, wenn heutige Handyjunkies, die sowohl multikulti als auch sexuell irgendwie emanzipiert sind und sich eigentlich nur von ihren Follower und den entsprechenden Produktagenturen dominieren und manipulieren lassen, in eine völlig altertümliche Märchenwelt kommen. Das schreit schon nach einigen witzigen Situationen. Und das Chantal eigentlich gar nicht so doof ist, wie sie immer rüberkommt, wissen wir ja schon seit Fack ju Göhte!

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Sabine Bode: Ich will aber Agnetha sein!

Licht aus – Spot an! Die Show beginnt und ich sitze gefühlt in der ersten Reihe. Die Komikerin und Bestsellerautorin hält, was Sabine Bode verspricht. Man merkt, Bode ist ein „alter Hase“. Das Timing – das bekannter Weise darüber entscheidet, ob ein Gag reüssiert oder floppt – stimmt. Wer vermag schon zu sagen, ob bereits alles über diese vier Schweden geschrieben ist. Solange ihre Musik erklingt und die Menschen, mittlerweile die dritte Generation, dazu mit dem Fuß wippen oder gar Tanzen, werden Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid die Fantasie der Menschen beflügeln. Und das tun sie immerhin seit einem halben Jahrhundert! Ich denke, dass jede nächste Generation einen anderen Ansatz hat und andere Aspekte in den Mittelpunkt ihrer Weiterlesen

Philip Khoury: Natürlich vegan backen

Harrods Food Halls sind für Foodies der kulinarische Himmel auf Erden und wenn der Chefpatissier ein veganes Backbuch schreibt, darf man gespannt sein. Und ich wurde nicht enttäuscht. Khoury ist nicht einfach hergegangen und hat Butter durch Margarine ersetzt. Zutat für Zutat kam auf den Prüfstand. Khoury, wie er sagt, wollte natürliche Zutaten verwenden, aber keinen Kompromiss hinsichtlich der Köstlichkeit und Nachhaltigkeit eingehen. Er glaubt fest daran, dass pflanzenbasierte Desserts und Kuchen die Zukunft sind und setzt sich für Tierrechte und Umweltschutz ein.

Und das Ergebnis seiner 3-jährigen Reise von der Idee bis hin zum vorliegenden Buch? Gelungen! Selbstbewusst die elegante, schlichte und dennoch moderne Aufmachung. Einfach zu schade, um im Bücherregal zu verschwinden. Sichtbar Weiterlesen

1983 Verfluchte Hitze, Lukas Holliger

Ironisch, lustig, typisch Schweiz! Ein Kriminalfall durchmixt mit historischen Begebenheiten, wie die Zeitungsausschnitte der Neuen Züricher Zeitung, dem SonntagsBlick und dem Tages-Anzeiger am Ende des Buches belegen.

Sommer 1983, obwohl der Kalte Krieg seine frostigste Zeit erlebt, herrscht ein Jahrhundertsommer. Der Asphalt schmilzt, die aufgeheizten Städte stöhnen bei über fünfunddreißig Grad und die Wälder sind knochentrocken. Kommissär Heiner Glut hat einen neuen Job auf der Polizeistation Spiegelhof in Basel. Doch noch bevor er anfängt, entfacht er einen Waldbrand mit seiner Zigarette, in dem er wahrscheinlich umgekommen wäre, wenn nicht der Grenzschutzbeamte Urs Zeller sich mit ihm in einen Bunker gerettet hätte. So beginnt sein Dienst mit einer Verwarnung, dem Spitznamen Brandstifter und seinem neuen Freund Urs vom Grenzschutz. Als dann auch noch der Mord an einem russischen Hellseher ins Büro flattert, ist die Laune total dahin. Denn wer kann bei der verfluchten Hitze schon ermitteln.

Total witzig, spannend und herrlich demaskierend, wenn es um Verschwörungstheorien geht. Denn selbst bei einem Mordfall an einem Russen in der Schweiz lässt unser Kommissär Politik einfach Politik sein und wählt lieber das Prinzip von Ockhams Rasiermesser: ›Von mehreren möglichen hinreichenden Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.‹ Leider reagieren Bosse und Politiker auf solche Vereinfachungen immer angefasst, selbst wenn es fast vierzig Grad sind! Ein echtes Lesevergnügen!

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Elisabeth Grindmeyer, Stephanie Haßelbeck: Slow Gardening

Ich bin Küchengärtnerin im zweiten Lehrjahr und noch immer auf der Suche nach einem ultimativen, Rat gebendem Sachbuch für Praktiker. Kurz und knapp, dabei einprägsam, ermutigend und erfolgversprechend, so stelle ich mir das vor. Und so haben es die Schwestern Elisabeth Grindmeyer und Stephanie Haßelbeck geschrieben. Slow Gardening ist ein ganzjähriger Begleiter: vom Saatkorn bis zur Verarbeitung, von der Beet Planung bis zum leckeren Gericht auf dem mit Blumen aus dem Garten geschmückten Tisch. Mit praktischen Hinweisen, übersichtlich gestaltet, tollen, anregenden Fotos und dabei ganz unaufgeregt und entspannt. Dass das Buch jetzt im Herbst erscheint, gereicht ihm nicht zum Nachteil. Im Gegenteil. Nach dem Gartenjahr Weiterlesen

Die Gabe der Lüge, Val McDermind, Ein Karen Pirie Ermittlung

Edinburgh im Lockdown. Auch DCI Karen Pirie sitzt mit ihrer Kollegin der Wohnung ihres Freunds Hamish fest. Die Langeweile ist kaum zu überbieten, bis Jason, das Küken ihrer Cold Case Unit auf einen Fall stößt. Die Studentin Lara Hardie verschwand vor einem Jahr spurlos, jegliche Ermittlungen führten ins Nichts. Als der Nachlass des kürzlich verstorbenen Bestsellerautors Jake Stein der National Library vermacht wird, meldet sich eine der Bibliothekarinnen bei Karens Team. Sie hat ein unvollständiges Manuskript des Schriftstellers gefunden, bei dem es um einen Mord geht. Der Mord an einer jungen Studentin, die Lara Hardie so sehr ähnelt, dass die Frau die Historic Case Unit von DCI Pirie kontaktiert. Als sie und ihre beiden Mitarbeiter Jason und Daisy das Material sichten, konkretisiert sich der Verdacht. Doch was soll dieses Manuskript, in dem der Autor die Geschichte zweier Schriftsteller und einem perfekten Mord erzählt. Definitiv handelt es sich in der Realität um Jake Stein und Ross McEwens, doch kann es wirklich sein, dass die junge Frau in dem unvollständigen Manuskript wirklich Lara Hardie und Jake Stein der Mörder? Schwer zu beweisen, vor allem wenn der angebliche Mörder tot ist!

Val McDermid ist eine Ikone, wenn es um Krimis geht. Ihre Protagonisten und ihr Schreibstil sind so perfekt, durchdacht und spannend, dass man ohne zu zögern jeden McDermid lesen kann. Jedoch muss ich für meinen Teil feststellen, dass die Autorin im Alter noch besser wird. Die Gabe der Lüge ist einfach eine tolle Story! Für mich bisher der einzige Krimi, der den Mut hatte im Lockdown zu spielen und dabei keine Sekunde Spannung verloren hat.

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Uwe M. Schneede: Gerhard Richter – Der unbedingte Maler

Die Briten sagen: it takes two to tango (es braucht zwei zum Tango tanzen). In diesem Fall bedurfte es eines visionären Verlegers und eines sachkundigen Autors. Niemand Geringerem als dem weltweit als bedeutendster Gegenwartskünstler geltende Maler Gerhard Richter gilt das Interesse. Sicher, den Namen hat man schon gehört, aber Richter ist kein Promi, niemand, der über jeden roten Teppich geht oder mit einem Sektglas in der Hand freundlich in die Kamera schaut. Für Uwe Schneede, der u.a. an der Ludwig-Maximilians-Universität München lehrte, ist er „Der unbedingte Maler“. Der Einband ist sachlich kühl gestaltet, die Einbandabbildung zeigt Richter vor dem Bild Strip von 2011. Wer den Einband abmacht, erlebt eine kleine Überraschung! Die Weiterlesen

Andreas Brandhorst, OXYGEN Welt ohne Sauerstoff, Ein apokalyptischer Zukunfts-thriller

Neugier und Experimente haben uns schon seit der Urzeit Verbesserungen gebracht – das Feuer, das Rad, die Züchtung von Getreide, Gemüse und Obst. Bis in die Neuzeit daraus die Wissenschaft wurde. Die Wissenschaft, die uns mit ihren neuen Erkenntnissen ein vermeintlich besseres Leben schafft. Angefangen vom Schmelzen des Erzes zu Stahl zu Schneidemessern aber auch zu Waffen, bis zu Heute, die Erfindung des künstlichen Düngers und den Giftspritzen zur Vernichtung von unerwünschtem Pflanzen und sogenannten Schädlingen, die Kernspaltung mit ihren Atomkraftwerken und Bomben oder die Erfindung des Verbrennermotors, zu der leichten und schnelleren Fortbewegung, mit dem Nachteil der Klimabelastung. Bevor ich weiter mit dieser Rezension fortfahre, zitiere ich für mich sehr aussagekräftige Zeilen aus diesem Buch OXYGEN von Andreas Brandhorst, Seite 404:

Eine Frau näherte sich, etwa sechzig, groß und schlank, mit grauen Strähnen im dunklen Haar. Sie wirkte würdevoll und gleichzeitig traurig, wie jemand, der einen großen Verlust erlitten hat. „Es ist die Wissenschaft, die den Menschen zu Grabe trägt“, sagte sie mit einer Stimme, die allen anderen verstummen ließ. „Sie hat uns Technik gebracht, mit der wir Wasser und Land vergiftet haben. Die Wissenschaft bescherte uns neue Waffen für den Krieg und Atomkraft, die uns verstrahlt und an deren Folgen die Menschen noch in Jahrtausenden leiden werden, sollte es dann überhaupt noch Menschen geben. Wissenschaft bescherte uns eine fatale Veränderung des globalen Klimas, mit dem Ergebnis, dass uns gewaltige Stürme und Überschwemmungen selbst hier erreichen, in Mamaroneck. Um den Klimawandel zu bekämpfen und Millionen, wenn nicht gar Milliarden Menschen davor zu bewahren, Hab und Gut zu verlieren und sich auf Wanderschaft zu begeben, weil sich ihre Heimatländer in Wüsten verwandeln … Dafür wurde erneut die Wissenschaft bemüht. Die Wissenschaft hat immer alles nur noch schlimmer gemacht.

Autorenfoto: Copyright ® Kristian Streich

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, zählt mit Thrillern wie „Das Erwachen“ und „Das Bitcoin-Komplott“ und Science-Fiktion-Romanen wie „Das Schiff“ und „Omni“ zu den erfolgreichsten Autoren unserer Zeit. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Literaturpreise. Andreas Brandhorst hat dreißig Jahre in Italien gelebt und ist inzwischen in seine alte Heimat in Norddeutschland zurückgekehrt.

Endlich hat man es geschafft mit verschieden Maßnahmen die Erhitzung der Erde und somit den Klimawandel zu stoppen. Die Förderung regenerativer Energiequellen mit neuen Technologien von Windrädern, Solaranlagen, Wasserkraftwerke, inklusive eines Schutzschirmes, den man im All installiert hat, der die Sonnenstrahlung absorbiert. Das Geld floss in Strömen von der UNO an gewisse Firmen. Doch dann entdeckt die Meeresbiologin Laura Lombardi, dass das Plankton, verantwortlich für 70 % unseres lebenswichtigen Sauerstoffs, die Fähigkeit der Fotosynthese verloren hat. Was erst partiell im Meer aufgetreten ist, hat sich rasch auch über das Land ausgedehnt. Alles wird Grau. Die Welt ohne Sauerstoff, darin kann nichts, weder Pflanzen noch Tiere und auch der Mensch nicht, überleben. Laura Lombardi macht schnell ihr Entdeckung publik und warnt vor den Folgen. Sie wird als Sensationshascherin und Spekulantin auf eine Professur abgekanzelt. Einflussreiche Firmen diffamieren sie. Sie wollen lieber Geld verdienen, als einen eventuellen Fehler zu korrigieren. Gelingt es Laura und ihrem Team die Welt zu überzeugen? Aber selbst in dieser prekären Situation und äußerster Notlage gibt es immer noch Personen, die Kapital für sich herausschlagen wollen. Ein Thriller um Macht, Geheimdienste, Ansprüche der einzelnen Staaten und Einzelpersonen ohne Rücksicht auf das Gemeinwohl und ums Überleben. Ein packender, spannender und aufklärender Klima-Thriller. Gut recherchiert mit vielen Erklärungen zur Wissenschaft, Sauerstoff oder das Salbard Globel Seed Vault dem Saatgutgewölbe im Eis.

OXYGEN Welt ohne Sauerstoff, Andreas Brandhorst, Fischer Verlag/Tor, ISBN: 978-3-597-70743-0, Klappenumschlag, Seiten 605, € 18,00.