Alle Artikel von Stephan Schwammel

Jean-Luc Englebert: Ich will ein Schokocroissant. Sofort!

Mit der Figur der kleinen Prinzessin Berti können sich Kinder sofort identifizieren. Sie wollen vieles aber sofort. Wenn das nicht gelingt gibt’s Gebrüll oder andere Formen der Auseinandersetzung. Dabei finden der weibliche Teil der Zuhörerschaft die Idee mit den langen Haaren das Beste. Der männliche Teil favorisierte die Möglichkeit des langen Schlafes.

 

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Ulinka Rublack „Dürer im Zeitalter der Wunder. Kunst und Gesellschaft an der Schwelle zur globalen Welt“

Gastrezension: Dr. Ulrike Bolte

Das Buch ist das Resultat der 15-jährigen Forschungsarbeit der Forscherin aus Cambridge zum Gebiet der materiellen Kulturgeschichte, die in den letzten Jahren erforscht wurde in einer Vielzahl von Disziplinen. Am Beispiel der Entstehung des Helleraltars im Frankfurter Dominikanerkloster von Albrecht Dürer werden nicht nur Form, Farbe, Funktion eines Bildes beschrieben wie in der traditionellen Kunstgeschichte, sondern auch Briefe und Auftragsnotizen zur spannenden Entstehungsgeschichte. Daneben werden Aspekte wie die Kleidung in Dürers Selbstbildnis in der Mittetafel und von dem Auftraggeber Jakob Heller und seiner Frau Katharina Melern aufgegriffen, die analog der zeitgenössischen Kleiderordnungen für das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein ihrer Träger sprechen. Peter Burke, Doyen der Kulturgeschichte in Cambridge schreibt in seinem Buch „Was ist Kulturgeschichte?“ (2004) über Kleidung, Nahrung, Behausung. Innovative Künstler, Handwerker, Kaufleute, Händler, Sammler entwickelten ausgeklügelte Marketingstrategien und Vermarktungsideen auf der Suche nach Status, um auf den internationalen Märkten bestehen zu können. Tiere, Pflanzen und Materialien wie Farben, Federn, Seide oder Tongefäße bekamen eine sinnliche oder kognitive Sinngebung, was Produktion und Konsum beeinflusste.  Der Besuch von Sammlungen, die Reisen dorthin umfasste Wissen, Geschmacksbildung und Affekte und dienten der Vermittlung über Kontinente hinweg. Beim „material turn“ spielt die Interdisziplinarität, die Zusammenarbeit, eine Rolle für die Bedeutung der Objektforschung für Fächer wie Ethnologie, Volkskunde, Technologie, Museologie, Soziologie, Geschichts-, Technik- und Kunstwissenschaft. Weiterlesen

Stefan Friesenegger: Alles über Fake-Uhren

Der Autor Friesenegger ist ausgewiesener Experte im Erkennen von gefälschten Uhren. In diesem Werk das ordentlich Bebildert ist, erklärt er zunächst die Begriffe Fake, Plagiat, Klon oder Fälschung bei Uhren. Er zeigt wie man Fälschungen erkennt. Das fängt oft bei der Schließe an und hört nicht beim Leuchtverhalten auf. Bei einigen Marken weist der Autor auf Besonderheiten hin bei denen man Fälschungen erkennen kann. In einem Kapitel setzt sich Friesenegger auch mit psychologischen Fragen auseinander. Warum kaufen Menschen Fälschungen? Drückt man Identität durch das Tragen von gefälschten Uhren aus. Ein Buch das sich intensiv mit der Welt der schönen und teuren Uhren und deren „Blender“ auseinander setzt. Weiterlesen

dame & dusa, Anna Taube, dame & dusa (Illustr.):Die kleine Qualle auf der Suche nach dem Poch

Es geht ums Herz, ein Kinderbuch das mindern erklärt wer ein Herz hat und wie es schlägt. Ein nicht leichtes Unterfangen weil Lebewesen verschiedener Herzen und Herztöne haben. Sehr schön sind die Grafiken in denen die kleine Qualle auf die verschiedensten Fische trifft und in deren Lebensumgebungen diese Zusammentreffen stattfinden. Die Bilder sind sehr stimmungsvoll und die Kinder achten sehr wohl auf die verschiedensten Fische. Das Poch übt schon einen Reiz aus zu erkunden woher das pochen kommt. Die Suche auf Grund des Meeres ist spannend. Weiterlesen

Gerald Richter, Marian Kretschmer: Die sieben Leben des Stefan Heym (Graphic Novel)

Aus einer Idee wurde ein Buch, das außerordentlich kraftvoll in seiner grafischen Gestaltung und tiefgehend in der Schilderung eines Mannes ist, der in verschiedenen politischen Systemen aufgewachsen und sie schriftstellerisch begleitet hat. Die Bilder begleiten die Texte in unaufdringliche Art und Weise und sind dann dominierend wenn sie die Gefühle der Protagonisten ausdrücken. Einige ganzseitige Bilder könnten auch für sich alleine stehen. Am oberen Rand der Blätter ist eine Zeitschiene zu sehen die die betreffende Periode betreffen. Texte aus den Büchern und Schriften des Schriftstellers Stefan Heym fließen in die bebilderten Texte ein machen das Werk auch für junge Menschen interessant und lesbar. Auch für ältere Leser*innen ist das Buch interessant, weil es die jüngere Geschichte der Menschen beleuchtet und ins Gedächtnis ruft. Weiterlesen

Kai Oppermann: Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte

Kinderbücher sollte man zusammen mit Kindern anschauen. Diese haben ganz andere Schwerpunkte in ihrer Betrachtung als Erwachsene. Bei den hier vorliegenden Bilder und Geschichten Buch musste ich erst erklären was eine Elster ist und warum diese Vögel gerne blinkende Sachen stibitzen. Nachdem dies geklärt war, wurde die Geschichte gut aufgenommen und die Bilder intensiv betrachtet. Dabei fiel auf, dass die Rückseite des Buchdeckels mit den vielen kleinen Bildern von Elstern mit ihrem Diebesgut lange und sehr intensiv, und wie ein Memory mit den einzelnen Vögeln betrachtet wurde. Das Buch wurde an mehreren darauffolgenden Abenden vom Co-Rezensenten zum vorlesen gewünscht. Weiterlesen

Christian Langer (Hrsg.): WIR HABEN DIE WAHL! – INTERNATIONALE CARTOONS ZU DEMOKRATIE UND RECHTSSTAAT

Zugegeben, ich bin ein großer Freund des politischen Cartoons. Dankenswerterweise hat der Lappan Verlag über die Jahre seine Reihe „Beste Bilder“ mit politischen Cartoons der letzten Jahre in der Bundesrepublik veröffentlicht. Nun ist das Jahr 2024 ein Superwahljahr in verschiedenen Ländern dieser Welt. Zu diesen Wahlen haben Cartoonisten einiges zu sagen. Zusammen mit dem Hamburger LawCom.Institute, das sich international für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie einsetzt, hat der größte deutsche Cartoon-Verlag, LAPPAN, einige der besten und meinungsstärksten politischen Karikaturist*innen der Welt versammelt, um im Superwahljahr auf das wichtigste Gut unserer Zeit hinzuweisen: Demokratie! Von Themen wie Wahlrecht und Gewaltenteilung bis zur Freiheit und individueller Verantwortlichkeit ist WIR HABEN DIE WAHL! Weiterlesen

Florian Illies: „Zauber der Stille. Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten“

Gastrezension: Dr. Ulrike Bolte

Fundiert, in gewohnter Manier, gelingt es Florian Illies mit dem „Zauber der Stille“ die Biographie Caspar David Friedrichs collagenartig mit zeitgenössischen Ereignissen oder Ausblicken in die Zukunft wie der Rezeptionsgeschichte zu verflechten. Thematisch gegliedert in die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft ( zu denen Illies möglicherweise durch die Pastellmalereifolge von der Malerin Rosalba Carriera angeregt wurde) erfahren wir im ersten Kapitel von den verheerenden Bränden zu Lebzeiten, die sein Werk dezimierten wie der Brand seines Geburtshauses in Greifswald, den späteren Verlusten zu Kriegszeiten wie in den Berliner Flaktürmen oder dem verheerenden Feuer, dem der Glaspalast in München zum Opfer fiel 1931  mit 110  Bildern der Romantik.  Aus dieser Erfahrung heraus entwickelt Friedrich ein Feuerleitsystem als Brandschutz für Greifswald anhand der Kirchenglocken. Ein weiteres Element der Kulturgeschichte sind die schmalen Friedrichbändchen, die die deutschen Wehrmachtsoldaten in den Schützengräben über dem Herzen in den Brusttaschen tragen – doch das Buch kann sie ironischerweise nicht vor Kugeln und Granaten schützen. Weiterlesen

Phil Hubbe: Vorsicht, Stufe!: 20 Jahre Behinderte Cartoons | Cartoons über Inklusion und das Leben mit Behinderungen

Als ich am 21.5.2003 in die Ausstellung mit Karikaturen von Phil Hubbe im Rathaus von Eschborn eingeführt habe, hatte ich meinen Lieblingswitz über Behinderte erzählt, um die Minen der Anwesenden bei dieser ungewöhnliche Ausstellung zu entkrampfen. Diese Ausstellung war seinerzeit Teil einer Veranstaltungsserie mit Musik, Filmen, und Workshops. Diese Veranstaltungsserie fand anlässlich des von der UN verkündeten Jahres der Menschen mit Behinderungen statt. Die Veranstaltungsserie war ein großer Erfolg und war Treibsatz für viele Aktivitäten von und mit Menschen mit Behinderungen. Die Ungläubigkeit war unter den Anwesenden ziemlich groß, das man über Menschen mit Behinderungen Witze machen kann. Weiterlesen

Caroline Bernard „Ich bin Frida. Eine große Geschichte von Liebe und Freiheit “

Gastrezension: Ulrike Bolte

Die Literaturwissenschaftlerin Caroline Bernard alias Tania Schlie fokussiert ihre Romanbiographie über die mexikanische Malerin Frida Kahlo auf die Zeit von August 1938 bis März 1939. In dieser Zeitspanne wird ihre künstlerische Entwicklung verortet hin zu einer selbständigen Künstlerin mit einer eigenen Formensprache, der ersten Einzelausstellung in New York bis zur Entdeckung der europäischen Ismen und ihrer Avantgarde in der Kunstmetropole Paris. Am sensibelsten sind bei Bernard die Stellen, an denen sie die Verve des zeichnerischen Prozesses und dessen malerische Umsetzung erläutert. Fridas lebenslange Hassliebe (und Konkurrenz) zu Diego Rivera, ihre Abhängigkeit von ihm, aber auch dessen Zuspruch, Unterstützung und Ermunterung prägen sie ebenso wie die notorische Untreue ihres Mannes. Sie versucht, sich aus dieser Beziehung zu lösen, genießt die Liebe zu anderen Männern. Dabei wirkt die Entscheidung zwischen „Liebe und (künstlerischer) Freiheit“ voraussehbar, da sie für viele Künstlerinnen zutrifft und deren Geschichte verwässert. Fridas Geschichte ist geprägt durch den schweren Busunfall im September 1925, bei der eine Stange ihr Becken durchbohrt, sie zu monatelanger Bettruhe im Korsett zwingt und zu zahlreichen Fehlgeburten führt. Rivera, der bekannteste Maler Mexikos mit seinen Wandmalereien („murales“) bringt ihr in der Rekonvaleszenzzeit die Malerei nahe, die zunehmend wichtiger wird und zu einer eigenen Ausdruckskraft führt, aber auch wie in der „Time“ als „Gynäkologische Bilder“ kritisiert wird. Weiterlesen