Schlagwort: Roman

Ilija Trojanov: Doppelte Spur

EINE (WAHRE) REISE INS LABYRINTH DER MACHT. Kurz vor der amerikanischen Präsidentenwahl ein Aufdeckungs-Roman. Der Whistleblower (Hinweisgeber, Enthüller oder Aufdecker) ist eine Person, die für die Allgemeinheit wichtige Informationen aus geheimen oder geschützten Zusammenhang an die Öffentlichkeit bringt. Der Whistleblower riskiert mit seinem Handeln persönliche Repressalien von Arbeitsverlust bis zu Gefängnisstrafe oder in einigen Ländern die Todesstrafe. Umso bewundernswerter ist ihr Handeln. Leider haben sie meistens das Nachsehen. Man liebt zwar den Verrat, aber nicht den Verräter! Der Investigative Journalist (lateinisch: investigare, aufspüren, genauestens untersuchen) setzt eine langwierige, genaue und umfassende Recherche vor Veröffentlichung voraus. Als Quellen verwenden investigative Journalisten häufig sogenannte Whistleblower. Immer dabei bedacht ihre Informanten nicht Preis zu geben. In „Doppelte Spur“ sucht der eine den anderen. Weiterlesen

Esi Edugyan: Washington Black

Ein Buch das geradezu für die gegenwärtige Rassismus Diskussion gemacht ist. Sklaverei, Ausbeutung, Kolonialismus, Menschenverachtung, all dies spielt in diesem Roman eine dominierende Rolle. Ein schwarzer Junge berichtet von seinen Erlebnissen auf einer Zuckerrohrplantage und wird von einem Besitzer für Experimente gebraucht. Mit ihm geht er auch auf Reisen. Dabei trifft er auf die unterschiedlichsten Menschen und macht erstaunliche Erfahrungen. Ein Abenteuerroman, der spannende und tiefe Einblicke in koloniale Denk- und Handlungsweisen ermöglicht. Weiterlesen

Kevin Major: CARIBOU

Caribou ist der Name eines Fährschiffes das von Neufundland 1942 aufbrach und kurz vor seinem Ziel durch ein deutsches U-Boot versenkt wurde. Dabei kamen 137 Menschen ums Leben. Der Autor schildert uns eindringlich die Innenwelten der Menschen, die mit diesem kriegsbedingten Zusammentreffen zu tun haben. Der deutsche U-Boot Kommandant auf der einen Seite und die Besatzung und Passagiere der wäre auf der anderen Seite sind stellvertretend für alle Menschen die in dieser Zeit im Krieg oder vom Krieg betroffen sind. Der Autor vermeidet es ein Freund – Feindbild zu zeichnen sondern macht deutlich, dass wenn es zu einem Krieg kommt es nur Verlierer geben kann. Der zweite Weltkrieg hat über 50 Millionen Tote gekostet. Einen ausführlichen Anhang dieses Buches macht deutlich, dass der Autor umfangreiche Recherchearbeit geleistet hat. Weiterlesen

Giulia Caminito: Ein Tag wird kommen

Da hat der Verlag seinem Verleger zum 90en Geburtstag ein wundervolles Buch auf den Gabentisch gelegt. Fulminant und bildreich schildert die Autorin eine Familie in den Marken in Italien. Das 18. Jahrhundert geht zu Ende und die Not der kleinen Leute wird immer größer. In der Familie ist das Bewusstsein durch den Großvater, einem Anarchisten, geprägt der seine Umgebung zum Widerstand gegen die Verhältnisse anregt. Die Frauen der Familie sind die tragischen Elemente des Romans. Die Mutter gebiert nur tote Kinder, die Tochter geht ins Kloster. Der Roman zieht die Leserschaft sofort in den Bann weil die Befindlichkeiten der Protagonisten klar und eindringlich herausgearbeitet werden. Weiterlesen

Jodi Picoult: Der Funke des Lebens

Ein Roman, der ungeheuer vielschichtig ist. Zunächst einmal geht es oberflächlich um eine Geiselnahme in einer Abtreibungsklinik im Staate Mississippi. Es geht um zwei Väter und zwei Töchter dieser Väter und um die zufällig anwesenden Frauen und dem einen Arzt in dieser Klinik. Vor dieser Klinik haben sich wie immer Abtreibungsgegner positioniert. In der Klinik haben sich Frauen aufgehalten, die entweder vor oder nach einer Abtreibung dort warten. Die Autorin erzählt den Handlungsverlauf rückwärts. Beginnend mit der Geiselnahme und den dramatischen Verläufen bei der Geiselnahme bis hin zu dem morgen am dem sich alle aufmachen um zu dieser Abtreibungsklinik zu gelangen. Dieses Buch spiegelt die innersten Gefühle bei allen Beteiligten wider. Keiner der abtreibungswilligen Frauen hat oder will diese Abtreibung aus leichtfertigen Motiven. Alle sind aus wirtschaftlichen oder anderen sehr wichtigen persönlichen Gründen zu diesen Schritten gezwungen. Das Buch spiegelt aber auch den Rassismus und die dadurch entstandene wirtschaftliche Not in einem eindrucksvollen Kontext. Ein hochaktuelles Werk das brillant geschrieben ist. Weiterlesen

Wolf Harlander: 42 Grad

Seit Januar hat es weder geschneit noch geregnet. Der Februar 2020 gilt als der wärmste Monat seit der Aufzeichnung von 1881. Die Temperaturen im März und April gelten eher als Sommertemperaturen als Frühjahr. Auf den Feldern ist die Saat vertrocknet. Erst Ende April hat es mal eine Woche Regen gegeben. Aber keine großen Mengen. Danach die große Trockenheit. Von Regen noch keine Spur. Die Medien berichten von Voraussagen, dass das Jahr 2020 noch heißer als 2018 und 2019 werden kann. Das dritte Jahr dann hintereinander, dass die Flüsse austrocknen lässt und der Grundwasserspiegel sinkt. Durch die Frühjahrstrockenheit haben die Landwirte kein Futter für ihre Tiere mehr. Zukaufen kann man nichts. Es wird jetzt schon vom bevorstehenden Wassermangel gewarnt und zum sparsamen Umgang gebeten. Genau jetzt, zur großen Trockenheit, am 30.06. 2020 hat Wolf Harlander sein Buch heraus gebracht Weiterlesen

John Grisham: Die Wächter

Der Altmeister des amerikanischen Gerichtsromans hat wieder einen Roman abgeliefert, der sich aus meiner Sicht an einigen Fällen der amerikanischen Justiz anlehnt. Grisham bereitet vor unseren Augen ein System aus, das in seiner ganzen Schrecklichkeit für uns Mitteleuropäer nahezu unbegreiflich ist. Wenn bekannte Knastspitzel durch ihre Aussage Menschen in lebenslange Haft bringen können, wenn Gefängnisse zwar unter staatlicher Aufsicht, aber privater Führung Menschen unwürdig unterbringen, so hat das mit Menschenrechten nichts mehr zu tun. Das Land der Freien ist ein Land, das den Reichen ohne Wenn und Aber gehört. Dies macht Grisham sehr deutlich und deswegen ist dieses Buch sehr lesenswert. Weiterlesen

Leif Karpe: Der Mann, der in die Bilder fiel

Gastrezension: Dr. Ulrike Bolte

Leif Karpe führt uns in einem kriminalistischen Spannungsbogen in die Bildwelt der Impressionisten. Sein Protagonist Peter Falcon (Columbo alias Peter Falk lässt grüßen) wird vom Auktionshaus Chroseby in heikler Mission nach Paris geschickt: er soll einer Kunsthistorikerin Geld übermitteln, die aufgrund ihrer Recherchen über eine Fälscherwerkstatt im Gefolge van Goghs die Herbstauktion gefährden könnte. Ohne sein Zutun stürzt der „Bilderflüsterer“ in Szenarien wie dem Atelier des berühmten Fotografen Nadar, erfährt die zwiespältige, skandalöse Reaktion auf Manets „Frühstück im Grünen“ mit einer Nackten im Kreis bekleideter Männer. Weiterlesen

Akiz: Der Hund

Obwohl der Hund zu den ersten von den Menschen domestizierten Tieren gehörte und somit als erster Begleiter der Menschen galt, war er im Christentum nicht besonders gut angesehen. Es wurde in verächtlicher Weise von ihm gesprochen und wurde als niedrige, verachtenswerte Kreatur bezeichnet. Mit beigetragen hat sicherlich das Verhalten der Hunde trotz Ablehnungen, Schmähungen und Misshandlungen dem Menschen unterwürfig zu folgen. Ein junger Mensch unter unwirtlichen Bedingungen aufgewachsen, schafft es zu fliehen und landet in einer großen Stadt. Dort ergibt sich durch Zufall die Möglichkeit in einem Dönerladen als Hilfskraft alle Drecksarbeiten zu machen. Mo, der einzige Angestellte, nimmt sich der Person an und übernimmt sozusagen seine Patenschaft. Durch seine immer gebückte Haltung und immer bereit alle Arbeiten auszuführen gibt ihm der Besitzer des Ladens den Namen Hund. Was noch keiner weiß, der Hund besitzt den absoluten Geschmack und kann diesen auch produzieren. Gegenüber vom Dönerladen ist das beste Sternerestaurant der Stadt. Täglich schauen Mo und der Hund hinüber. Als es im Dönerladen zum Eklat kommt, fliehen die beiden und setzen alles daran, als Köche in dem Sternerestaurant zu arbeiten und damit beginnt die Katastrophe….. Weiterlesen

Gioacchino Criaco: Die Söhne der Winde

Africo, im Aspromonte ist eine der ärmsten Gegenden Italiens. Hier wird man entweder Mafioso oder wandert aus. Wie das Leben dort aussieht schildert uns einer der von dort kommt. Die Situation der Menschen hat sich über die Jahrhunderte nicht wesentlich verbessert. Warum das so ist wird hier deutlich erklärt. Die Gegend ist ein großer Obst und Gemüsegarten. Er gehört aber nur wenigen. Die Anderen dürfen aber für wenig Geld in diesem Garten schuften. Alle bedienen sich bei den Armen: die Grundbesitzer, die Lastwagenfahrer und die Mafiosi. Die Jugend hat die Möglichkeit zu lernen wird aber von der Konsumgesellschaft auf den leichten Weg geführt. Der Autor zeichnet ein überzeugendes Bild Kalabriens. Weiterlesen