Die vergessenen Kinder ist ein typischer Sonntagsnachmittagskrimi. Ganz spannend, nett zu lesen, etwas zu lang und nicht immer ganz logisch. Dennoch war ich überrascht bei einigen Wendungen und hatte den Mörder eigentlich nicht auf dem Schirm. Daher kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen, wenn man Val McDermind oder Elisabeth George nicht zur Messlatte macht.
Jo Hamilton hat nur noch eine Woche zur Pensionierung, als eine sehr alte Leiche gefunden wird. Von Anfang an hat Jo das Gefühl, es handelt sich um die vermisste Holly Moore, die vor Jahrzehnten verschwand. Die Polizistin in ihr ist nicht nur versessen darauf, den Mord aufzuklären, sie hat auch das Gefühl es Molly und ihrer Schwester Daisy schuldig zu sein. Denn es war Jo, die damals zu einem Fall von häuslicher Gewalt zur Familie Moore gerufen wurde. Und sie gibt sich immer noch die Schuld daran, dass die Mutter von den beiden Mädchen damals umkam. Wie eng das Schicksal der beiden Mädchen jedoch mit Jos eigener Familie verwoben ist, kann sie nicht ahnen.
Nicht der beste, nicht der schlechteste Krimi, wobei die Idee wirklich super war, nur die Umsetzung hätte besser sein können.
Autorenfoto: ® Laura Fletcher
Emily Gunnis arbeitete lange beim Fernsehen, unter anderem als erfolgreiche Drehbuchautorin. Die Tochter der internationalen Bestsellerautorin Penny Vincenzi lebt mit ihrer Familie im südenglischen Sussex. Ebenfalls bei Heyne erschienen sind ihre Romane »Das Haus der Verlassenen«, »Die verlorene Frau« und »Das Geheimnis des Mädchens
Zusammenfassung von Heyne: ›Sussex 1985: Holly Moore führt ein trostloses Leben im düsteren Waisenhaus Morgate. Für ein wenig Zuneigung würde die einsamen Teenager alles tun. Als sie einem jungen Mann begegnet, der sich aufrichtig um sie zu sorgen scheint, keimt Hoffnung in ihr auf. 2015: Jo Hamilton blickt auf eine lange Karriere bei der Polizei zurück. Als die Leiche eines jungen Mädchens entdeckt wird, holt sie ein Cold Case wieder ein, der sie nie losgelassen hat: Handelt es sich bei dem Fund um Holly Moore, die damals spurlos verschwunden ist? Und was ist mit dem anderen Mädchen aus dem Waisenhaus, dessen Tod ebenfalls nicht aufgeklärt wurde? Im Zuge der Ermittlungen wird Jo klar, dass sie sich der furchtbaren Schuld stellen muss, die sie damals auf sich geladen hat.‹
Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Rückblicke, über Olive, Jo Mutter, während ihrer Jugend im Krieg. Die Geschichte einer mutigen jungen Frau, die als Meldebote auf einem Motorrad durch die Gegend flitzt und ihre Liebesgeschichte mit Samuel.
Jedoch sind die meisten Kapitel von 1985 und auch 2015 zu lang geworden und gingen auf Kosten des Zusammenhangs. Auch stelle ich mir die Frage, warum Jo Hamilton entgegen allen Widrigkeiten ihres Vorgesetzten die Fakten Stück für Stück zusammensetzen kann und ihre Kollegen dazu nicht in der Lage waren. Das Ende war für meinen Geschmack zu viel eitel Sonnenschein, da fragt man sich, wo bleibt denn da das wahre Leben?
Aber um es noch einmal zu betonen, auch wenn der Krimi kleine Schwächen hat, so ist die Geschichte unterhaltsam und kreativ.
Die vergessenen Kinder, Emily Gunnis, Heyne Verlag, gebundenes Buch, Seiten 442, ISBN: 978-3-453-27496-9, Euro 22,00, erschienen 11.9.2024.