Sofia Lundberg: Der Weg nach Hause

Sofia Lundbergs Roman Der Weg nach Hause ist eine Geschichte, die einem noch lange in Erinnerung bleibt, nachdem man das Buch aus der Hand legt. Die Geschichte von Lilly und Viola ist sowohl nachvollziehbar als auch distanziert. Weit verbreitete Klassenunterschiede, Coca-Cola als Neuheit und Tanzflächen füllen die Seiten ebenso wie unglückliche Liebeleien, Kneipenleben und die Sehnsucht, erwachsen zu werden. Viola wächst als Einzelkind in einem wohlhabenden Zuhause auf, wo sie von Erwachsenen umgeben ist, die Zeit für sie haben. Lilly wächst mit ihren Geschwistern und einem Vater auf, der Kinder liebt, aber kaum Zeit für sie hat. Klassenunterschiede sind neben Freundschaft, Berühmtheit und Verrat eines der Grundthemen des Buches. Dabei zeigt die Geschichte eine Tiefe, die leicht zu einem stereotypischen Motiv hätten werden können, in dem „der Wohlhabende“ und der „Gossenjunge“ aufeinandertreffen. Stattdessen findet der Leser zwei Hauptfiguren vor, die neben ihrem sozioökonomischen Hintergrund auch zu echten und glaubwürdigen Menschen werden. Lundberg schafft vielschichtige Charaktere. Was sie verbindet, ist stärker als das, was sie trennt – die Freundschaft, das Spiel, das Unterfangen und die Zeremonien. Obwohl Viola noch nie den Verlust einer Mutter erlebt hat, feiert sie in ihrer Beziehung zu ihrer Freundin jedes Jahr im August den Todestag von Lillys Mutter. Obwohl Lilly nie Geld zum Ausgeben hatte, träumt sie davon, eine berühmte Sängerin zu werden – und das wird sie auch! „Der Weg nach Hause“ ist ein Buch, das zeigt, wie es sein kann, als Mädchen aufzuwachsen und dann eine Freundin und eine Mutter zu werden. Der Tod der Mutter auf den ersten Seiten des Buches wird entscheidend für das Verständnis dessen, was eine Mutter bedeutet. Es ist nicht nur eine sichere Umarmung, sondern auch eine Einnahmequelle, eine weise Stimme und ein Entscheidungsträger. All dies muss Lilly schon in jungen Jahren begreifen und trägt dazu bei, was für eine Frau sie selbst sein möchte und wer sie tatsächlich wird. Die Autorin fasst in Worte, was weibliche Gemeinschaft bedeuten kann, und stellt ihre hellen und dunklen Tendenzen auf rohe und faire Weise dar.

Foto: Viktor Fremling

Sofia Lundberg wurde 1974 geboren und arbeitete als Journalistin in Stockholm, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Büchern widmete. Mit ihren Romanen »Das rote Adressbuch«, und »Ein halbes Herz« wurde sie zur internationalen Bestsellerautorin. Ihr dritter Roman »Der Weg nach Hause« erzählt von tiefer Verbundenheit, von Verlust und von der Sehnsucht anzukommen.

 

 

 

Es ist Sommer auf Gotland. Viola, die seit jeher auf der Insel lebt, verbringt glückliche Tage umgeben von ihren Töchtern, Enkeln und Urenkeln. Doch ein Anruf aus Paris stellt ihr Leben auf den Kopf. Jahrzehntelang hat sie die Stimme ihrer besten Freundin nicht gehört und jetzt teilt Lilly ihr mit, dass sie sterben wird. Viola steht unter Schock. Denn mit einem Mal sind sie wieder da – die längst verdrängten Erinnerungen an die Vertraute aus Kindertagen. Kurzerhand beschließt Viola nach Paris zu reisen, um Lilly zu suchen. Denn sie weiß, dass sie keinen Frieden finden wird, ehe sie nicht erfährt, warum Lilly damals ohne ein Wort verschwand …

Goldmann – Taschenbuch – 369 Seiten – 12,00 € – ISBN 978-3-442-49358-6