Ich bin sozusagen Späteinsteiger, denn obwohl Marion Griffiths-Karger den ersten Niedersachsen-Krimi „Tod am Maschteich“ bereits 2010 veröffentlichte, bin ich erst jetzt auf die Autorin aufmerksam geworden. Dieses Jahr erschien der von den Fans herbeigesehnte siebte Band dieser Reihe – der siebte Fall für Erste Hauptkommissarin Charlotte Wiegand. Liegt es an der „sieben“, der verflixten sieben, dass die Protagonistin Wiegand unter erschwerten Bedingungen ermitteln muss? Ihr Lebensgefährte Bergheim und bester Mann in ihrem Team hat kurz entschlossen ein Sabbatical genommen, um das von seinem Onkel ererbte Haus in Amelinghausen bei Lüneburg wieder in Schuss zu bringen. Und schon befinden wir uns mitten im zweiten Erzählstrang. Aber der Reihe nach. Gerade noch freute sich Wiegand darüber, dass die Hannoveraner offensichtlich vernünftig geworden sind und keine Dummheiten machen, da wird sie zu einem Leichenfund in das Theater am Aegi gerufen. Auf den ersten Blick deutet nichts auf einen gewaltsamen Tod hin. Wären da nicht die Fesselungsspuren an den Handgelenken. Und hätte sie nicht schon genug mit diesem Fall zu tun, beschäftigt sie ihr einziger Cold Case aus aktuellem Anlass. Der Mann, von dem sie überzeugt ist, der Täter zu sein, es ihm nur nicht beweisen kann, hat in Lüneburg die Pizzeria Dolce Vita eröffnet. Aber Charlotte wäre nicht Charlotte und sie hätte es schon gar nicht zur Ersten Hauptkommissarin gebracht, wenn sie am Ende der 272 Seiten nicht auf alle Fragen Antworten gefunden und die Fälle – die irgendwie alle zusammenhängen – gelöst hätte. Allerdings frage ich mich, ob Wiegand, ihr Team, Täter und Opfer und der ganze Rest von Hannover unter einer großen Negativitätsglocke als Folge der Pandemie lebt. Das macht es mir nicht leicht Sympathie, Empathie oder Antipathie für die Charaktere zu empfinden, und so bleibe ich immer etwas außen vor. Lokalkolorit? Für mich – Hannoveranerin im Exil – dürfte es etwas mehr sein. Aber als die Story endlich Fahrt aufnimmt, Spannung aufgebaut wird, möchte ich auch wissen, wie die Autorin die unterschiedlichen Erzählstränge verknüpft und den Gesamtfall löst.
Marion Griffiths-Karger verbrachte ihre Kindheit auf einem ostwestfälischen Bauernhof. Nach Kaufmannslehre und Studium der Literatur- und Sprachwissenschaft wurde sie Werbetexterin in München, später Autorin und Teilzeitlehrerin. Die Deutsch-Britin ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern und lebt mit ihrem Mann bei Hannover.
Ein komplexer Kriminalroman mit authentischen Figuren – Fesselnde Unterhaltung mit Humor. Hauptkommissarin Charlotte Wiegand hat alle Hände voll zu tun: Ein bizarrer Todesfall in Hannovers berühmtem Theater am Aegi fordert ihre Aufmerksamkeit. Die Geschehnisse sind rätselhaft und scheinen mit einem vermissten Mädchen in Verbindung zu stehen. Gleichzeitig hängen ihre Gedanken noch am einzigen Cold Case ihrer Karriere, denn sie kennt den Mörder, kann ihm jedoch nichts nachweisen. Um weitere Verbrechen zu verhindern, muss Charlotte an ihre Grenzen gehen – und weit darüber hinaus.
Emons – Broschur – 272 Seiten – 14,00 € – ISBN 978-3-7408-2101-2