Mattias Edvardsson: Dunkelkaltes Schweigen

Matthias Edvardssons Geschichte beginnt mit dem Mord an der Jugendlichen Amanda. 21 Zeilen, mehr gesteht er der Tat nicht zu. Anhand von Rückblicken, Ausblicken und Ereignissen in der Gegenwart legt Edvardsson das Motiv für den Schuss auf das Mädchen nachvollziehbar frei, wobei sich bald herauskristallisiert, dass es sich nicht um ein Eifersuchtsdrama zwischen zwei Liebenden handelt, sondern Motiv und Täter wo anders zu finden sind. Und so, wie es zwei Menschen braucht, ein Kind zu zeugen, aber ein ganzes Dorf, um das Kind groß zu ziehen, braucht es mehr als einen Menschen, um einen anderen zu vernichten. Nichts und niemand scheint zu sein, was er oder sie vorgibt zu sein. Aber alle in der Kleinstadt Trelleborg wissen Bescheid. Der ermittelnde Kommissar Brodin muss tief in der Vergangenheit suchen, denn Amandas Freund Nico, der gleich am nächsten Morgen als Tatverdächtiger in Untersuchungshaft genommen wird, schweigt. Er lässt Kommissar Brodin lediglich wissen, dass er geschworen hat zu schweigen. Und daran hält er sich. Es ist an Brodin die Puzzleteile zu finden, Antworten auf die Fragen wer den tödlichen Schuss auf Amanda abgegeben hat und warum Nico schweigt. Während Nicos Eltern nicht glauben können, dass ihr besonnener Sohn zu dieser Tat fähig war, gerät die Welt von Amandas Eltern und ihrer älteren Schwester aus den Bahnen… Edvardsson Roman spiegelt ein aktuelles, realistisches Gesellschaftsbild und thematisiert Mobbing an Schulen, im Internet und im privaten Bereich, Ko-Abhängigkeiten, sexuelle Gewalt, Klassendenken, Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Edvardsson schreibt spannend, aber nicht reißerisch. Die Handlung kann sich entwickeln, ihren Lauf nehmen. Die kurzen Kapitel – jedes Kapitel spielt abwechselnd vor oder nach dem Mord, einen Tag oder ein Jahr früher oder später –  sorgen für Dynamik. Beeindruckend die vielschichtig und authentischen Charakterstudien. Kein Charakter zu viel, jeder hat eine wichtige Rolle. Und des Rätsels Lösung? Geschickt legt Edvardsson Fährten, die er wieder verwirft und somit lange Zeit Brodin ergebnisoffen ermitteln lässt. Er hält  die Spannung und es gelingt ihm vielleicht sogar, am Ende zu überraschen.

 

Foto: Carolina Andersson

Mattias Edvardsson lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern außerhalb von Lund in Skåne, Schweden. Nachdem er lange als Gymnasiallehrer für Schwedisch und Psychologie gearbeitet hat, konzentriert er sich inzwischen ganz auf das Schreiben. Mit seinen Romanen eroberte er auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde nicht nur von den Leser*innen gefeiert, sondern auch von der Presse hochgelobt. Edvardssons Handwerk ist der Grusel im Alltäglichen. Mit »Dunkelkaltes Schweigen« erscheint jetzt der fünfte Roman des Bestsellerautors bei Limes.

 

Trelleborg, Südschweden. Zwei Paare, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Jari und Maria sind beruflich erfolgreich und gesellschaftlich etabliert, Sasho und Linda arbeiten im Supermarkt und führen ein bescheidenes Leben. Als sich ihre Kinder Amanda und Niko ineinander verlieben, prallen ihre Welten aufeinander. Gegen den Willen ihrer Eltern werden die beiden ein Paar. Doch dann wird Amanda mitten in der Nacht auf einem Pier erschossen aufgefunden und Niko zum Hauptverdächtigen. Statt sich zu verteidigen, schweigt er. Schon bald wird klar, dass diese Tragödie ein noch viel dunkleres Geheimnis verbirgt …

LIMES Verlag – broschiert – 448 Seiten – 18,00 € – ISBN 978-3-8090-2781-2

 

 

 

 

 

 

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