Schlagwort: Stasi

Frank Goldammer: Im Schatten der Wende, Kriminaldauerdienst Ost-West; Interview mit dem Autoren

Mit seiner neuen Serie von Kriminalromanen setzt der Dresdner Schriftsteller die Schilderung der Verhältnisse in Ostdeutschland, kurz vor und nach der Wende, fort. Es ist schon bemerkenswert, wie dicht der Autor die Gefühlslage eines jungen Polizisten schildert, der bei einer Montagsdemonstration in Leipzig eingesetzt wird und sich einer riesigen Menschenmenge gegenüber sieht. Auch die geschilderten Zustände die sich ergeben, nachdem die DDR zwar noch existiert aber sich die Befehlsstrukturen gänzlich geändert haben werden sehr realistisch widergegeben. Das Misstrauen der Bevölkerung und die Unsicherheit in das eigene Handlungsvermögen bestimmen die Handlung dieses Kriminalromans. Er macht aber auch deutlich, was sich in den letzten 30 Jahren geändert hat und welche Intentionen hinter dem Wunsch nach Reisefreiheit und Freiheit in der Lebensführung zum Umsturz geführt haben. Weiterlesen

Frank Goldammer: Feind des Volkes, Max Hellers letzter Fall

Mit seinem neuesten Kriminalroman macht er, der Autor Frank Goldammer, hoch spannend und atmosphärisch dicht deutlich, warum es noch erhebliche mentale Unterschiede zwischen Ost und Westdeutschen gibt. Bücher, die in dieser Deutlichkeit die Unterschiede herausarbeiten sind selten. Es wird deutlich dass die Menschen in Ostdeutschland quasi nahtlos von der Nazidiktatur zu einer Diktatur von in „Kommunisten“ übergeleitet wurden. In der DDR, das wird in diesem Buch deutlich, wurden viele, auch staatstreue Bürger, abgehört, drangsaliert und auch schnell weggesperrt. Familien werden entzweit und das gesäte Misstrauen untereinander war präsent. Nach der Wende war einsehbar, dass es berechtigt war. Mit seinem siebten Buch über den Kriminalkommissar Heller ist diese Serie beendet. Weiterlesen

Hans-Ulrich Jörges: Stille Invasion

Bei dem vorliegenden Werk habe ich zunächst einmal nachgeschaut wer denn der Autor und wie seriös diese Berichterstattung ist. Die geschilderten Ereignisse die sich im September 1980 zugetragen haben sind ein beschämendes Beispiel dafür, wie sich die Mächtigen abstimmen, wenn ihre Kreise gestört werden. Wenn vorliegenden Unterlagen seinerzeit veröffentlicht worden wären, hätte dies eine grundsätzliche Umstrukturierung des politischen Parteiensystems gegeben. Es erscheint mir geradezu ungeheuerlich, dass sich die DDR in Berlin gegen ihre eigenen Genossinnen und Genossen gestellt hat. Dieses Treiben wurde auch noch von der BRD und den vier alliierten Mächten toleriert, obwohl Honecker und Mielke Stasi Truppen nach Westberlin schicken. Weiterlesen

Blütengrab, Ada Fink

Mai 1993 die Zeit nach der Wende. Immer noch sind die ehemaligen Volkspolizisten nicht richtig im Beamtenapparat ihrer Wessi-Kollegen angekommen. Und wenn sich dann ein sogenannter erfahrener Kriminalbeamter aus Kiel in die Provinz von Mecklenburg versetzten lässt, dann weiß man Bescheid. Ein Loser, der es in Kiel zu nichts gebracht hat und im Osten den großen Maxen markieren will. Ausgerechnet jetzt kommt dieser Ingo Larssen, dabei hat Kommissarin Ulrike Bandow gerade erst einen Mord am Hals. Ein dreizehnjähriges Mädchen, gefunden auf einem Blütenbett von Ebereschen, missbraucht und mit Schnitten fürchterlich zugerichtet. Schnitte die Runden darstellen. Als der Wessi Larssen dann auch noch von einem Modus Operandi spricht und andeutet, dass ein Serienmörder am Werk war, rollen seine neuen Kollegen aus Wussnitz nur die Augen. Doch die Kette mit dem Marienkäfer, die das tote Mädchen trägt, hat Ulrike schon einmal gesehen und das ist fast zwanzig Jahre her. Könnte Larssen eventuell recht haben?

Ada Fink hat einen ungeheuer spannenden und komplexen Thriller geschrieben. Sie verbindet die damaligen Stasimachenschaften, mit dem verstärkten Auftauchen von Neonazigruppen nach der Wende und flechtet auch noch die RAF ein. Aber keine Sekunde wird es zu viel oder unlogisch. Jeder bekommt sein Fett weg, von der Treuhand über das BKA bis hin zu den Reichsbürgern und Stasischergen. Denn sie alle sind nur opportunistische Täter und die Opfer sind und waren insbesondere die ungeschützten Kinder. Alle die Jugendlichen, die ohne Rückhalt in staatlicher Obhut landeten und dort leichte Beute wurden. Ob nun wissentlich oder weil die Mittel fehlen.

Ein Thriller erster Güte! So spannend, dass man ihn kaum aus der Hand legen kann. Und das Ende verspricht eine Fortsetzung vom Ermittlerduo Bandow und Larssen.

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Frank Goldammer: Zwei fremde Leben. Interview mit dem Autoren

Als gebürtiger Dresdner hat Goldammer wieder seinen Roman in seiner Heimatstadt angelegt. Als in der DDR aufgewachsener hat er erlebt was es hieß in einem Land zu leben in dem der Staat alles für seine Bürger kontrollierte und bestimmte. Das begann schon, und hier setzt der Autor an, bei der Geburt. Da wurden schon Kinder von Eltern die nicht systemkonform waren in Staatsobhut genommen. Der Staat wollte ja dem Sozialismus ergebene Menschen „züchten“. Diese Linientreuen Staatsbürger mit höheren Funktionen hatten alle Möglichkeiten der Lebensführung, sprich Westprodukte und Reisemöglichkeiten. Goldammer zeigt in seinem Werk sehr deutlich diese Atmosphäre der Unterdrückung und Bespitzelung durch den Staat. Ein Roman der in einem deutschen Staat spielt, den es heute nicht mehr gibt, dessen mentalen Auswirkungen noch heute deutlich zu spüren sind. Weiterlesen

Christian v. Ditfurth: Böse Schatten, Kriminalroman, Stachelmann ermittelt (7)

Boese Schatten von Christian Ditfurth

Nach den beiden actionreichen Romanen, Heldenfabrik u. 2 Sekunden, aus der Feder v. Ditfurth´s ist nun etwas mehr Ruhe in die Romane gekommen. Halt, Langweilig schon garnicht, dafür blickt er wieder tief in das Innere seiner Figuren. Stachelmann Selbstzweifler und „Frauenheld“, der eigentlich mit den schönen Frauen nicht so recht umzugehen weiß, kommt wieder mal an seine Grenzen. Er hat es aber auch mit einer harten Nuss, die in Form eines kleinen Stückchen Papiers daherkommt zu tun. Dabei zeigt uns der Historiker v. Ditfurth dass die kalten Krieger im Westen nicht die Helden sind die sie vorgeben zu sein. Seine Vergleiche der Diktaturen (DDR u. Nazideutschland) sind für die jüngeren Leser sehr erhellend.

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