Schlagwort: autobiografisch

Christine Wolter: Die Alleinseglerin

Zum 40. Jahrestag der Erstveröffentlichung hat der Ecco Verlag die Geschichte der Alleinseglerin neu aufgelegt. Für mich eine Entdeckung, die in all den Jahren nichts an Aktualität eingebüßt hat, sprachlich begeistert und überraschend modern ist. Als der Roman von Christine Wolters 1982 beim Aufbau Verlag, Ost-Berlin, veröffentlicht wurde, kam dem Buch und der Autorin nicht die Aufmerksamkeit zu, die beide verdient hätten. Selbst die Verfilmung der Romanvorlage durch die DEFA einige Jahre später änderte nichts daran. Aber die Autorin hatte etwas geschafft, was dem System unheimlich sein musste: sie hatte sich eine legale Umsiedlung nach Mailand erkämpft, um den Mann, den sie liebte, zu heiraten. Sie behielt ihren Pass, konnte in die DDR reisen und nach wie vor beim Aufbau Verlag veröffentlichen. Weiterlesen

Nichts als die Wahrheit, James Comey

Wenn sich jemand mit dem amerikanischen Rechtssystem auskennt, dann James Comey. Von der Pike bei der Staatsanwaltschaft New York musste er manchmal auf die harte Weise erfahren, dass es in diesem Beruf und allen Berufen, die dem Justizministerium unterstellt sind, nur um eines gehen sollte, um die Wahrheit! Und die Wahrheit ist keine Sache der Definition oder der politischen Ansicht, die eigentliche Wahrheit ergibt sich aus nachweisbaren oder widerlegbaren Tatsachen.

Autobiografisch erzählt Comey von seinen Fällen als Staatsanwalt und wie er dort gelernt hat, dass man als Rechtsvertreter des Volks nie einen Millimeter von der Wahrheit abrücken darf, selbst wenn man seinen eigenen Fall damit sabotiert. Weil er in diesem Sinne handelte, feuerte Präsident Trump 2017 Comey, der als Republikaner bereits 2013 unter Barak Obama FBI-Direktor war. Das Buch berichtete anschließend über die Zeit Präsident Trumps, seine stetiges Unterwandern der Wahrheit, das sukzessive entfernen von Menschen, die sich dem nicht beugen wollten und die Infragestellung der drei demokratischen Pfeiler der USA, der Legislative, der Exekutive und der Judikative. James Comey zieht direkte Linien zur Watergate-Affäre, dem damaligen Präsidenten Nixon sowie Edgar Hoover, der als längster FBI-Direktor seine Machtposition schamlos ausnutzte.In seinem letzten Kapitel spricht James Comey von der Chance des Wiederaufbaus, wie das auch mit dem Justizapparat nach der Nixons Korruption passierte. Er berichte wie der damals neue, unabhängige und keiner Partei anhängige Justizminister Edward Levi dafür sorgte, dass das amerikanische Volk wieder Vertrauen in die Justiz bekam, durch Transparenz und die unbedingte Wahrheit.

Genau wie Comeys erstes Buch „Größer als das Amt“, ist „Nichts als die Wahrheit“, hochinteressant, gut geschrieben und nimmt kein Blatt vor den Mund. Hier geht es nicht um eine Abrechnung mit Trump, hier geht es um die Wahrheit, die von diesem Präsidenten mit Füßen getreten wurde.

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