C.L. Miller: Der falsche Vogel

Rechtzeitig vor Urlaubsantritt landete „Der falsche Vogel“ auf meinem Schreibtisch. Schon allein die Flugzeit verhieß ungestörtes Lesevergnügen. Der pfiffige Titel und das smart gestaltete Cover gefielen mir und der Klappentext machte mich neugierig. Ein Debütroman, ein „cozy crime“, der in der Welt der Antiquitäten spielt: interessant, zumal die Mutter von C.L. Miller 120 (!) Bücher über Antiquitäten und Inneneinrichtung veröffentlichte und als Expertin gilt. Auch wenn das die Tochter nicht automatisch zur Fachfrau macht, merkt man, Miller weiß, wovon sie schreibt und kann mit ihrem Wissen glänzen. Allerdings erscheint der Plot streckenweise etwas zu gewollt, manche Charaktere wirken konstruiert und wenig ausgearbeitet. Ich hätte mir besonders für die Protagonistin Freya Lockwood etwas mehr Charme gewünscht und hier zeigt sich, dass Namen und deren Symbolik eher Fluch als Segen sein können. Denn ich bin nicht überzeugt, ob die Wandlung von der betrogenen Ehefrau und von Selbstzweifeln gequälten Seele hin zur – wiedererwachten – Antiquitätenfahnderin und emanzipierten Frau, also zur „Herrin“ (Bedeutung von Freya), gelungen ist. Ich frage mich, was das für ein Frauenbild ist, dass die Autorin vermitteln will. Soll ich wirklich glauben, dass eine Frau, die im 21. Jahrhundert mit Anfang 40 vom Ehemann verlassen wird, fast 10 Jahre ihre Wunden leckt und ihre Zeit im Museum verbringt? Leider lässt Miller ihre Protagonistin nicht ein einziges Mal richtig glänzen oder lässt wenigstens Amor einen Pfeil auf sie abschießen. Alles wirkt angestaubt und in die Jahre gekommen, wie der Antiquitätenladen, den sie von Arthur Crocklewood, ihrem verstorbenen Mentor, geerbt hat. Ich vermisse den sprichwörtlichen „englischen Humor“, die liebenswerte Schrulligkeit, um die man die Briten beneiden kann. Kurzum, es fehlt mir an dem, was einen „cozy crime“ unter anderem ausmacht: eine dichte Atmosphäre und  Lokalkolorit. Aber vielleicht bin ich von all den wunderbaren britischen Krimiautorinnen und Krimiautoren zu sehr verwöhnt.

Ich wünsche der Autorin, dass sie sich mit ihrer nächsten Geschichte aus dem Fahrwasser ihrer Mutter freischwimmt, sich auf neues Terrain begibt und den handelnden Personen mehr Raum für die persönliche Entfaltung lässt.

Foto: Dan Kennedy

Cara begann ihre Karriere im Verlagswesen als Redaktionsassistentin ihrer Mutter Judith Miller für den Miller’s Antique Price Guide und als Rechercheurin für den Antique Hunter’s Guide to Europe und wechselte dann ins Gastgewerbe und zu Veranstaltungen.

 

 

 

 

Ein plötzlicher Todesfall ruft Freya Lockwood in ihre alte Heimat zurück. Ihr früherer Mentor Arthur Crockleford wurde tot in seinem Antiquitätenladen aufgefunden. Doch er hat sein gewaltsames Ableben kommen sehen und handfeste Hinweise auf seinen Killer hinterlassen, dazu eine schaurige Warnung: Schafft Freya es nicht, seinen Tod aufzuklären, wird sie das nächste Opfer! Während sie Arthurs Spuren auf ein Landgut voller Antiquitäten und zwielichtiger Experten folgt, wird Freya klar, in welcher Gefahr sie schwebt. Denn selbst wenn so mancher Schatz gefälscht ist, die Gauner und Ganoven dort sind vollkommen echt – und ihre Absichten absolut mörderisch.

Blanvalet Verlag – broschiert – 365 Seiten – 17,00 € – ISBN 978-3-7645-0853-1

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