Schlagwort: Familienleben

Megan Hunter: Die Harpyie

Der Titel von Megan Hunters Roman „Die Harpyie“ führt uns in die Welt der Mythologie. Soviel war mir klar, doch sicherheitshalber habe ich gegoogelt: „Eine Harpyie ([deutsch ‚reißender Sturm‘) ist ein geflügeltes Mischwesen der griechischen Mythologie in Vogelgestalt mit Frauenkopf.“ Das kann nichts Gutes verheißen. Zumal Hunter ein künstlerisches Ende für ihre Geschichte wählt und es der Interpretation der Lesenden überlässt, zu deren eigenen Schluss zu kommen. Ein Anruf, ein Satz – ihr Mann betrügt sie mit meiner Frau – verändert das Leben zweier Ehepaare, das beschauliche Familienleben in einem englischen Mittelschicht-Vorort, reißt sorgfältig aufgebaute Schutzmauern ein und lässt die Bestie, vielmehr die Harpyie, in Lucy von der Leine. Mit drei Bestrafungen, die sich Lucy aussuchen darf und dafür aus der Mythologie schöpft, soll das Weiterlesen

Genevieve Wheeler: Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben

Mit Genevieve Wheelers Erstlingswerk starten wir in die Saison der Herbstneuerscheinungen – und es ist kein Liebesroman, aber durch ihren unerschrockenen Blick auf Herzschmerz und mentale Gesundheit voller Wärme und Empathie. Es ist eine Geschichte über die Bedeutung zu lieben und geliebt zu werden. Die Autorin beginnt ihre Geschichte in der Zukunft und erzählt sie auf verschiedenen Zeitebenen. Wheelers Protagonistin Adelaide ist eine beruflich erfolgreiche Amerikanerin in London, Mitte Zwanzig. Sie ist chaotisch und wartet hoffnungsvoll auf das nächste Abenteuer. Nur um ihr Selbstwertgefühl ist es nicht gut bestellt. Als sie ihren Prince Charming trifft, verliebt sie sich Hals über Kopf in Rory Hughes, der wunderbar ist, wenn er mal wirklich wunderbar ist, aber er ist zerstörerisch in seinen Unzulänglichkeiten. Er Weiterlesen

Fran Littlewood: Die unglaubliche Grace Adams

Seitdem die ersten Autorinnen und Filmemacherinnen das tabuisierte Thema Menopause erfolgreich behandelt haben, ist der Damm gebrochen und der Weg zu einer Auseinandersetzung freigemacht. Das Thema ist – ich wage es zu sagen – heiß. So heiß, dass der Verlag HarperCollins letztes Jahr verkündete, sie würden proaktiv nach Geschichten suchen, die weibliche Erfahrungen reflektieren und Frauen in der Menopause als smarte, witzige, starke, emanzipierte Charaktere, die hocherhobenen Hauptes gehen und kämpfen, porträtieren. Und ja Grace, du bist ganz sicher eine Kämpferin, witzig, unvergesslich und ziemlich unglaublich, wie vermutlich auch deine geistige Mutter, Fran Littlewood, die mich mit ihrem Debütroman völlig überzeugt. Weiterlesen