Schlagwort: RAF

Ellen Sandberg, Keine Reue

Erinnerungen können gefährlich sein!

Auf der Rückseite des Cover steht: Ellen Sandberg, jeder Roman ein fesselndes Leseerlebnis. Das kann man mehr als unterschreiben. Ellen Sandberg schafft es in ihren Romanen Gegebenheiten, Familienporträts, das Zusammenleben und Fehlverhalten der Gegenwart und Vergangenheit realistisch darzustellen. Die Schrecken der Vergangenheit aufzudecken und wieder ins Gedächtnis zu rufen. Nicht umsonst sind alle ihre Bücher auf der Spiegel Bestsellerliste. Jeder Band ist völlig anders. Autark und abgeschlossen. Keine Serienprotagonisten. Man freut sich schon im Vorfeld auf jedes neue Buch, mit welchem Thema überrascht uns Ellen Sandberg denn dieses Mal. Jeder Band informativ und spannend zusammengestellt. Gut, dass Ellen Sandberg seit 2017 jedes Jahr ein neues Werk herausbringt. Man muss nur noch zugreifen und lesen.

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Sechs Tage im Herbst, Bernd Ohm

Der Roman ist von Anfang bis Ende eine rasante Achterbahnfahrt. Als auf den so unbescholtenen zweifachen Familienvater Henning während eines Abendessens geschossen wird, sind alle ratlos. Wem galt das missglückte Attentat, ihm, seinem Freund Kai, seiner Frau? Auch die Polizei kann kein Licht ins Dunkel bringen. Doch Henning, der IT-Spezialist, hat eine Ahnung. Denn es gab einmal eine Zeit in seinem Leben, von der niemand in seiner Familie weiß. Und als er die Handvoll Menschen im Internet sucht, die eingeweiht sind, dass sein Deckname Little Crow war, findet er nur Todesanzeigen. Drogentod, Autounfall und all das erst vor Kurzem. Jemand ist hinter ihnen her, der Gruppe, die vor vielen Jahren einmal die RAF unterstützte und für kurze Zeit Teil der Familie war. Henning bleibt nichts anderes übrig, als die Attentäter zu suchen, denn es gibt niemanden, den er um Hilfe bitten könnte. Der Gejagte wird zum Jäger.

Atemlose Spannung mit richtig guter Aufarbeitung der damaligen politischen Verhältnisse. Ein unglaublich unterhaltsamer Thriller, nachdem man sagt: So hätte es sein können!

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Rachekult, Frederic Hecker, Frankfurt-Thriller

Rachekult von Frederic Hecker

Es ist bereits der zweite Teil der Frankfurter Ermittler. Joachim Fuchs, Hauptkommissar und ehemaliges SEK-Mitglied und der Profilerin, besser gesagt der Fallanalystin Lara Schuhmann. Man merkt sofort, dass Frederic Hecker sich sowohl in Frankfurt als auch Offenbach auskennt und jede Menge rechtsmedizinischen Hintergrund hat.

Im zweiten Fall des Ermittlerduos geht es um Serienmorde, die in den eigenen Reihen für Unruhe sorgen. Ein Polizist, ein ehemaliger Polizeipräsident und dann noch ein guter Freund von Hauptkommissar Fuchs. Wo die Verbindung liegt, ist schwer auszumachen, bis das ehemalige RAF Mitglied Marlies Bonkert nach Jahrzenten aus dem Gefängnis entlassen wird.

Spannender Thriller mit erstaunlichem Lokalkolorit, was ich in Eschborn ansässig, nur bestätigen kann. Rechtsmedizinisch richtig interessant und gut geschrieben. Für jeden Thriller-Fan ein Genuss. Weiterlesen

Stephan R. Meier: 44 Tage

Als jemand, der diese Zeit September 1977 bewusst miterlebt hat, tauchen aus dem Unterbewusstsein viele Erinnerungen auf. Besonders sind mir zwei Bilder im Gedächtnis geblieben: das Foto mit Hanns Martin Schleyer unter dem RAF Stern und die Filmszene in der man Jürgen Schumann den Lufthansa Kapitän aus seiner Maschine wirft. Dieses Buch schafft es, die damalige Zeit aufleben zu lassen Fragen aufzuwerten nach den terroristischen Umtrieben damals und dem Terrorismus heute. Aus meiner Sicht hat die RAF am Anfang, wie auch in diesem Buch richtig geschildert, in der Studentenschaft Sympathien generieren können. Das hat sich dann verflüchtigt, als unbeteiligte Bürgerinnen und Bürger G und beschädigt wurden. Terrorismus in Deutschland hat seinerzeit für die Demokratie viel Schaden angerichtet. Notstandsgesetze die tatsächliche Freiheitsrechte einschränkten waren und sind bis heute möglich. Das vorliegende Buch ist deshalb nicht nur wegen der historischen Ereignisse, sondern auch für die Betrachtung der Gegenwärtigen von hoher Wichtigkeit. Weiterlesen

Blütengrab, Ada Fink

Mai 1993 die Zeit nach der Wende. Immer noch sind die ehemaligen Volkspolizisten nicht richtig im Beamtenapparat ihrer Wessi-Kollegen angekommen. Und wenn sich dann ein sogenannter erfahrener Kriminalbeamter aus Kiel in die Provinz von Mecklenburg versetzten lässt, dann weiß man Bescheid. Ein Loser, der es in Kiel zu nichts gebracht hat und im Osten den großen Maxen markieren will. Ausgerechnet jetzt kommt dieser Ingo Larssen, dabei hat Kommissarin Ulrike Bandow gerade erst einen Mord am Hals. Ein dreizehnjähriges Mädchen, gefunden auf einem Blütenbett von Ebereschen, missbraucht und mit Schnitten fürchterlich zugerichtet. Schnitte die Runden darstellen. Als der Wessi Larssen dann auch noch von einem Modus Operandi spricht und andeutet, dass ein Serienmörder am Werk war, rollen seine neuen Kollegen aus Wussnitz nur die Augen. Doch die Kette mit dem Marienkäfer, die das tote Mädchen trägt, hat Ulrike schon einmal gesehen und das ist fast zwanzig Jahre her. Könnte Larssen eventuell recht haben?

Ada Fink hat einen ungeheuer spannenden und komplexen Thriller geschrieben. Sie verbindet die damaligen Stasimachenschaften, mit dem verstärkten Auftauchen von Neonazigruppen nach der Wende und flechtet auch noch die RAF ein. Aber keine Sekunde wird es zu viel oder unlogisch. Jeder bekommt sein Fett weg, von der Treuhand über das BKA bis hin zu den Reichsbürgern und Stasischergen. Denn sie alle sind nur opportunistische Täter und die Opfer sind und waren insbesondere die ungeschützten Kinder. Alle die Jugendlichen, die ohne Rückhalt in staatlicher Obhut landeten und dort leichte Beute wurden. Ob nun wissentlich oder weil die Mittel fehlen.

Ein Thriller erster Güte! So spannend, dass man ihn kaum aus der Hand legen kann. Und das Ende verspricht eine Fortsetzung vom Ermittlerduo Bandow und Larssen.

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Ein richtig falsches Leben, Jakob Bodan

Ein bisschen durchgeknallt ist die Geschichte schon, doch gerade deshalb kann man das Buch einfach nicht zur Seite legen.

Die dritte Generation, die für das Attentat auf Alfred Herrhausen und andere verantwortlich war, wollte damals das Ende der DDR rächen. Die Mörder gingen in den Untergrund und sind es zwanzig Jahre später immer noch. Sie leben ein Leben der Anonymität, des Schweigens und der Frustration. Frederic, der in Südfrankreich mit MC eine Scheinehe und eine kleine Marmeladenmanufaktur führt, ist am Ende. Er will endlich raus, denn er hasst MC, seine ehemalige Kampfgenossin, genauso, wie sie ihn verachtet. Doch so einfach kann man als ehemaliges RAF-Mitglied nicht in die Gesellschaft zurück. Ergibt man sich, wird man zu Verräter, taucht man auf eigene Faust unter, so hat man plötzlich nicht nur die Exekutive auf den Fersen, auch die eigene Leute. Es ist aussichtlos, doch als Frederic Constanze kennenlernt, scheint es lohnenswert, noch einmal ein richtiges Leben zu beginnen. Ein Traum könnte wahr werden, wäre da nicht ein Problem. Constanzes Vater wurde damals von der RAF hingerichtet, sie selbst ist ein Opfer von Frederics früherer Gesinnung.

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