Regina Porter: Die Reisenden

Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was Erzählen. In ihrem Debütroman nimmt uns Regina Porter  mit auf eine Reise über 6 Jahrzehnte der US–Geschichte und zweier Familien, die eine schwarz, die andere weiß. Ein Debütroman stilistisch einwandfrei, wortgewaltig und fordernd. 6 Jahrzehnte US– Geschichte beginnend in den Fünfzigern von der Bürgerrechtsbewegung, dem Mord an Martin Luther King bis hin zu Obama beschreibt Regina Porter das Leben zweier Familien vom Rassismus, Vietnamkrieg und deren Traumata, Homosexualität, Ungleichheit und befreienden Aufenthalt im Ausland.

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Foto: Liz Lazarus

Regina Porter ist in Savannah im Bundestaat Georgia geboren und lebt heute in Brooklyn. Sie studierte am renommierten Iowa Writer´s Workshop und erhielt mehrere Schreibstipendien. Sie ist eine vielfach ausgezeichnete Theaterautorin. Sie arbeitete u. a. mit Playwrights Horizon, New York Stage & Film und Women´s Project zusammen.

Die Christies und die Vincents – zwei Familien, die eine schwarz, die andere weiß. Ihre Herkunft könnte nicht unterschiedlicher sein und doch bringen sie die Zeit der Umwälzungen und die gemeinsame Sehnsucht nach Versöhnung und Glück zusammen.

Während Martin Luther King einen großen politischen Traum hat, träumt der junge Arbeitersohn James Vincent von seiner ganz persönlichen Zukunft. Die junge Afroamerikanerin Agnes Christie glaubt nach einer unheimlichen Begegnung mit einem Polizisten überhaupt keine Zukunft mehr zu haben. Jahre später folgt ihre Freundin Eloise ihrer Heldin nach Berlin und lernt dort zu fliegen, während David Bowie im Schatten der Mauer „Heroes“ singt. Auf der anderen Seite des Atlantiks versucht ein Vietnamveteran und Shakespeare–Liebhaber mit Hilfe eines Theaterstückes zurück ins Leben zu finden.

Ein Roman gespickt mit geschichtlichen Ereignissen und Lebensgeschichten. Obwohl bei einigen Ereignissen hätte ich noch gerne mehr Hintergrundwissen erfahren. Hier war Frau Porter sehr dezent. Regina Porter schreibt nicht linear. Sie springt zwischen den Zeiten, den Familien und Perspektiven. Man ist schon sehr gefordert. Gerne möchte man doch erst mal wissen, wie die eine Familiengeschichte weiter geht, doch das erlaubt uns Regina Porter nicht.

Ein Roman über das tatsächliche Geschehen und das alltägliche Leben aus der Sicht zweier unterschiedlicher Familien und Hautfarbe in Amerika. Mit klarer Sprache, ausführlicher Beschreibung der Figuren und Atmosphäre der sechs Jahrzehnte. Eine Reise der man gerne folgt.

Übersetzung von: Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München.  Übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Literatur, u.a. von Zadie Smith, Erica Jong, Anna Quindlen, William Finnegan und Michelle Obama. Zusätzlich ist sie als Dozentin für Literarische Übersetzungen tätig.

Regina Porter: Die Reisenden, Verlag: S. Fischer, Gebundenes Buch, 380 Seiten, ISBN: 978-3-10-397395-2, € 22,00