Paul Lynch: Jenseits der See

 

Peter Lynch lässt Bolivar, einen erfahrenen mexikanischen Fischer und Hektor, einen Anfänger, trotz Sturmwarnung hinaus auf See fahren. Dass sie in Seenot geraten ist vorhersehbar, aber für die Geschichte nicht relevant, da Lynch den Fokus auf die beiden gegensätzlichen Charaktere legt, wie sie Animositäten überwinden, sich kennen lernen, eine Beziehung aufbauen und darauf, wie sie mit der Situation umgehen. Allein weit draußen auf dem Meer ohne Rettung in Sicht, sind sie gezwungen, sich auf einander zu verlassen. Es gibt niemand sonst. Als das Boot zu sinken droht, kehrt der verängstigte Hektor zu seinen Wurzeln zurück und betet. Er sieht die Ereignisse als Strafe an für Dinge, die er getan hat. Während er betet und um Beistand und Rettung bittet, kämpft Bolivar mit den Elementen und rettet sie beide. Im Grunde verachtet Bolivar Hektor und kann und will sich seine eigenen Unzulänglichkeiten nicht eingestehen, ist ganz konzentriert auf ihre Rettung. Weiterlesen

Christopher Klöble: Durch das Raue zu den Sternen

Christopher Klöble erzählt in seinem neuen Roman „Durch das Raue zu den Sternen“ die Geschichte eines 13-jährigen Mädchens – eines musikalisch hochbegabten Mädchens. Oder besser gesagt, er lässt die Geschichte von der Protagonistin Arkadia Fink, die von der Mutter „Moll“ genannt wird – offensichtlich neigt sie zur Melancholie – erzählen. Arkardia lebt mit ihren Eltern in einem Dorf in der Nähe von München. Selbst in Bayern aufgewachsen, bewegt Klöble sich auf sicherem Terrain, schafft eine atmosphärische Dichte mit glaubwürdigen, gelungenen Charakteren. Er besticht und zieht mit seiner schlichten, schönen, manchmal poetischen Sprache in seinen Bann. Weiterlesen

Ruppi Rüpelfisch, Rouven Stenneken, Simone Leiss-Bohn, Kinderbuch ab 4 Jahre

Streiten ist wichtig für Kinder, denn nur so erfahren sie, wie schön Versöhnung ist. Und dass man manchmal auch ›Entschuldigung‹ sagen muss, um Freunde zu gewinnen und zu behalten. Ruppi der kleine Rüpelfisch ist auch so ein Kerlchen, der alle immer ärgert und neckt, doch nicht merkt, wenn er es übertreibt. Und bevor er sich versieht, ist er alleine und keiner will mehr etwas mit ihm zu tun haben. Da ist guter Rat teuer.

Wie Ruppi dann ein großes Abenteuer besteht und dabei versteht, dass Freundlichkeit mehr erreicht als ein Rüpel zu sein, genau davon handelt dieses hinreißend von Simone Leiss-Bohn illustrierte Kinderbuch. Man merkt auch sofort, das Rouven Stenneken, der Autor, als Gruppenleiter in einem Kindergarten täglich eine Menge Erfahrung mit den Interaktionen von Kindern macht. Seine Geschichte in Versform, fast wie ein Lied, lässt Kinder ungezwungen und spielerisch die Schönheit von Freundschaft erfahren. Und apropos Lied, wenn man den QR-Code auf dem Buch scannt, kommt man zu Lübbe Audio. Dort wird einem das Buch von Moritz Pliqet vorgelesen. Ganz nebenbei eine wunderbare Stimme für dieses Kinderbuch und zusätzlich gibt es acht tolle Songs über das Meer, die Fische und Abenteuer. Die sind im Übrigen auch von Rouven Stenneken geschrieben, der als Bassgitarrist einer Rockband diese coolen Kindersongs komponiert hat und selbst singt.

Ich würde mal sagen, da wird einem Kind richtig viel geboten, denn es ist ein echt niedliches, doch peppig illustriertes Kinderbuch mit Vorlesefunktion und auch noch acht tollen Liedern. Und weil die Lieder von der Melodie und den Texten derart kindgerecht sind, werden die Kleinen bald acht neue Lieblingslieder haben, die sie rauf- und runtersingen. Viel Spaß mit diesem tollen Kinderbuch!

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Süddeutsche Zeitung Magazin, „Wann kommt das Salz ins Nudelwasser“, die wichtigsten Küchenfragen ein für alle Mal geklärt

Vierundsiebzig fundierte Fragen und von Fachleuten beantwortet, rund um die Küche, das Kochen, Ernährung, Gesundheit, Verhaltensregeln und Gebrauchstipps. Expertenwissen kurz und knapp von Köchen, Medizinern/innen, Ökotrophologen/innen, Verbraucherschützer/innen – für mehr Know-how im Alltag. Das Magazin der Süddeutschen Zeitung hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Alltagsfragen zu recherchieren und uns darzubieten.

 

 

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Claire Douglas, Wenn niemand dir glaubt, Perfekt Crime Thriller

Eine Buchbesprechung von Lutz Reigber:

Eins der größten Probleme zurzeit sind weltweit die Falschaussagen, die man leicht mit Fakten widerlegen kann. Doch nutzen gerade die bekanntesten Politiker das Internet und andere Medien, um ihre Thesen zu verbreiten und zig Millionen Menschen halten das für wahr, verbreiten sie weiter und verteidigen diese Unwahrheiten. Auch wenn man mit diesen Personen diskutiert und sie von der Wahrheit überzeugen will, scheitert oder verzweifelt man an deren Argumentation. Man sagt sich, das lohnt nicht zu diskutieren. Doch wenn es einen persönlich betrifft und man massiv bedroht ist, aber niemand einem glaubt, zweifelt man an sich selbst oder ist reif für die Psychiatrie. „Wenn niemand dir glaubt“ ist das neueste Thema der Erfolgsautorin und Spiegelbestsellerin Claire Douglas.

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Jochen Buchsteiner: Wir Ostpreußen

Kurz vor ihrem 90. Geburtstag hat sich die Großmutter des Autors letztlich dem schmerzvollen Prozess des Erinnerns unterzogen und niedergeschrieben, wie sie – 35-jährig – die Flucht für die Familie und die Bediensteten der beiden Güter in Götzlack und Kukehnen vorbereitete und den Treck drei Monate vor Kriegsende mutig anführte: 84 Personen, 11 vollbeladene Wagen gezogen von insgesamt 38 Pferden. Die 60-seitige „grüne Kladde“ seiner Großmutter Else, in der diese über das Familienleben und ihre Flucht aus Ostpreußen schreibt, bildet die Grundlage für Jochen Buchsteiners neues Sachbuch „Wir Ostpreußen“.  Buchsteiner hat es sich nicht leicht gemacht und ist respektvoll und gewissenhaft mit diesem „Schatz“ umgegangen. Zusammen mit seinem Vater und seinem Sohn reiste er in die Heimat seiner Weiterlesen

Vermisst – Der Fall Emily -, Christine Brand

Definitiv merkt man Frau Brand an, dass sie als Gerichtsreporterin gearbeitet hat. Sie kennt sich mit der Arbeit der Polizei, der Justiz aus. Daher ist der Fall Emily aus der Serie ›Vermisst‹ sehr realistisch. An verschiedenen Stellen dachte ich, jetzt geht sie zu weit und damit meinte ich die Privatermittlerin Malou Löwenberg. Ich dachte, es müsse härtere Konsequenzen haben für Malou, doch dann lieferte mir die Autorin immer wieder einen realistischen Grund, warum das nicht der Fall ist. Es ist ein großartiger Kriminalroman, der in Bern, Paris und auch in München spielt. Die Geschichte brilliert durch Wendungen, plötzliche unvorhersehbare neue Spuren und fügt so eigentlich drei unterschiedliche Kriminalfälle am Ende zusammen. Mir hat der Krimi trotz 576 Seiten sehr viel Spaß gemacht und war keinen Satz und kein Wort zu lang. Vielen Dank an Christine Brand, Sie wissen gut zu unterhalten. Weiterlesen

Sophia Herzog: Das Wunder von Essen

Das Wunder von Essen ist nicht nur deshalb Das Wunder von Essen, weil die deutsche Frauenfußball Nationalmannschaft das Spiel gegen die Niederlande gewann, sondern vor allem, weil es überhaupt stattfand. Noch 1 Jahr zuvor, 1955, beschloss der DFB auf seinem Verbandstag, das Fußballspielen mit Damenmannschaften zu verbieten. In der damaligen Begründung hieß es, dass „diese Kampfsportart der Natur des Weibes im Wesentlichen fremd ist“, dass „im Kampf um den Ball die weibliche Anmut schwindet und Körper und Seele unweigerlich Schaden erleiden“, und dass die „Zurschaustellung des Körpers Schicklichkeit und Anstand verletzt“. Aber die Frauen, wie unsere Protagonistin Elise, ließen sich nicht mehr ins Korsett schnüren und in die Küche verbannen. Sie haben für ihre Weiterlesen

James Norbury: Die Katze, die nach Weisheit sucht

Man kann dieses Buch in 2 Stunden lesen. Aber warum sollte man und warum will man das? Denn James Norbury verbindet auf sehr elegante Weise Schlichtheit mit profunden philosophischen Einblicken.  Die Geschichte lässt sich leicht lesen, bietet aber gleichzeitig eine Tiefe, die lange nachklingt. Für Norbury, als Jemand, der sein Zuhause mit seiner Frau und 7 Katzen teilt, ist es wohl kein Zufall, dass die Protagonistin und Ich-Erzählerin eine Katze ist. Eine namenlose Katze. Aber eine Katze mit einer Mission. Dazu eine weise und gelassene Katze, die die Menschen mit auf eine Reise zur Erleuchtung nimmt und Einblicke in Zen- Weiterlesen

Benjamin Myers: Strandgut

cAlex de Palma

Benjamin Myers zieht mich mit seiner schlanken, fast schnörkellosen Geschichte „Strandgut“, die aus Sicht der beiden Protagonisten Earlon »Bucky« Bronco, einem amerikanischen Soulsänger und der Britin Dinah, einem Soulsuperfan, erzählt wird in seinen Bann. Ganz ohne Pathos und Klimbim und ohne ins Triviale abzurutschen oder in Kitsch zu versinken. Zwei verlorene Seelen, die einen Halt bräuchten, haben sich mit ihrem Leben arrangiert und keine Erwartungen mehr. Earlon »Bucky« Bronco ist ein menschliches Wrack. Obwohl erst 70, dümpelt er nach dem Tod seiner Frau vor sich hin und wartet, vollgepumpt mit opiathaltigen Schmerztabletten gegen seine schmerzenden Knochen, auf den Tod. Nur – so leicht stirbt es sich nicht. Vor allem, wenn plötzlich und unerwartet eine Einladung – samt großzügigem Honorar – zum britischen Scarborough Soul Weekend in sein bescheidenes Weiterlesen