Alle Artikel von Lutz Reigber

Matt Basanisi & Gerd Schneider MEMENTO, Thriller nach wahren Begebenheiten

Die militärische Strategie Atomwaffen als Abschreckung zu haben zielt darauf ab, Feinde oder Angreifer davon abzuhalten, einen Angriff auf das gegnerische Land zu starten, da der Rückschlag verheerende Wirkung auf das eigene Land und die Bevölkerung haben würde. Durch den gegenseitigen Besitz von Atomwaffen hütet sich jeder Angreifer diese einzusetzen, weil diese eine sofortige Vergeltung durch den angegriffenen Staat nach sich ziehen würde, was zur Zerstörung beider Länder führen könnte. In der Erhaltung des Gleichgewichts sorgt, in der Theorie, die nukleare Abschreckung für Stabilität, weil keiner der beteiligten Staaten einen Krieg mit der totalen Zerstörung haben möchte. Doch was passiert, wenn nukleare Waffen in die Hände von unberechenbaren Landesoberhäupter, Präsidenten, Diktatoren, Despoten oder Schurken gelangen. Daher ist der Handel mit Equipment und der Verkauf des Knowhows strengstens verboten. Weltweit versuchen die Geheimdienste das zu unterbinden. Für Geld bekommt man leider alles, ohne dass die handelnden Personen sich Gedanken über die unwiderruflichen Folgen machen. Auf der Grundlage der Tinner-Affäre, einer Schweizer Familie, die in den 1990er und 2000er Jahren am internationalen Schmuggel von Atomtechnologie beteiligt gewesen sind und dabei mit Abdul Qadeer Khan, dem Vater des pakistanischen Atomwaffenprogramms in Verbindung standen. Der mit Hilfe der Tinners -Technologie und Knowhow an Iran, Libyen und Nordkorea verkaufte. Ein zentrales Element der Tinner-Affäre ist die Vernichtung von Beweismaterial durch die Schweizer Regierung.  Matt Basanisi und Gerd Schneider haben aus diesem brisanten Thema einen authentischen Thriller gemacht mit sehr viel Aufklärung und Hintergrundgeschehen von verschiedenen Behörden und ausländischen Geheimdiensten.

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Duncan Beedie, Dieser Tag ist schwer, denkt der Bär, ein Vorlesebuch für Kinder ab drei Jahre mit Gratis-Hörversion

Ein humorvolles Bilderbuch über einen schlechten Tag mit einem guten Ende. Alle Probleme sind gar nicht so groß, wenn man sie anders betrachtet und dann ist es ein schöner Tag. Als ich das Buch in die Hand nahm, war ich gespannt auf die Gratis-Hörversion. Doch es gab gar keine CD. Es ist viel besser – ein QR-Code auf der zweiten Seite verspricht einem ein unbegrenztes Lesevergnügen. Also auch noch umweltfreundlich. Besser geht es nicht. Das Handy zur Hand genommen, mit der Foto-App darauf gehalten, angeklickt und mit der Anerkennung der Cookies ging es gleich mit dem Lese – Hörvergnügen los. Ja, Lese – Hörvergnügen, sie haben richtig gelesen. Man muss beides machen, wie es sich für ein Vorlesebuch gehört: vorlesen und mit den Kindern die Bilder betrachten. In diesem Fall übernimmt die Hörversion das Vorlesen und die Kinder werden durch ein Umblätter-Geräusch aufgefordert, selbständig weiter zu blättern. Ihr Kind oder Kinder lernen sehr schnell damit umzugehen. Sie hören und blättern mit dem gehörten Text. Ich, als Opa habe es sofort mit meinen Enkelkindern ausprobiert. Es ist eine Freude, die Kleinen dabei zu beobachten. Man kann natürlich auch ohne Hörversion vorlesen. Wie es sich für Eltern und Großeltern gehört. Duncan Beedie hat eine gelungene kindgerechte Geschichte sowohl aufgeschrieben und allerliebst illustriert.

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Alexander Oetker, Wilder Wein, Ein Aquitaine-Krimi, Luc Verlains gefährlichster Fall

Es gibt doch nichts besseres, wenn man einen Kriminalroman über ein brisantes Thema liest, das gut recherchiert ist, zum Teil auf Wahrheiten beruht, mit Tatsachen belegt ist, gut bearbeitet, spannend verpackt und man bis zum Schluss nicht den Täter ermitteln kann. Zusätzlich sind die Bücher von Alexander Oetker hervorragende Reiseführer mit den Beschreibungen der Gegenden, den Weingüter mit ihren Weinen, den besten Lokalitäten und ihren angesagtesten Speisen und das Lebensgefühl der Menschen. Man ist noch beim Lesen und gleichzeitig auf den Sprung: da will ich hin. Ich möchte das Aquitaine auch erleben. Das ist der Stil von Alexander Oetker. Wer noch kein Fan von Alexander Oetker ist, fangen sie mit diesem Buch „Wilder Wein“ an und sie werden bestimmt die Vorgängerbücher und die Nachfolgenden verschlingen.

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Paulo Coelho, Maktub

Maktub ist ein arabisches Wort, das wörtlich „es ist geschrieben“ bedeutet. Es wird oft verwendet um auszudrücken, dass etwas vorbestimmt oder unvermeidlich ist, ähnlich dem Konzept des Schicksals. „Maktub“ bedeutet, dass Ereignisse des Lebens bereits festgelegt sind. Alles, was passiert hat einen tieferen Sinn, der oft über das menschliche Verständnis hinausgeht. In vielen Kulturen gehört es zu den Religionen, insbesondere im Islam, wo der Glaube an das Schicksal manifestiert ist. Paulo Coelho umschreibt es in seinem Buch auf Seite 29 mit diesen Zeilen: „Maktub“ bedeutet: Es steht geschrieben. Manch ein Araber deutet „Es steht geschrieben“ jedoch anders, denn Gott ist barmherzig und hat, obwohl alles schon geschrieben steht, Seine Feder und Seine Tinte oft nur dazu benutzt, um uns zu helfen.

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Andreas Brandhorst, OXYGEN Welt ohne Sauerstoff, Ein apokalyptischer Zukunfts-thriller

Neugier und Experimente haben uns schon seit der Urzeit Verbesserungen gebracht – das Feuer, das Rad, die Züchtung von Getreide, Gemüse und Obst. Bis in die Neuzeit daraus die Wissenschaft wurde. Die Wissenschaft, die uns mit ihren neuen Erkenntnissen ein vermeintlich besseres Leben schafft. Angefangen vom Schmelzen des Erzes zu Stahl zu Schneidemessern aber auch zu Waffen, bis zu Heute, die Erfindung des künstlichen Düngers und den Giftspritzen zur Vernichtung von unerwünschtem Pflanzen und sogenannten Schädlingen, die Kernspaltung mit ihren Atomkraftwerken und Bomben oder die Erfindung des Verbrennermotors, zu der leichten und schnelleren Fortbewegung, mit dem Nachteil der Klimabelastung. Bevor ich weiter mit dieser Rezension fortfahre, zitiere ich für mich sehr aussagekräftige Zeilen aus diesem Buch OXYGEN von Andreas Brandhorst, Seite 404:

Eine Frau näherte sich, etwa sechzig, groß und schlank, mit grauen Strähnen im dunklen Haar. Sie wirkte würdevoll und gleichzeitig traurig, wie jemand, der einen großen Verlust erlitten hat. „Es ist die Wissenschaft, die den Menschen zu Grabe trägt“, sagte sie mit einer Stimme, die allen anderen verstummen ließ. „Sie hat uns Technik gebracht, mit der wir Wasser und Land vergiftet haben. Die Wissenschaft bescherte uns neue Waffen für den Krieg und Atomkraft, die uns verstrahlt und an deren Folgen die Menschen noch in Jahrtausenden leiden werden, sollte es dann überhaupt noch Menschen geben. Wissenschaft bescherte uns eine fatale Veränderung des globalen Klimas, mit dem Ergebnis, dass uns gewaltige Stürme und Überschwemmungen selbst hier erreichen, in Mamaroneck. Um den Klimawandel zu bekämpfen und Millionen, wenn nicht gar Milliarden Menschen davor zu bewahren, Hab und Gut zu verlieren und sich auf Wanderschaft zu begeben, weil sich ihre Heimatländer in Wüsten verwandeln … Dafür wurde erneut die Wissenschaft bemüht. Die Wissenschaft hat immer alles nur noch schlimmer gemacht.

Autorenfoto: Copyright ® Kristian Streich

Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, zählt mit Thrillern wie „Das Erwachen“ und „Das Bitcoin-Komplott“ und Science-Fiktion-Romanen wie „Das Schiff“ und „Omni“ zu den erfolgreichsten Autoren unserer Zeit. Spektakuläre Zukunftsvisionen sind sein Markenzeichen. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Literaturpreise. Andreas Brandhorst hat dreißig Jahre in Italien gelebt und ist inzwischen in seine alte Heimat in Norddeutschland zurückgekehrt.

Endlich hat man es geschafft mit verschieden Maßnahmen die Erhitzung der Erde und somit den Klimawandel zu stoppen. Die Förderung regenerativer Energiequellen mit neuen Technologien von Windrädern, Solaranlagen, Wasserkraftwerke, inklusive eines Schutzschirmes, den man im All installiert hat, der die Sonnenstrahlung absorbiert. Das Geld floss in Strömen von der UNO an gewisse Firmen. Doch dann entdeckt die Meeresbiologin Laura Lombardi, dass das Plankton, verantwortlich für 70 % unseres lebenswichtigen Sauerstoffs, die Fähigkeit der Fotosynthese verloren hat. Was erst partiell im Meer aufgetreten ist, hat sich rasch auch über das Land ausgedehnt. Alles wird Grau. Die Welt ohne Sauerstoff, darin kann nichts, weder Pflanzen noch Tiere und auch der Mensch nicht, überleben. Laura Lombardi macht schnell ihr Entdeckung publik und warnt vor den Folgen. Sie wird als Sensationshascherin und Spekulantin auf eine Professur abgekanzelt. Einflussreiche Firmen diffamieren sie. Sie wollen lieber Geld verdienen, als einen eventuellen Fehler zu korrigieren. Gelingt es Laura und ihrem Team die Welt zu überzeugen? Aber selbst in dieser prekären Situation und äußerster Notlage gibt es immer noch Personen, die Kapital für sich herausschlagen wollen. Ein Thriller um Macht, Geheimdienste, Ansprüche der einzelnen Staaten und Einzelpersonen ohne Rücksicht auf das Gemeinwohl und ums Überleben. Ein packender, spannender und aufklärender Klima-Thriller. Gut recherchiert mit vielen Erklärungen zur Wissenschaft, Sauerstoff oder das Salbard Globel Seed Vault dem Saatgutgewölbe im Eis.

OXYGEN Welt ohne Sauerstoff, Andreas Brandhorst, Fischer Verlag/Tor, ISBN: 978-3-597-70743-0, Klappenumschlag, Seiten 605, € 18,00.

Tim Anderson, Ramen Forever, 90 Japanische Soulfood-Rezepte

Das Erste, was ich aus diesem Buch gelernt habe, ist SZL – Schlürfen, Zusehen, Lernen. Das ist die Aufforderung von Tim Anderson, um Ramen zu verstehen, sollte man nach Japan gehen und SZL machen. Ramen müssen geschlürft werden, nur so erreicht man das wohlige, runde Geschmacksempfinden. Das geräuschvolle Schlürfen ist gewollt und nicht peinlich. Ohne Schlürfen keine Ramen.  Ist es Verrücktheit, Manie oder Passion? Eher nicht! Für Tim Anderson sind Ramen eine Philosophie, der er sein Leben verschrieben hat. Er sagt von sich selbst, obwohl er privat oder in seinem ehemaligen Restaurant „Nanban: Japanisches Soul Food“ täglich Ramen zelebriert hat, dass er die perfekten Ramen gesucht hat, doch nie erreicht. Wenn man sein Buch Ramen studiert, erfährt man schnell, dass Tim Anderson mehr als untertreibt.

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Jamie Oliver, Billy und das Rätsel um die rote Frau

Abenteuer, Freundschaft, Magie und jede Menge Spannung. Illustriertes Kinderbuch ab 8 Jahre. Jamie Oliver bekannt durch seine, man kann schon sagen, genialen Kochbüchern, die vollgestopft sind mit geschmackvollen, kreativen Ideen, manchmal mit nicht vorstellbaren Kombinationen und doch einfachster Handhabung. Oder durch seine Kochsendungen, die er kurzweilig und lustig mit einfachsten gelungenen Gerichten bestückt hat. Nein kein Sterneküchen schiki miki. Dafür bodenständig und nachvollziehbar. Kann Jamie Oliver auch Kinderbücher. Ja! Poopy, Daisy, Petal, Buddy und River sind seine fünf Kinder, die ihn sicherlich dazu inspiriert haben. Jamie als liebevoller Vater, der seinen Kindern abends die gute Nacht Geschichte vorliest oder selbst erfindet und erzählt. Warum dann nicht mal aufschreiben. Jetzt ist der zweite Band da „Billy und das Rätsel um die rote Frau“. Aufbauend auf dem ersten Band „Billy und der geheimnisvolle Riese“ geht die Geschichte weiter um Billy und seine besten Freunde Anna, Jimmy und Andy mit Opa in den wunderbaren Zauberwald „Waterfall Woods“ mit seien Elfen, Riesen, Trollen und leider mit der Bedrohung durch die rote Frau.

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Petra Ivanov, Kryo – Die Versuchung, Teil II der Trilogie

Ein Mensch kann nicht zweimal Sterben. Oder doch? Kryo – kalt – mit Kälte behandeln. Russland – Staat, Oligarchen, Geld, Macht, Gewalt, Korruption, Einschüchterung, um die Ziele durchzusetzen, auch Mord.

Pawel Danilow, ein russischer Oligarch, der sein Firmenimperium mit seinem Bruder teilt, gründet in Selenograd dem Silicon Valley von Russland, die Firma KryoZit und ist überzeugter Transhumanist und Kryoniker. Dieses umstrittene System, in dem sich zu Lebzeiten Probanten zur Verfügung stellen, sich nach ihrem Tod in sogenannten Dewars in Stickstoff einfrieren lassen, in der Hoffnung, dass die Technik soweit fortschreitet, um wiederbelebt zu werden. Oder hier, dass die Forschung es schafft, dass man das Gehirn digital auslesen kann, um es auf ein externes Medium zu übertagen, wodurch man künstlich weiterlebt. Nur sein Bruder Andrej will damit nichts zu tun haben und geht ins Kloster.

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Matthias Gfrörer, Gemüse Gut Alles Gut., 100% vegetarische Gemüseküche

Der Titel Gemüse Gut Alles Gut soll sicherlich ein herrliches Wortspiel auf Matthias Gfrörers Gutsküche „Deli und Garten“ in Wulksfelde mit seinem Spitzen-Gutsküchenteam, welches mit einem Michelin-Stern prämiert ist, sein. Umwelttechnisch und gesundheitstechnisch wird von allen Seiten proklamiert, die Ernährung der Zukunft sollte Gemüse- und Obstbasierend sein. Den Luxus Fleisch sollte man sich nur in Ausnahmefällen gönnen. Daher ist es ganz natürlich, dass immer mehr gut ausgebildete Köche, auch aus der Feinschmeckergastronomie, ihr Können in kreative vegetarische bis hin zu veganen Gerichten zeigen. Viele gehen sogar das Wagnis ein, ihr eigenes Restaurant danach zu gestalten. Ein Hoch auf diese Pioniere. In Frankfurt Main hat das schon vor Jahren ein junger Koch Matthias Schmidt in der Villa Merton versucht. Er hat sich noch selbst unter Druck gesetzt, es sollte auch nachhaltig sein. Alle Produkte mussten aus dem Umkreis von 100 Kilometern sein. Es gab nur jahreszeitliche Produkte, Tomaten nur im Sommer, Zitronen und Orangen gar nicht. Er war einer der ersten, der erkannt hatte, wie wertvoll Grünkohl ist und hat ihn Hoffähig gemacht. Leider hat sein Stil nicht überlebt. Dagegen ein sehr positives Beispiel das Seven Swan, das kleinste Restaurant Frankfurts, hat von konventioneller Sterneküche erst auf vegetarische Küche und dann auf vegane Küche umgestellt und ist mehr als erfolgreich und ebenso mit einem Stern prämiert. So ist es eine Freude für mich von Matthias Gfrörer zu lesen, von seinem Gutshofrestaurant, das er mit kreativer vegetarischer Küche betreibt und auch prämiert ist.

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Lina Bengtsdotter, Flammenschwestern, Hochatmosphärischer Thriller

Du kannst der Vergangenheit nicht entfliehen! Ein Hoch an Lina Bengtsdotter, besser, imposanter beeindruckender kann man nicht das Leben und das Erwachsen werden in einem kleinen Dorf in Schweden beschreiben. Da Lina Bengtsdotter in so einer Kleinstadt aufgewachsen ist, hoffe ich nur, dass es nur ein Roman ist und nicht doch autobiographisches dran ist. Die Geschichte spielt in dem schwedischen Dorf Silverbro. In solchen kleinen Orten ist das Gemeinschaftsgefühl stark ausgeprägt, jeder kennt jeden. Bei den Gegebenheiten und Situationen in den einzelnen Häusern kennt man sich aus. Man trifft sich im selben Pub, beim selben Wirt. Duldet die Andersdenkenden, die Abgerutschten, verdrängt die Gerüchte über häusliche Gewalt bis hin zum Missbrauch. Man weiß es, aber spricht nicht drüber. Man mischt sich nicht ein. Die Jugend wächst damit auf, sucht den Halt in den Freundschaften, privaten Feten und im Alkohol. Die Erwachsen erzählen von den vielen Mythen und Sagen, auch von Silverbro, von dem vor Jahren verschwundenen Mädchen Sofia, die nie wieder aufgetaucht ist.

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