Schlagwort: Kunst

Innerstädtischer Tod, Christoph Peters

Der erste Eindruck:

-Was ich von dem Buch hörte: Von dem Roman wusste ich, dass es Menschen gab, die klagten, weil sie sich in dem Buch wiedererkannten. Eine einstweilige Verfügung sollte das Buch stoppen, doch wurde vom Landgericht Hamburg zurückgewiesen. Die Kunstfreiheit siegte und das Buch war in den Feuilletons der Zeitungen in aller Munde.

-Erster Blick ins Buch: Oh je, da hat ein Autor keine Lust auf Absätze, Paragrafen und die direkte Rede verschwindet in durchgeschriebenen Seiten. So etwas finde ich als Leser anstrengend und verstehe eigentlich nicht, warum man das als Autor macht. Aber, das gehört auch zur künstlerischen Freiheit.

– Und dann habe ich angefangen zu lesen.

Fazit: Ein spektakulär gutes Buch, mutig, amüsant mit einem Augenzwinkern und brutal ehrlich. Die Gedanken sind frei und so lässt der Autor jeden seiner Figuren mit Gedanken und Worten von der Leine und das tut er bravourös. Eine gelungene Persiflage unserer Zeit, die den Finger auf politischen Extremismus, die immerwährende Schickeria der Kunstszene und zerrissene Familienbande legt. Und ganz nebenbei bekommen auch noch andere ihr Fett weg. Dritter Teil eine Trilogie, wobei das Buch definitiv auch als Stand-Alone funktioniert und nebenbei recht brillant ist. Weiterlesen

Simone Meier: Die Entflammten

Hat sich Simone Meier in ihren voran veröffentlichten Romanen im hier und heute bewegt, greift sie in ihrem heute erschienenen Roman „Die Entflammten“ die historische Lebensgeschichte der Jo van Gogh-Bonger auf. Sie verwebt – auf unterschiedlichen Erzähl- und Zeitebenen – die fiktive Familiengeschichte der Ich-Erzählerin Gina, Studentin der Kunstgeschichte mit schriftstellerischen Ambitionen mit der realen Geschichte von Vincent van Goghs Schwägerin, die mit Vincents jüngerem Bruder Theo verheiratet ist. Sehr schnell wird klar: hinter jedem Mann – ob erfolglos, depressiv, oder mit Syphilis infiziert – steht eine starke Frau! Ginas Mutter ermutigt und unterstützt ihren Mann darin, ein Buch zu schreiben und finanziert mit ihrer Arbeit den Weiterlesen

Vernissage im Kunstverein Familie Montez: Unterwelten | Disavowed Evolution | Baumschule

Kennen Sie die Ausstellungsräume des Kunstverein Familie Montez in der Honsellstrasse 7 im Frankfurter Osten? Wenn nicht, haben Sie zwei gute Gründe dort hinzugehen. Kurator Mirek Macke, der auch die Ausstellung eröffnete, bewies ein gutes Gespür als er sich für 3 ganz unterschiedliche Künstler und deren Werke entschied und eine interessante, sehenswerte Ausstellung entstand: während der Frankfurter Fotograf Peter Seidel und der in Frankfurt lebende Aktionskünstler Bernhard Zich ihr Debut in den heiligen Brückenhallen feierten, ist Kai Teichert mit seinen monumentalen Werken immer wieder zu Gast bei Familie Montez. Weiterlesen

Braine, Aliki, Chilvers, Ian, Gwynne, Paul et al.: „Die Geschichte der Malerei. Entwicklungen, Techniken und Motive in der Kunst“

Gastrezension: Dr. Ulrike Bolte

Das schön gestaltete Buch von einem Autorenkollektiv von Kunsthistorikern – sogar auf dem Cover kann man den Pinselduktus van Goghs haptisch erfassen – führt fulminant durch die Kunstgeschichte. Angefangen mit den steinzeitlichen Höhlenmalereien von vor 40000 Jahren, die wahrscheinlich dem Jagdzauber oder schamanischen Praktiken dienten, geht die Reise zu den ägyptischen Grabanlagen, die ganz mit Malereien und Hieroglyphen zum Geleit der Seele im Jenseits bedeckt waren und weiter zur eingeritzten, silhouetteartigen, schwarzfigurigen und aufgemalten naturalistischeren, rotfigurigen Vasenmalerei der Griechen. Daneben werden die verschiedenen Anwendungsgebiete in der Geschichte einer Farbe wie z. B. rot thematisiert als roter Ocker, Mennige, Zinnober, Karmin aus Cochenilleläusen, Krapplack oder Kadmiumrot. Weiterlesen

Benjamin Moser: „Sontag – Die Biographie“

Gastrezension: Dr. Ulrike Bolte

In seiner fulminanten Biographie bringt uns Benjamin Moser anhand von Tagebuchaufzeichnungen und Aussagen von Freunden und Zeitgenossen das Leben der Essayistin, Publizistin, Romanschriftstellerin und Theaterregisseurin Susan Sontag nahe. Die Jury des renommierten Pulitzerpreises begründete ihre Wahl folgendermaßen: „Ein richtungsweisendes Werk, erzählt mit Pathos und Anmut, die das Genie und die Menschlichkeit der Schriftstellerin mit all ihren Abhängigkeiten, sexuellen Ambiguitäten und volatilen Leidenschaften einfangen“. Weiterlesen

Hannah Rothschild: Die Launenhaftigkeit der Liebe

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild

Die Launenhaftigkeit der Liebe von Hannah Rothschild

Gastrezension: Ulrike Bolte: Kenntnisreich und voller Humor entführt Hannah Rothschild den Leser in das Reich der Kunst: Angefangen vom kreativen Schaffensakt, der sich im persönlichen Pinselduktus niederschlägt, vom Bannen der Gefühle des Malers Antoine Watteau auf die Leinwand bis über die Reproduktionen in Drucken und Imitationen durch Jahrhunderte hindurch. Das (fiktive) Bild als Protagonist schildert seine eigene Geschichte, die Provenienz, die Besitznahme durch berühmte Persönlichkeiten, in deren Aufreihung sich der jeweilige Besitzer sieht: Voltaire, Ludwig XV., Madame Pompadour, Friedrich der Große, Katharina die Große, Napoleon, George VI., Queen Victoria bis es in jüdischen Besitz kommt.

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