Schlagwort: Hunger

Lea Stein: Altes Leid

Es ist erstaunlich, mit welchen Umständen bis vor kurzem noch Frauen zu kämpfen hatten, um zu überleben. Nicht nur dass sie 1947 gefroren und gehungert haben, nein, sie wurden auch durch männliche Gewalt und Ignoranz verletzt, getötet und missachtet. Dies hat die Autorin Lea Stein mit drastischen Bilder aus dem zerstörten Hamburg und Umgebung geschildert. Kein Stein auf dem anderen, die Menschen Haus in Löchern und Bunkern versuchten mit Hamsterkäufen und Schwarzmarktgeschäften über die Runden zu kommen. Dabei wurden sie neben übergriffigen Gangstern auch durch die Polizeibehörden gestört, die versucht haben, dem Schwarzmarkt die Mittel zu entziehen. Die Autorin erzählt aber auch eine Geschichte von Serientätern die notleidenden Frauen sexuell bedrängt haben. Ein Roman der den Lebenswillen von Menschen höchst anschaulich schildert. Weiterlesen

Harald Gilbert: Luftbrücke

Ein Krieg, wirft auch nach den Kampfhandlungen weiterhin seinen langen Schatten auf die übrig Gebliebenen. Ein besonderer Brennpunkt nach dem Zweiten Weltkrieg war die vier Mächte Stadt Berlin. Ihr versuchten die Siegermächte ihr jeweiliges Regierungssystem durchzusetzen. Das führte relativ schnell zu Spannungen, dass besonders die Zivilbevölkerung traf. Es kulminierte besonders im Jahr 1948 als die Westmächte ihre Westwährung durchsetzten. Bei der Spaltung der Stadt Berlin in zwei Teile war natürlich auch die Polizei stark betroffen. Sie spaltete sich machte kriminalistische Arbeit nahezu unmöglich. Neben der prekären Lebenssituation der Betroffenen, die der Autor drastisch vor Augen führt, feierte der Schwarzmarkt fröhliche Urständ und führte oft zu ekelhaften Situationen. Eine grauenhafte Mordserie, angelehnt an eine tatsächliche Serie, hat der Autor spannend in Szene gesetzt. Weiterlesen

Jan Weiler: Kühn hat Hunger

Jan Wiler löst die „Männlichkeitsfrage“ mit einen fantastischen Krimi. Wann ist der Mann ein Mann, fragt schön Grönemeyer. „Weck die Bestie, du Sau“ ruft der Held des Romans und macht eine fürchterliche Diät. Das es um das Thema Diät bei Männern, dreht ist der vordergründige Teil des Romans. Der tief gehende Teil beschäftigt sich mit dem Problem des „Mann“ werdens. Was ist, wenn „Mann“ nicht die Kurve zum anderen Geschlecht bekommt? Das alles ist verwoben mit einem Fall, in dem es um unglücklich liebende (Incels, involutary celibate), eigentlich einsame Männer geht, die die Schuld dafür, den Frauen zuschieben. Der Roman ist komisch und klug, der zum Nachdenken anregt, ein Porträt des überforderten Mannes, der seine Rolle neu finden muss. Weiterlesen

Alex Beer: Der dunkle Bote, ein Fall für August Emmerich historischer Kriminalroman,

Wien in dunklen Zeiten. Herbst 1920. Das Bürgertum verheizt seine Möbel, die Kinder erfrieren auf den Gassen. Das rechte Gesox ködert mit Hassparolen und dann gibt’s da noch Tote die einfach ermordet werden. Alex Beer hat wieder einmal bewiesen dass sie diese Zeit authentisch auf Papier bannen kann. Wer dann noch von den guten alten Zeiten sprechen kann dem ist nicht zu helfen. Nationalstolz, dass transportiert Beer geschickt zwischen den Zeilen, ist der Anfang. Das Ende ist Elend und Hunger.

 

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Frank Goldammer: Tausend Teufel, Kriminalroman, Der zweite Fall für Max Heller

Schon im ersten Roman von Frank Goldammer war die erzählerische Kraft zu spüren die im neuesten Werk voll zum Tragen kommt. Der Autor erzählt nicht nur eine hoch spannende Geschichte, er katapultiert uns außergewöhnlich anschaulich in das zerstörte Dresden von 1947. Dass die Geschichte so authentisch rüberkommt ist, so erzählte es uns der Autor auf der Buchmesse, hat in den Erzählungen seines Großonkels seinen Ursprung. Dieser sei aus Russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt und zur Volkspolizei gegangen. Davon hat er berichtet und scheinbar so intensiv dass Goldammer alles aufschrieb. Dabei kommt auch das Unverständnis hoch, dass viele Ex Nazis wieder in verantwortungsreichen Posten saßen.

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