Schlagwort: Gesellschaft

Anja Marschall: Der Henker von Hamburg

In einer weltoffenen Stadt wie Hamburg ging es doch sehr provinziell zu, wenn es sich um das Geschlechterverhältnis ging. Gesellschaftlichen Klassen waren strikt getrennt und das Verhältnis zwischen Männern und Frauen beruhte darauf, dass die Männer zur Arbeit gingen und die Frauen sich an die 3K, Kinder, Küche, Kirche zu halten hatten. Da verwundert es nicht, wenn selbstständige Frauen aus diesem System ausbrechen oder versuchen dieses zu umgehen. Die Frau des Kommissar Hauke Sötjes kommt über eine gefeierte Sängerin in die höheren Kreise der Hansestadt und auch mit den Geheimnissen dieser Frau in Kontakt. Neben der spannenden Handlung sind besonders gesellschaftlichen Unterschiede bemerkenswert gut beschrieben. Weiterlesen

Anja Marschall: Feuer in der Hafenstadt

Ein Kriminalroman der die gesellschaftliche und politische Vergangenheit an der Nordseeküste widerspiegelt. Die gesellschaftlichen Unterschiede sind enorm aber anders als auf dem Festland. An der Nordsee bestimmen die Kapitäne und die Unternehmer wo es lang geht. In diesem Krimi geht es die Erweiterung der genossenschaftlichen Hochsee Fischerei. Da die Beschaffung von Kuttern sehr kostspielig und langwierig ist müssen viele Menschen bereit sein Geldmittel zu investieren. Dies scheint aber von dunklen Mächten nicht gewollt zu sein und mit den verschiedensten unlauteren Mitteln torpediert zu werden. Im Hintergrund werden auch menschliche Schicksale dieser Zeit authentisch geschildert. Weiterlesen

Niklas Natt och Dag: 1795

Mit diesem Band geht die dreiteilige Reihe um die sehr unterschiedlichen Ermittler, ein einarmiger Soldat, Jean Michael Cardell, und ein traumatisierter Zwillingsbruder, Emil Winge, zu Ende. Die Romane werden ein Schlaglicht auf eine Vergangenheit Schwedens deren Trauma bis heute noch nachwirkt. Es ist die Zeit als Schweden völlig sowohl wirtschaftlich, politisch und sozial heruntergekommen ist. Ein Paria unter den Europäischen Staaten. Soziopädische Gesellschaften haben die Bevölkerung und den Staat unter Kontrolle. Alkoholismus in der zerstörerichsten Form macht von niemanden halt und lässt familiäre Bindungen nicht zu. All dies wird mit geradezu seziererischen Betrachtungsweise geschildert. Der Autor lässt uns aber auch über seine Protagonisten über diese Zustände philosophieren und nachdenklich zurück. Weiterlesen

Sabine Weigand: Die Englische Fürstin, Zwischen Glanz und Rebellion

Vorab möchte ich ein paar persönliche Worte schreiben. Diese Rezension habe ich als Mann verfasst. Warum sollten nicht auch Männer über ein sogenanntes Frauenbuch eine Rezension schreiben. Erstens hat mich das Buch geschichtlich interessiert. Zweitens sind meine Großeltern väterlicherseits selbsterlebte Zeitzeugen. Mein Großvater war Leibjäger beim Bruder von Kaiser Wilhelm und mit diesen zur Eisbärenjagd in Spitzenbergen, zur Kaiserkrönung in Japan, auf der Rückfahrt zur Stippvisite beim Boxeraufstand in China. Meine Großmutter kam aus höherem Hause, hatte aber keinen Adelstitel mehr, da ihre Mutter einen Bürgerlichen geheiratet hatte. Sie wurde aber noch in einer Schule für höhere Töchter ausgebildet. Sie konnte wirklich auf Anhieb noch umfallen. Ich kann mich noch an die Bilder von dem Bruder des Kaisers und meinem Großvater erinnern. Leider waren wir Kinder damals zu jung, um zu begreifen, dass man das erlebte meiner Großeltern aufschreiben sollte.

Dieses Buch wird zwar als Roman angeführt, doch es ist weit mehr als das. Ein wahres Zeitgeschehen. Sabine Weigand hat hier von einer realen Person geschrieben. Sie hat die Biographien, Zeitungsberichte, Tagebucheintragungen, Briefe und Aussagen von Zeitzeugen mit aufgeführt. Dazu sogar Originalbilder verwendet. Beim Lesen vermischt sich alles so gekonnt, dass man immer weiterlesen will. Man möchte wissen, wie das wirkliche Leben  von Daisy am Hofe des Kaisers und den Wirren des Ersten Weltkrieges und danach weiter geht. Tatsachen, keine Fiktion. Weiterlesen

Cixin Liu: Die 3 Sonnen

Ein Si – Fiction Roman der Sonderklasse, nicht weil er viele Preise gewonnen hat, sondern weil er an die klassischen Romane von Stanislav Lem, Asimov erinnert. Der Autor erschafft Welten und Gesellschaftssysteme die soziologisch in die Tiefe gehen und außergewöhnlich sind. Ungewöhnlich auch, einen historischen Vorgang wie die Chinesische Kulturrevolution, als roten Faden durch die Geschichte ziehen zu lassen. dabei nimmt der Autor kein Blatt vor den Mund. Da der Roman in Teilen sehr wissenschaftlich aufgebaut ist, muss man schon technischen Verstand haben um Fiktion und Realität zu unterscheiden. Interessant ist auch, das Xixin Liu den Weltraumaufzug wie ihn Frank Schätzing in seinem Roman „Limit“ vorgestellt hat, erwähnt. Weiterlesen

Cixin Liu: Weltenzerstörer, Novelle

Weltenzerstoerer von Cixin Liu

Ein Chinesischer SiFi Roman, besser eine Novell. Der Autor bringt hier eine Menge Themen in seiner Geschichte unter. Es erinnert etwas an Stanislav Lem, der in seinen Geschichten ganze Gesellschaften, ihre Eigenheiten untergebracht hat. Dabei hat er, genau so wie Liu gesellschaftliche Problematiken zur Diskussion gestellt. In einigen Passagen der Novelle kann man vermuten, dass auch Probleme der Chinesischen Gesellschaft angesprochen werden. Das aber ist dann schon etwas nur für Chinesen und diejenigen die sich hierin auskennen.  Für eine/n Neueinsteigerin in chinesische SiFi ist diese Novelle bestens geeignet. Weiterlesen

Jan Weiler: Kühn hat Ärger

 

Ein Gesellschaftsroman der auch eine Kriminalgeschichte beinhaltet. Weiler beschreibt Lebensverhältnisse die unterschiedlicher nicht sein können. Der Junge mit Migrationshintergrund, die Familie die durch ererbtes Vermögen nie Geldsorgen haben wird und Kühn der im Eigenheim wohnt das aber aufgrund verbrecherischer Gewinnsucht auf verseuchtem Boden steht. All das bringt der Autor lebensecht unter ohne in Larmoyanz zu verfallen oder anzuklagen. Das Kühn in seinem Beruf auch Belastungen ausgesetzt ist spiegelt sich auch im Zusammenleben der Familie wider. Weiterlesen