Ein gefeiertes und prämiertes Debüt hinzulegen ist eine Sache. Nachzulegen und Publikum, Juroren und Kritiker gleichermaßen zu begeistern ist eine andere Sache – eine Kunst. Beides ist Sara Strömberg gelungen und – wohlgemerkt – Krimifans, keine Thriller Liebhaber, können sich glücklich schätzen, dass dieser neue Stern am schwedischen Krimiautorenhimmel nun übersetzt in Deutschland erhältlich ist. Strömberg beherrscht die Kunst des bildhaften Erzählens, sprachlich überrascht und begeistert sie. In drei Sätzen beschreibt sie Situationen oder Orte wie zum Beispiel ein Maleratelier und alles ist gesagt. Nahezu poetisch sind ihre Landschaftsbeschreibungen und nach wenigen Seiten bin ich eingetaucht in die Welt der Protagonistin Vera Bergström und ihre Geschichte. Nachvollziehbar und logisch entwickelt sich Weiterlesen
Kategorie: Buchbesprechungen
Der Märtyrer – Teil II vom Paria, Anthony Ryan, Hobbit Press Klett Cotta
Endlich kam der zweite Band der Saga um Alwyn Scribe heraus. Eigentlich ist es seine Lebensgeschichte, die er selbst als alter Mann erzählt. Und dieser Teil erinnerte mich an den ›Herr der Ringe‹. Denn er handelt wie der zweite Band, von Tolkiens Meisterwerk, ›Die zweit Türme‹ fast nur von Schlachten. Doch gut erzählt sind selbst solche Erzählungen interessant und mitreißen. Man denke nur an die Erfolge von Game of Thrones. Ritter, Schlachten, Ehre, Mystik und Liebe dürfen nicht fehlen, bei solch einem Epos. Hinterhältige Könige, sehr unheilige Kleriker und verblendete Gläubige machen das Leben von Alwyn schwer. Auch wenn er in den Rang eines Hauptmanns und später sogar ein Sir befördert wird, hadert er mit dem Adel, dem Glauben und vor allem dem ganzen Brimborium, der auf Ehrgefühl basiert. Er ist und bleibt ein einfacher Mann des Volkes, bis er in das Land der Caerither kommt und Magie, Wahrheit und Ehrlichkeit am eigenen Leibe verspürt.
Ein Stoff wie Robin Hood, die Arthus Sage, Herr der Ringe, Game of Throns oder auch der Highlander. Ich kann nur hoffen, dass diese Trilogie ebenfalls verfilmt wird. Denn sie hat einen unglaublichen Trumpf, Alwyn Scribe. Ein Antiheld, der immer wieder zum widerwilligen Helden emporsteigt. Dabei ist er clever, gerissen, zynisch und hat ein verdammt gutes Herz! Eine Abenteuer-Trilogie, die Spaß macht!
Tim Anderson, Ramen Forever, 90 Japanische Soulfood-Rezepte
Das Erste, was ich aus diesem Buch gelernt habe, ist SZL – Schlürfen, Zusehen, Lernen. Das ist die Aufforderung von Tim Anderson, um Ramen zu verstehen, sollte man nach Japan gehen und SZL machen. Ramen müssen geschlürft werden, nur so erreicht man das wohlige, runde Geschmacksempfinden. Das geräuschvolle Schlürfen ist gewollt und nicht peinlich. Ohne Schlürfen keine Ramen. Ist es Verrücktheit, Manie oder Passion? Eher nicht! Für Tim Anderson sind Ramen eine Philosophie, der er sein Leben verschrieben hat. Er sagt von sich selbst, obwohl er privat oder in seinem ehemaligen Restaurant „Nanban: Japanisches Soul Food“ täglich Ramen zelebriert hat, dass er die perfekten Ramen gesucht hat, doch nie erreicht. Wenn man sein Buch Ramen studiert, erfährt man schnell, dass Tim Anderson mehr als untertreibt.
Richter sterben besser, Teil III der Siggi Bruckmann – Reihe, Thorsten Schleif
Im dritten Band über die Verwicklungen des Amtsrichters Siggi Bruckmann mit dem politischen und organisierten Verbrechen geht es richtig zur Sache. Nicht nur, dass Siggi zur Hochzeit seiner Ex nach Malle muss, seine Freundin und Journalistin Robin begleitet ihn. Er ist zwar glücklich mit der neuen Liebe, doch die lässt nicht locker und stochert immer noch in einem alten Mord herum, der mit Siggi viel zu tun hat. Immerhin ist er so etwas wie ein Nebentäter und sich seiner Rolle als quasi Mörder sehr klar. Als der Richter dann auch noch den Sohn von Bandenchef Yildiz, denn er unwissend zu einem Mord angestiftet hat, ins Gefängnis schickt, werden die Probleme größer. Denn anscheinend will jemand Siggi töten. Ein BMW ohne Nummernschilder versucht ihn zu überfahren, dann landet ein Blumentop aus großer Höhe nur Zentimeter neben seinem Kopf und besagter BMW scheint ihn auch noch zu verfolgen. Es könnte Yildiz sein, oder die Russische Mafia, der er mit der Aufdeckung eines Immobilienschwindels sehr schadete. Vielleicht sogar Ministerpräsident Laak, dessen Sohn sich im Rahmen der Ermittlungen das Leben nahm. Als Siggi mit seiner alten Freundin Richterin Paula Hellrich, die gerade über den Fall des Russischen Mafiaboss verhandelt, essen geht, fallen dann die tödlichen Schüsse. Richter sterben nun einmal besser.
Witzig, spannend und ironisch bis zu den Satzzeichen! Es ist einfach eine herrliche Reihe. Und der Cliffhanger beruhigt mich, denn Teil vier steht uns ins Haus.
Jamie Oliver, Billy und das Rätsel um die rote Frau
Abenteuer, Freundschaft, Magie und jede Menge Spannung. Illustriertes Kinderbuch ab 8 Jahre. Jamie Oliver bekannt durch seine, man kann schon sagen, genialen Kochbüchern, die vollgestopft sind mit geschmackvollen, kreativen Ideen, manchmal mit nicht vorstellbaren Kombinationen und doch einfachster Handhabung. Oder durch seine Kochsendungen, die er kurzweilig und lustig mit einfachsten gelungenen Gerichten bestückt hat. Nein kein Sterneküchen schiki miki. Dafür bodenständig und nachvollziehbar. Kann Jamie Oliver auch Kinderbücher. Ja! Poopy, Daisy, Petal, Buddy und River sind seine fünf Kinder, die ihn sicherlich dazu inspiriert haben. Jamie als liebevoller Vater, der seinen Kindern abends die gute Nacht Geschichte vorliest oder selbst erfindet und erzählt. Warum dann nicht mal aufschreiben. Jetzt ist der zweite Band da „Billy und das Rätsel um die rote Frau“. Aufbauend auf dem ersten Band „Billy und der geheimnisvolle Riese“ geht die Geschichte weiter um Billy und seine besten Freunde Anna, Jimmy und Andy mit Opa in den wunderbaren Zauberwald „Waterfall Woods“ mit seien Elfen, Riesen, Trollen und leider mit der Bedrohung durch die rote Frau.
Milo tanzt, Anna Becker, Kinder- und Jugendbuch
Das Leben in der Schule ist nicht einfach, wenn man zwölf ist. Vor allem wenn man Bullies wie Bo und Lenny in der Klasse hat. Doch Milo hat Maxim, seinen besten Freund und ein großes Geheimnis. Denn er tanzt Ballett, liebt es und ist richtig gut darin. Erfahren darf das auf der Schule niemand, denn sonst wird sein Leben zur Hölle. Auch wenn seine Familie und Maxim ihn bestärken in seiner Leidenschaft, weiß Maxim eines noch nicht: Wenn Milo die Prüfung schafft, dann kann es sein, dass er auf die Ballettschule wechselt und sie sich wahrscheinlich kaum noch sehen werden. Als eines Tages ein neuer Schüler in die Klasse kommt, wird die Situation noch schwieriger, denn Luca setzt alles daran, sowohl hinter Milos als auch Maxims Geheimnis zu kommen. So fängt der ganze Ärger an.
Wieder mal ein solch wundervolles Kinderbuch von Thienemann, dass man nur begeistert sein kann. Ich hatte gelesen, das Buch sei ein moderner ›Billy Elliot‹, doch ›Milo tanzt‹ ist viel realer und im wahren Leben verwurzelt. Ganz bestimmt ein tolles Buch für Ihr Kind, sowohl für Mädchen und Jungen. Denn ihre Kinder wissen, liebe Leser, dass Zwölfjährige sehr gemein sein können und da hilft nur ein echt guter Freund!
Rainer Weiss: Goethes Fäuste
Laut Herausgeber Rainer Weiss stand am Ende eines geselligen Herrenabends der Titel fest: Goethes Fäuste. Und ihm fiel die Aufgabe zu, die Seiten hinter dem Titel zu füllen. Dabei herausgekommen – ein Goethe-to-go! Ein Büchlein von handlichem Format, sozusagen für die Westentasche. Immer dabei und griffbereit. In Zeiten in der einer Yoga-gestählten Gesellschaft fernöstliche Weisheiten locker über die Lippen kommen, es als unzumutbar gilt, Schüler Gedichte auswendig lernen zu lassen und das Unwort des Jahres „eine ausgeglichene Work-Life-Balance“ sein könnte, fragt man sich: warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Schlag nach bei Goethe, denn da steht was drin. Angesichts des gesegneten, hohen Alters Goethes, verwundert der Umfang seines Gesamtwerkes nicht. Eher versetzt die Aktualität in Weiterlesen
JP Delaney: Die Erbin
Eines haben Erbschaften gemeinsam: ihnen geht der Tod des Erblassers voraus. In JP Delaneys neuestem, fesselnden, verstörenden und schockierenden Psycho-Thriller „Die Erbin“ traf es den auf Mallorca lebenden Spät-Hippie-Künstler-Vater von Jess und Finn Henson. Gemächlich startet die Story, nimmt dann aber Fahrt auf und hält Dank unvorhersehbarer Drehungen und Wendungen bis zum – von mir – nicht vermuteten Ende die Spannung. Und jedes Mal, wenn man denkt, gleich gibt es eine Auflösung, entzieht sich die Wahrheit dem Erkanntwerden. Finn, als Ich-Erzähler, reist von London nach Mallorca, um die vermeintlich heruntergekommene Finca Siquia, auf der er seine Kindheit verbracht hat, Weiterlesen
Tanzpalast, Harald Gibers
Berlin 1950, der Ostsektor grenzt sich immer mehr vom Westen, den Amerikanern, ab. Ein kalter Krieg beginnt in einer Stadt in der immer noch Hunger und Armut herrscht. Aber durch die Alliierten blüht auch das Nachtleben. Man verdient sich den Lebensunterhalt als tanzender Gigolo. Deutsche Fräuleins werden die Geliebten der amerikanischen Offiziere, nur um an die köstlichen Lebensmittel der PX ranzukommen oder einen warmen Hintern, in einer beheizten Wohnung zu haben. Auch Lotte lässt sich aushalten, bis sie eines Nachts verschwindet. Rita eine Freundin von Kommissar Oppenheimer bittet ihn um Hilfe. Dabei ist es als deutscher Polizist nicht so einfach im Kreise des amerikanischen Militärs Nachforschungen anzustellen. Als die junge Frau tot gefunden wird, ist ihre Leiche absurd in Szene gesetzt. Oppenheimers Team tappt im Dunkeln. Die Dance Hall Luxor, in der sowohl Lotte als auch ihr Mann René gearbeitet haben, ist der einzige Anhaltspunkt. Leben kommt erst in die Ermittlung, als die Ehefrau eines US-Offiziers ebenfalls verschwindet. Jetzt tickt für Oppenheimer die Uhr und die MP macht ebenfalls Druck.
Dies war mein erster Oppenheimer-Krimi und ich muss sagen, er hat mir sehr gut gefallen. Die Adaption der Geschichte im Berlin der Fünfziger kommt sehr authentisch rüber, genau wie die Protagonisten. Gerne fügt der Autor auch das eine oder andere geschichtliche Ereignis mit ein. Und man merkt, wie viel Ahnung er davon hat. Solider Krimi, spannend und sympathisch! Ich für meinen Teil werde mir mal die ersten Teile der Kommissar Oppenheimer-Ermittlungen vornehmen.
Petra Ivanov, Kryo – Die Versuchung, Teil II der Trilogie
Ein Mensch kann nicht zweimal Sterben. Oder doch? Kryo – kalt – mit Kälte behandeln. Russland – Staat, Oligarchen, Geld, Macht, Gewalt, Korruption, Einschüchterung, um die Ziele durchzusetzen, auch Mord.
Pawel Danilow, ein russischer Oligarch, der sein Firmenimperium mit seinem Bruder teilt, gründet in Selenograd dem Silicon Valley von Russland, die Firma KryoZit und ist überzeugter Transhumanist und Kryoniker. Dieses umstrittene System, in dem sich zu Lebzeiten Probanten zur Verfügung stellen, sich nach ihrem Tod in sogenannten Dewars in Stickstoff einfrieren lassen, in der Hoffnung, dass die Technik soweit fortschreitet, um wiederbelebt zu werden. Oder hier, dass die Forschung es schafft, dass man das Gehirn digital auslesen kann, um es auf ein externes Medium zu übertagen, wodurch man künstlich weiterlebt. Nur sein Bruder Andrej will damit nichts zu tun haben und geht ins Kloster.