Kategorie: Buchbesprechungen

Daniel Gottschlich, Grazie Roma

Weiter steht auf dem Cover: Wie ich mein Sternerestaurant zurückließ, in Italien Inspiration für neue Gerichte fand und mich am Ende selbst. Das beschreibt das Buch leider nicht korrekt. Dieses Buch ist viel mehr. Es wirft die Frage auf: Ist kochen Kunst, gehört Kochen in die Kunst-Betrachtung. Ich nehme die Antwort von Daniel Gottschlich vorweg. Sein Aufenthalt in Rom zeigt, dass sein Handel und Tun zur Kunst gehört. Daniel Gottschlich hat ein Stipendium an der Deutschen Akademie Rom – Villa Massimo erhalten. Er hat dort zu sich selbst gefunden, um weiter mit Mut immer neue Wege zu gehen. Die Villa Massimo in Rom ist eine der bedeutendsten Künstlerresidenzen Deutschlands. Sie wird von der Deutschen Akademie Rom verwaltet und vergibt jährlich Stipendien an herausragende Künstler aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Musik und Architektur. Jährlich vergibt die Akademie etwa 10 Stipendien. Die Auswahl trifft eine Jury. Seit kurzem öffnet sich die Akademie auch für neue Kunstformen – so erhielt Daniel Gottschlich als erster Koch ein Stipendium, was zeigt, dass auch die Kulinarik als kreative Disziplin Anerkennung findet. Das besondere an diesem Aufenthalt ist die intensive Auseinandersetzung mit der italienischen Kunst, Kultur und Geschichte. Daniel Gottschlich hat das intensiv für sich und seine Küche genutzt.

Weiterlesen

Herausgeber: Margaret Atwood & Douglas Preston: Vierzehn Tage

Man nehme eine Idee, zwei namhafte Initiatoren und sechsunddreißig Autoren, die die Idee umsetzen. Douglas Preston zeichnet verantwortlich für die lebendige, etwas vorhersehbare Rahmenhandlung und erzählt sie in der Person der Hausmeisterin Yessenia Grigorescu, einer Frau, der das Leben viele Zitronen geschenkt hat, die dennoch aufrecht steht, widerstandsfähig und stark ist. Jeden Abend kommen die Bewohner um 19.00 Uhr auf dem Dach des Wohngebäudes zusammen. Die einzige Möglichkeit während des Lockdowns in der Lower East Side von New York frische Luft zu schnappen und dem medizinischen Personal zu applaudieren.  Anschließend werden Geschichten erzählt. Und damit kommen wir zu der Besonderheit oder dem Neuen dieses Weiterlesen

Traumland, Adam Soboczynski

Vielleicht kennen Sie das auch, wenn ich ein Sachbuch oder ein politisches Buch, manchmal sogar eine Satire lese, dann arbeite ich mit diesen kleinen bunten Klebezetteln. Sinn und Zweck dieser ist, sich Sätze oder Stellen zu markieren, die erwähnenswert oder einfach gut sind. Besonders wichtig, wenn man eine Rezension schreiben möchte. Bei Adam Soboczynskis Traumland verbrauchte ich eine ganze Menge der Klebezettel. Wenigstens eine Stelle werde ich am Ende der Besprechung einfach mal zitieren, damit Sie, liebe Leser, wissen, was ich meine.

Traumland ist eine liebevolle, witzige, manchmal wahrscheinlich mit Absicht klischeehafte und sehr kluge Beobachtung seine Wahlheimat Deutschland. Die vierköpfige Familie Soboczynski zieht von Polen nach Deutschland. Fort von einem noch umkämpften Erhalt des Kommunismus, der jedoch stetig mehr in sich zusammenfällt. Adam ist sechs Jahre, als er im idyllisch, bürgerlichen Koblenz ankommt. Die Erzählungen beginnen mit seiner Kindheit, den Studienjahren im biederen Bonn bis zu den wilderen Jahren in Berlin, wo er sich als Journalist etablieren kann. Er blickt nach Moskau, über den großen Teich zum Populisten Trump, aber auch in die kleinen mannigfach gelebten Universen in Berlin.

Seine scharfen Beobachtungen über den Osten und den Westen sind, wenn es um die Menschen geht, witzig, klug und liebenswert. Was die politischen Systeme und ihre Vertreter angeht eher klar und kompromisslos. Er zeichnet ein Bild über die Veränderung der Gesellschaft, über Demokratie und die wundersame, satte und friedliche Zeit, die wir in den letzten vierzig Jahren erleben durften. Der Autor identifiziert sich selbst mit den ewig kritisierenden Deutschen, der sein Land zu bieder und unerträglich findet. Aber die Freude an der Freiheit so etwas öffentlich äußern zu dürfen, sieht er als eine Errungenschaft, der besten aller möglichen Welten in der wir leben dürfen, dem Traumschloss Deutschland.

Weiterlesen

Wisteria, Adalyn Grace, dritter und letzter Teil der Trilogie um die Liebe des Todes

Die Trilogie über die Liebes des Todes, des Schicksals, des Lebens und einer Schnitterin geht zu Ende. Ich trenne mich davon nicht so wehmütig wie von der Twilight-Saga, die ja dieses Jahr mit Film 6 ins Kino kommt.

Auch fühlte sich das dritte Buch, das doch eher der Liebe des Schicksals und Blythe gewidmet ist, am Ende ein bisschen nach Deus ex Machina an. Denn aus dem Hut gezaubert wird eine rachsüchtigen Rothaarigen, die kurzerhand das Chaos darstellt. Wie ich es schon bei den ersten beiden Büchern erwähnte, ist es ein nettes Märchen für junge Leute, vorwiegend romantisch veranlagten jungen Frauen. So kann man es lesen und auch die nach Haufrauenerotik anmutenden Erotikszenen akzeptieren. Das Schönste am letzten Band ist wohl der Einband. Aber wenn man eine Trilogie angefangen hat, will man auch wissen, wie es zu Ende geht. Es hätte am Ende etwas besser sein können, es hinterlässt den Eindruck, auch Adalyn Grace war irgendwie froh, das letzte Kapitel zuzuklappen. Etwas zu banal, wie man den Tod mit seiner Liebe und das Schicksal mit seiner Herzensfrau dann von der Bühne abgehen lässt.

Aber urteilen Sie selbst, ob die Figuren Sie weiter begleiten oder wieder in der Versenkung verschwinden. Auf jedenfalls bleiben drei wunderschön bedruckte Bücher zurück, allein deren Anblick einen erfreut!

Weiterlesen

Elisabeth Raether, Wochenmarkt, Lieblingsrezepte für jede Jahreszeit – Mit Freude Genießen

Ganz oben auf dem Umschlag steht „ZEITmagazin“. Es müsste fast jedem bekannt sein, dass jeden Donnerstag in der „Zeit“ mit dieser Beilage, besser ausgedrückt, das sehr gut gemachte „ZEITmagazin“ mit ausgeliefert wird. Es gibt dort Rubriken wie die schon seit Jahren Kolumne von Elisabeth Raether „Wochenmarkt“. Rezepte und Ideen, was die Jahreszeit hergibt. Eben der Einkauf am Wochenmarkt. Und aus dieser Kolumne ist jetzt vom ZEITmagazin ein Buch entstanden. Rezepte aus der „Zeit“! Oder fällt es aus der „Zeit“! Oder es wurde auch „Zeit“! Diese Wortspielerei konnte ich mir nicht verkneifen.

Weiterlesen

David Baldacci: Die Silkwell-Verschwörung

David Baldacci kämpft seit fast 30 Jahren unermüdlich und unverdrossen gegen die Langeweile im Bücherregal. Mit seinen Thrillern, die in über 40 Sprachen übersetzt wurden, und den unterschiedlichen Helden seiner Geschichten hat er sich eine treue Fangemeinde erschrieben, die sicherlich den zweiten Fall für den Ex-Army-Ranger Travis Devine sehnsüchtig erwartet hat. Devine, der nach seiner militärischen Laufbahn als Privatermittler tätig ist, gerät durch seinen neuen Auftrag in gefährliche Fahrwässer und sieht sich selbst am Abgrund –sowohl im wahrsten Sinne des Wortes als auch im übertragenen Sinne: Spionage auf höchstem Niveau, Staatsgeheimnisse, die in falsche Hände geraten und persönliche Rachefeldzüge. Dazu zahlreiche Geheimnisse und eine verschwiegene und verschworene Fischerdorfgemeinschaft in Maine, Weiterlesen

Geht so, Beatriz Serrano

In ihrer Danksagung zitiert die Autorin, Beatriz Serrano, einer ihrer Freundinnen. Manu sagt zu dem Roman: »Das hier ist echt geile Scheiße« Sagen wir mal so, wenn ich dreißig Jahre jünger wäre, würde ich das wohl auch sagen. Denn eines ist die Geschichte bestimmt: Völlig abgedreht.

Im Endeffekt wird über das Leben einer jungen, aber bereits völlig depressiven Frau berichtet, die sich nur mit Beruhigungspillen, Alkohol oder Joints über Wasser hält. Außerdem ist sie Internet, in ihrem Fall Youtube süchtig. Der morgendliche Gang ins Büro wird zur Sisyphos-Arbeit. Die Meetings in der Werbeagentur zum Alien-Treff und immer ist sie die außenstehende Beobachterin. Sie hangelt sich durch, träumt von einem Wegeunfall, sodass sie nie wieder arbeiten muss. Aber ein Tag reiht sich an den anderen und nur ihre Wochenenden geben Erlösung. Bis zu dem Wochenende, an dem ein Betriebs- und Motivationsausflug geplant ist. Mit genug Drogen, um das zu überstehen, sitzt Marisa im Bus. Umzingelt von ihren Zombie-Kollegen heißt es dann nur, es geht ums Überleben.

Der Roman ist natürlich nicht nur spritzig und komisch, denn man darf nicht vergessen er beschreibt einen Burn-out, eine Angststörung und verdammt viel Einsamkeit. Jedoch nimmt die Geschichte am Ende eine derart lustige Wendung, dass man bei der Protagonistin sogar den Verlust von drei Fingern akzeptiert.

Eine neue junge Geschichte einer Autorin, die weiß wovon sie spricht oder eine exzellente Beobachterin ist. Weiterlesen

Nicole Brinkmann: Nähe und Distanz in der Hundeerziehung

Wenn Sie jetzt denken, wieso glaubt Frau Perez, sie sei befähigt, ein Buch über Hundeerziehung zu beurteilen, kann ich das gut nachvollziehen. Ich glaube nicht, denn ich weiß, ich kann das nicht. Auch wenn wir seit gut 6 Monaten eine junge Labradorhündin in unserer Familie haben, wir zweimal pro Woche in die Hundeschule gehen und ganz stolz waren, als wir von der Welpen- in die Junghundegruppe versetzt wurden. Schon beim ersten Durchblättern des Buches wurde mir klar, dass unser Hundetrainer nach derselben Philosophie unterrichtet wie die Autorin. Einiges ist mir schon bekannt und praktizieren wir, anderes wollen wir – das Rudel – noch lernen. Und der Weg dorthin dauert ganz sicher länger als das Lesen von Nicole Brinkmanns Buch. Für mich ist das Buch eine wunderbare Ergänzung zur Praxis. Weiterlesen

Woran ich lieber nicht denke, Jente Posthuma

Erst einmal muss man sich an den Stil des Romans gewöhnen. Kurze Kapitel, die sprunghaft und von Gedanken, Situationen, manchmal Gesprächen oder Erinnerungen geprägt sind. Als Leser heißt es erst einmal, orientiere dich. Und hat man begonnen zu verstehen, ist kaum im Text angekommen, endet das Kapitel schon wieder. Auch die Gefühle, die sich hauptsächlich mit ihrem Bruder auseinandersetzten, sind sprunghaft und sehr ambivalent. Ich liebe dich, liebe ich dich? Du bist mir nah, du bist wie ich, eigentlich kennen wir uns nicht, so fremd bist du mir. Dennoch geht es um zwei Menschen, die immer zusammen waren, dabei so selbstverständlich, wie man sich selbst nahe ist. Und all diese zum Teil verstörenden Gefühle gehen nicht nur von der überlebenden Schwester aus. Eigentlich wir hier von der Tiefen Trauer des Bruders berichtet, der sein emotionales Leben nie in den Griff bekam und daher den für ihn einzig möglichen Schritt machte. Ein Schritt, der seine Seelenverwandte, sein Zwillingsschwester zurückließ.

Was wie ein zerstückeltes Tagebuch anmutet, versucht ein Gefühl der Leere wieder zu begraben, welches aufreißt, wenn ein geliebter Mensch in den Freitod geht. Jente Posthumas Stil ist jung, spritzig und für eine bereits fünfzigjährige Autorin erstaunlich konventionslos. Es ist ein Buch, das man schnell lesen kann, weil es einen verleitet noch ein Kapitel und noch ein Kapitel anzugehen, doch auch ein Buch, das einem am Ende nur schwer entlässt. Definitiv eine Leseempfehlung! Weiterlesen

Shane Martin: Vegan Brot & Brötchen backen

Jemand wie Shane Martin, der seine Frau und seine fünf Kinder bekocht und bebackt, hat eine gute Vorstellung davon, womit man seine Mitmenschen – und sich selbst – verwöhnen und erfreuen kann. Das spiegelt sich eindeutig in der Rezeptauswahl für das gerade eben im Südwest Verlag erschienene Backbuch „Vegan Brot & Brötchen Backen“ des erfolgreichen Food-Bloggers wider. Denn: gesunde, umweltverträgliche und nachhaltige Ernährung schließt Genuss nicht aus! Mir gefällt die entspannte Art und Herangehensweise des Autors. Nicht wissenschaftlich-akademisch, mehr Probieren geht über Studieren und so möchte Martin dazu inspirieren „Experimente zu wagen und das Brotbackabenteuer selbst zu gestalten“. Die Weiterlesen