Sabine Schmidt ist mit „Das kleine Nähcafé am Fluss“ ein beachtenswertes Debüt gelungen! Die Bloggerin und Modemacherin bewegt sich thematisch auf bekanntem Terrain: Nähen und DIY (do-it-yourself), was besonders dann zum Tragen kommt, wenn es in der Geschichte um Stoffe, Nähmaschinen, Zubehör und das „Nähcafé“ geht. Aber eins nach dem anderen. Protagonistin und Ich-Erzählerin Maura Siebenstern, erfolgreiche Enddreißigerin mit durchgetaktetem Tagesablauf muss nach 20 Jahren in ihr Heimatdorf Rockenbrook in Schleswig-Holstein, um ihre Tante zu beerdigen und den Nachlass zu regeln. Dass das nicht alles ist, nicht sein kann – ist klar. Und so wird die Fahrt von Köln, ihrem gegenwärtigen Wohnsitz, nach Weiterlesen
Schlagwort: Familiengeheimnisse
Gisela Stelly Augstein: Der Fang des Tages
Nach der Lektüre von Gisela Stelly Augsteins „Der Fang des Tages“ weiß ich: Richtig Erben ist nichts für Anfänger. Und die Mitglieder der Familien Escher und K. wissen: wer zu diesen Familien gehört, braucht keine Feinde mehr. Denn statt sich an dem zugedachten Erbe und den damit verbundenen Möglichkeiten zu erfreuen, brechen moralische Dämme, machen Bahn für die niedrigsten Instinkte, werden die inneren Raubtiere von der Leine gelassen und Jagd auf das Erbe des anderen gemacht. Es wird gelogen und betrogen (auch um Lug und Betrug aus der Vergangenheit unter dem Teppich zu halten), intrigiert und manipuliert, ge- und bedroht, Allianzen geschmiedet – nicht immer die glücklichsten – und nur wenige bekommen, was ihnen zusteht. Und vielleicht gibt es ja einen gerechten Gott, der in letzter Minute verhindert, dass Gelder ungewisser Herkunft, von einem Weiterlesen
Talberg 1977, Teil II der Trilogie von Max Korn
Der zweite Teil der Talberg-Trilogie erstaunte mich erst einmal. Denn dieser Band knüpft erst nicht bei den Charakteren an, bei denen das erste Buch aufhörte. Zwar ist die siebzigjährige Maria eine uneheliche Tochter des Bäckers Georg Leiner und war ebenfalls gleich zweimal mit Männern der Steiner Familie verheiratet, doch sonst scheint sie, augenscheinlich nichts mit Elisabeth Steiner zu tun haben, um die es in Talberg 1935 ging. Die einzige Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen zweier Generationen ist ihre Kräuterkunde, die tiefe Verwurzelung mit dem unheimlichen Wald und das die boshaften Dörfler beide für Hexen hielten.
Sehr erstaunlich, ich hatte beim zweiten Teil etwas anderes erwartet. Dennoch ist es ein sehr spannendes, überraschendes Konzept für eine Trilogie. Und am Ende versteht man, wie Talberg 1935 und 1977 zusammengehört, weil die Familienbande verständlich werden. Hoffentlich müssen wir nicht zu lange auf Talberg 2022 warten.