Susan Sellers: Feuervogel – Eine Bloomsbury Liebesgeschichte

Ich habe Wikipedia bemüht und „Bloomsbury Group“ gegoogelt: …Absolventen der Cambridge University, die sich vor dem Ersten Weltkrieg bis zum 2. Weltkrieg im Londoner Stadtteil Bloomsbury trafen und bedeutsamen Einfluss auf Englands kulturelle Modernisierung hatte. Bekannte Mitglieder waren u.a. Virginia Woolf, die Malerin Vanessa Bell und der Ökonom John Maynard Keynes. Seine Frau, Lydia Lopokova, eine professionelle, russische Balletttänzerin, wurde von den meisten Mitgliedern als Außenseiterin gesehen und so behandelt.

Und diese beiden – John Maynard Keynes und Lydia Lopokova – sind die Protagonisten in Susan Sellers fiktiver Liebesgeschichte „Feuervogel“. Die Autorin malt sich das Leben der gefeierten russischen Ballerina Lydia Lopokova und ihre Stellung innerhalb – und außerhalb – der Bloomsbury Gruppe zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts aus. Es ist diese Liebesgeschichte gepaart mit Individualität gegen soziale Exklusivität, die die Bloomsbury Gruppe in ihren Grundsätzen erschüttert. Die Autorin verwebt literarische, politische und kulturelle Geschichte und begleitet Lopokovas Liebesgeschichte mit Keynes, ihre Assimilation in die britische Kultur und künstlerischen Wirkungskreis sowie ihre Karriere vom zaristischen St. Petersburg ins London der 1920er. Aber bevor sie die Londoner mit der titelgebenden Rolle „Feuervogel“ von Igor Stravinsky begeistert und Keynes geradezu fesselt, wurde sie bereits in Paris und in den USA gefeiert. Die aufkeimende Liebe zwischen der lebhaften Tänzerin und dem Ökonomen wird von der Bloomsbury Gruppe, inklusive Virginia Woolf und Vanessa Bell, argwöhnisch beäugt, auch wenn Woolf realisiert, das Lopokova sehr viel mehr zu bieten hat, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Sellers Recherche führte in das innere Leben einer Frau, die eine herausragende Tänzerin war. Zusammen mit dem Ökonomen von Weltruf waren die beiden ein außergewöhnliches Ehepaar. Wir kennen sie als die Bloomsbury Störerin, aber wie war es Lydia zu sein? Susan Sellers bietet mit „Feuervogel“ sowohl Lopokovas Innenleben als auch die Essenz einer Gruppe.

Foto: Brian Golden

Susan Sellers ist Professorin für Englische Literatur und Kreatives Schreiben an der University of St. Andrews, Schottland. Ihre akademische Forschung zur Bloomsbury Group findet sich in ihren Romanen wieder. Ihr Debüt »Vanessa and Virginia« wurde in über 15 Sprachen übersetzt und international gefeiert. Mit »Feuervogel« erscheint erstmals ein Werk der Autorin auf Deutsch.

 

 

Winter 1921, die Bohème von Bloomsbury wird aufgemischt, denn die Ballets Russes bringen eine extravagante neue Produktion auf die Bühne des Londoner Alhambra Theaters – mit der extrovertierten russischen Tänzerin Lydia Lopokova in der Hauptrolle. Im Publikum: John Maynard Keynes, der angesehene Ökonom, obwohl er sich wenig von dem Abend verspricht. Denn trotz Lydias zahlreicher Triumphe, darunter die Titelrolle in Strawinskys »Feuervogel«, hält Maynard sie für eine »miserable Tänzerin«. An diesem Abend jedoch ist er von ihrer Darbietung gerührt, und der Mann, der bislang ausschließlich homosexuelle Liaisons hatte, verliebt sich unsterblich in die Primaballerina.
Ihre unwahrscheinliche Affäre, dann ihre unerwartete Heirat in London im Jahr 1925, die ganz England erstaunt und bewegt, wird zur überraschendsten Liebesgeschichte ihrer Zeit.

btb Verlag – Taschenbuch – 384 Seiten – 12,00 € – ISBN ‎ 978-3-4427-7079-3

 

 

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