Wolf Harlander: 42 Grad

Seit Januar hat es weder geschneit noch geregnet. Der Februar 2020 gilt als der wärmste Monat seit der Aufzeichnung von 1881. Die Temperaturen im März und April gelten eher als Sommertemperaturen als Frühjahr. Auf den Feldern ist die Saat vertrocknet. Erst Ende April hat es mal eine Woche Regen gegeben. Aber keine großen Mengen. Danach die große Trockenheit. Von Regen noch keine Spur. Die Medien berichten von Voraussagen, dass das Jahr 2020 noch heißer als 2018 und 2019 werden kann. Das dritte Jahr dann hintereinander, dass die Flüsse austrocknen lässt und der Grundwasserspiegel sinkt. Durch die Frühjahrstrockenheit haben die Landwirte kein Futter für ihre Tiere mehr. Zukaufen kann man nichts. Es wird jetzt schon vom bevorstehenden Wassermangel gewarnt und zum sparsamen Umgang gebeten. Genau jetzt, zur großen Trockenheit, am 30.06. 2020 hat Wolf Harlander sein Buch heraus gebracht

Wolf Harlander, geboren 1958 in Nürnberg, studierte Journalistik, Politik und Volkswirtschaft an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Nach einem Volontariat bei einer Tageszeitung und der Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule arbeitete er für Tageszeitungen, Radio, Fernsehen und als Redakteur der Wirtschaftsmagazine Capital und Wirtschaftswoche. Er lebt heute als Autor in München.

Über Europa 2020 ist durch den nicht gestoppten Klimawandel eine große Hitzewelle. Regen ist auf Wochen nicht in Aussicht. Es wird das Leben von 5 Personen während der großen Trockenheit beschrieben. Luethy, ein Schweizer Ingenieur, der für eine Wasserfirma dafür sorgt, dass die Wasserwerke problemlos laufen. Florian, der ehrenamtlich beim THW ist und dort zu den immer aufkommenden Waldbränden geschickt wird; Karin, eine allein erziehende Mutter, die schnell den Ausstieg aufs Land bereut; Florian, Student der Hydrologie, der den Wassermangel zur Masterarbeit macht und Sarah, eine ehemalige militante Ökoaktivistin, die jetzt in Stockholm an einem Institut Umweltaktivitäten computermäßig auflistet und auswertet.

Jede Person für sich beleuchtet Wolf Harlander, mit den Lebensumständen und dem Wassermangel und deren Folgen. Vom Leugnen, Verheimlichen und Versagen der Politiker. Die kriminellen Machenschaften von einzeln Gruppen, die den Wassermangel ausnutzen. Der militanten Gegenwehr der Umweltaktivisten. Der Kampf ums Wasser der Bevölkerung. Das Schließen der Grenzen, um den Wassertourismus zu unterbinden. Und dann sind da noch Ungereimtheiten, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind. Wer oder was steckt dahinter?

Wolf Harlander hat sehr gut recherchiert, Daten und Fakten zusammengetragen und daraus realistische Szenarien entwickelt. Ich finde es sehr erstaunlich, dass er Ereignisse beschrieben hat, die viele Parallelen zur Covid 19 Pandemie aufzeigen. Das konnte er bei seinem Buch noch nicht wissen. Ein facettenreiches Buch um Wassermangel durch falsche Umweltpolitik, den eingesetzten heutigen Techniken, Computerauswertungen und Fehlverhalten.

Zitat von Wolf Harlander zu seinem Buch:

Ich habe mich etwa ein Jahr vor Beginn des Manuskripts mit dem Thema beschäftigt, systematisch Fakten gesammelt und offizielle Verlautbarungen, Konzepte und Studien durchforstet. Was mich am Ende selbst überrascht und erschreckt hat: wie nahe die Fakten bereits an der Fiktion sind. Fast alle Informationen zu dem Thema Wasser und Hitze in diesem Roman sind nicht erfunden, sondern stammen aus der Wirklichkeit. Ein lesenswertes Buch, das sehr nachdenklich macht und hoffentlich aufrüttelt.

Wolf  Harlander: 42 Grad, Verlag Rowohlt, Paperback 528 Seiten, ISBN: 978-3-499-00046-1,€ 15,00