Schlagwort: Wien

Die Toten von Wien, Karl Ritter

Wien im Jahr 1922. Eine Stadt der Gegensätze, Armut, Hunger und Kriegsversehrte auf der einen Seite, Reichtum, Überfluss, Feste und alter Adel auf der anderen Seite. Die Welt ist im Umbruch und jeder hofft auf bessere Zeiten. Nicht so Kommissär Alexander Baran, der eigentlich ein ungarischer Baron ist, doch verarmt durch eine Familientragödie. Sein Schwester Szonja verschwand 1913 kurz nach ihrer Heirat mit Graf von Waldstetten. Eine Verbindung, die ihre Eltern nicht guthießen. Doch als sie spurlos verschwand, nahmen sich ihr Vater und die mittlerweile depressive Mutter das Leben. Das Gut in Ungarn ging in Flammen auf und Alexander Baran ist plötzlich völlig mittellos. Er fängt in Wien bei der Polizei an und wird recht schnell ein angesehener Kommissär, der durch seinen Scharfsinn bekannt ist. Nie gab er sie Suche nach seiner Schwester auf, und als eine junge Frau, mit völlig zertrümmertem Gesicht in der Nähe des Fischmarkts gefunden wird, ist er sofort zur Stelle. Doch es ist nicht Szonja, dieses Mädchen muss eine Tänzerin gewesen sein. Ihre Füße und der Muskeltonus sprechen für sich. Noch bevor Baran dem Täter auch nur näherkommen kann, gibt es eine zweite Frauenleiche, wieder am Fischmarkt.

Ein solider Krimi, der im historischen Wien des Jahres 1922 spielt und perfekt die Szenerie, die politischen Intrigen und das damalig Flair der österreichischen Hauptstadt einfängt. Sehr gute und spannende Unterhaltung, die ich mir im Urlaub gegönnt habe.

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Oliver Pötzsch: Das Buch des Totengräbers, Ein Fall für Leopold von Herzfeldt

Es gibt es tatsächlich, das Buch des Totengräbers. Es hieß Almanach für Totengräber und hat bahnbrechende Erkenntnisse über die Stadien der Verwesung bei Toten aufgeschrieben. Es wurden auch Teile aus dem Handbuch der medizinischen Polizei von 1848 aufgenommen. Diese Erkenntnisse gelten heute noch in der Forensik. Der Autor hat diese Versatzstücke manchen Kapiteln voraus gestellt und zum Anlass genommen, einen fiktiven Kriminalfall zu entwickeln. Es gelingt ihm die morbide Umgebung, nämlich dem Wiener Hauptfriedhof und seinen über zwei Millionengräbern hautnah zu schildern. Auch die judenfeindliche Atmosphäre in der Vielvölkerstadt wird recht deutlich geschildert. Durch die wirtschaftlichen Verhältnisse entsteht eine große Kluft zwischen Arm und Reich und damit einhergehend die Vorstellung der reichen Menschen die absolute Macht über den anderen Teil, den größeren Teil, zu besitzen. In der Figur des Ermittlers der eine Affinität zu neueren Techniken, wie der Fotografie, hat, ist dem Autor ein Sympathieträger gelungen. Weiterlesen

Oliver Buslau: Feuer im Elysium

Es erstaunt immer wieder, welche Themen man in einem Kriminalroman behandeln kann. Im vorliegenden historischen Kriminalroman geht es um die neunte Symphonie von Ludwig van Beethoven im Jahre 1824. Diese Zeit war geprägt von der Regentschaft des Fürsten Metternich der mit seinem Bespitzelungssystem versucht hat die Freiheitsbestrebungen im Keim zu ersticken. Nach der französischen Revolution und Kaiser Napoleon hatten die Menschen den Geruch der Freiheit geschnuppert und wollten von diesem nicht mehr lassen. Beethoven hat mit diesen Freiheit Gedanken gespielt und sie in Musik übersetzt. Deutlich besonders Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ zu der er geniale Musik komponierte. Dem Autor gelingt es der Leserschaft zum einen die Musik näherzubringen und zum andern die Gedankenwelt der rebellischen Jugend zu schildern. Weiterlesen

Dirk Stermann: Der Hammer, Historienroman

Wie kommt das an, wenn ein Deutscher in Österreich zwar beliebt als Satiriker und Moderator, also unser Lanz in Österreich, sich eine österreichische Person aus dem 19. Jahrhundert heraussucht, einen Historienroman schreibt und den Protagonisten zum Antihelden macht. Einige Kritiken waren da schon zu hören.

Worum geht es? Stermann hat sich die Person Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall ausgesucht und seinen Werdegang von der Entwicklung eines armen Beamtensohnes, der mit viel Fleiß und Ehrgeiz zum besten Sprachschüler der Monarchie wird. Alles mit einem Ziel, um als Übersetzer und Diplomat in den Orient geschickt zu werden. Leider überschätzt er seine Person. Trotz der Anerkennung von Lehrern und Schülern werden die Adelsgeborenen vorgezogen. Hammer wird immer abgeschoben. Mit der Ungerechtigkeit behaftet, er ist doch der bessere Übersetzer, fällt er auf durch, ständiges Beschwerden über Vorgesetzte und ohne ein diplomatisches Verhalten in der Politik, so dass er immer weiter abgeschoben wird. Weiterlesen

Alex Beer: Die rote Frau, Ein Fall für August Emmerich

Die rote Frau von Alex Beer

Auch das zweite Buch mit dem Rayonsinspektor August Emmerich ist eine absolute Krimiperle. Wieder gelingt es der Autorin ein absolut atmosphärisch dichtes Bild einer zerstörten Stadt und einer zerrissenen Gesellschaft zu zeichnen. Wien 1920, die Einen sterben, die Anderen feiern. Korruption und Standesdünkel blühen. Die überlebenden Soldaten, physisch und psychisch am Ende, werden manipuliert und für gewissenlose Konzepte missbraucht. Ein Roman der aufzeigt, wie diese Zeit das „1000 jährige Reich“ vorbereitet hat. Weiterlesen

Alex Beer: Der Zweite Reiter, Ein Fall für August Emmerich

Der 2. ReiterDie Autorin hat Ihrem Buch einen Satz von Martin Kessel vorangestellt: „Der Krieg hat einen langen Arm. Noch lange nachdem er vorbei ist, holt er sich seine Opfer.“ Diese Opfer sind ausgemergelte sprichwörtlich am Hungertuch nagende Menschen. In Mietskasernen hausende, sich zu 30st eine Toilette teilende Menschen, schildert das sehr bemerkenswerte Buch. Dazwischen ein Polizeiagent der auch verletzt dem Krieg entronnen, sich mit der Wiener Unterwelt auseinandersetzen muss. Die Autorin hat sich an den real existierenden Schauplätzen und historischen Gegebenheiten orientiert. Der Roman ist in einer Reihe der Sozialromane wie früher Dostojewski und andere russische Erzähler, zu sehen.

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