Die Autorin hat Ihrem Buch einen Satz von Martin Kessel vorangestellt: „Der Krieg hat einen langen Arm. Noch lange nachdem er vorbei ist, holt er sich seine Opfer.“ Diese Opfer sind ausgemergelte sprichwörtlich am Hungertuch nagende Menschen. In Mietskasernen hausende, sich zu 30st eine Toilette teilende Menschen, schildert das sehr bemerkenswerte Buch. Dazwischen ein Polizeiagent der auch verletzt dem Krieg entronnen, sich mit der Wiener Unterwelt auseinandersetzen muss. Die Autorin hat sich an den real existierenden Schauplätzen und historischen Gegebenheiten orientiert. Der Roman ist in einer Reihe der Sozialromane wie früher Dostojewski und andere russische Erzähler, zu sehen.
Alex Beer stammt aus Bregenz. Nach einem Studium der Archäologie und mehreren Stationen im Ausland lebt die Autorin nun in Wien. Der Zweite Reiter ist der Auftakt ihrer Krimi-Reihe um den Polizeiagenten August Emmerich. Neben den packend gezeichneten Charakteren des Kriminalromans erweckt Alex Beer das Wien von 1919 atmosphärisch dicht zum Leben.
Wien, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs: Der Kaiser ist Geschichte und der Glanz der Weltmetropole dahin, die Stadt versinkt im Elend. Polizeiagent August Emmerich entdeckt die Leiche eines angeblichen Selbstmörders. Als erfahrener Ermittler traut er der Sache nicht über den Weg, wird aber gezwungen, den Fall zu schließen. Mit seinem jungen Assistenten stellt Emmerich selbst Nachforschungen an und stößt auf weitere Morde. Eine packende Jagd durch das düstere und kalte Wien beginnt, und bald schwebt Emmerich selbst in tödlicher Gefahr.
Spannung pur, atmosphärisch unglaublich nah und sehr realistisch. Der Krieg mit all seinen Auswirkungen brutalst näher gebracht. Ein Kriminalroman der auch ein Antikriegsbuch ist.
Alex Beer: Der Zweite Reiter, Ein Fall für August Emmerich, Limes Verlag 384 Seiten, ISBN 978-3-8090-2675-4, € 19,99