Dirk Stermann: Der Hammer, Historienroman

Wie kommt das an, wenn ein Deutscher in Österreich zwar beliebt als Satiriker und Moderator, also unser Lanz in Österreich, sich eine österreichische Person aus dem 19. Jahrhundert heraussucht, einen Historienroman schreibt und den Protagonisten zum Antihelden macht. Einige Kritiken waren da schon zu hören.

Worum geht es? Stermann hat sich die Person Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall ausgesucht und seinen Werdegang von der Entwicklung eines armen Beamtensohnes, der mit viel Fleiß und Ehrgeiz zum besten Sprachschüler der Monarchie wird. Alles mit einem Ziel, um als Übersetzer und Diplomat in den Orient geschickt zu werden. Leider überschätzt er seine Person. Trotz der Anerkennung von Lehrern und Schülern werden die Adelsgeborenen vorgezogen. Hammer wird immer abgeschoben. Mit der Ungerechtigkeit behaftet, er ist doch der bessere Übersetzer, fällt er auf durch, ständiges Beschwerden über Vorgesetzte und ohne ein diplomatisches Verhalten in der Politik, so dass er immer weiter abgeschoben wird.

Dirk Stermann
Foto: Gerold von Foris

Dirk Stermann ist gebürtiger Duisburger und schon vor über 30 Jahren nach Österreich gegangen und zum Vollblut Österreicher avanciert. Bekannt als beliebtes Satireduo Stermann – Grissemann und als Moderator der Sendung „Willkommen Österreich“. Veröffentlich hat er die Erzählungen „Eier“(2010, “Zweier“ (2013) und „Dreier“(2015), die Romane „Sechs Österreicher unter den ersten fünf“ (2012), „Stoß zum Himmel“ (2013) und „Der Junge bekommt das Gute zuletzt“ (2016).

Joseph Freiherr von Hammer-Purgstalls Bekanntheit liegt in seinem Streben in Wien, analog zu den damaligen anderen Weltstädten Paris, London und Berlin eine Akademie der Wissenschaft zu installieren. Bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaft ist er auch als Gründungspräsident eingetragen. Weiter gehörte er zur Österreichischen–Orient–Gesellschaft. Mutig war es schon von Herrn Stermann, eine bekannte Person zum Antihelden zu stilisieren. Wien im Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert ohne Kanalisation, mit den verbundenen Unannehmlichkeiten und  Gerüchen ausführlich zu beschreiben. Man liest sich in das Buch rein und will dann auch wissen, wie geht es weiter mit Hammer. Mitleid bekommt man wenig und ein Freund wird er einem auch nicht.

„Der Hammer ist ein Historienroman nicht nur von den unvorstellbaren Zuständen in Wien, sondern vollgepackt mit Daten, Fakten und Personen die zu der Zeit gelebt und zur Geschichte beigetragen haben. So trifft Hammer Napoleon, Metternich,     Talleyrand, die österreichischen Kaiser, ist befreundet mit Goethe und Haydn. Und bereist den vorderen Orient, von Konstantinopel bis Kairo.

Dirk Stermann: Der Hammer, Historienroman, Verlag: Rowohlt, ISBN: 4-25-1640-110284, Gebundenes Buch: € 24,00