Gastrezension: Dr. Ulrike Bolte
Die Krimis in der Kunstgeschichte sind neben den Fälschungen die Kunstdiebstähle. Die Kunsthistorikerin und Autorin Susanna Partsch enthüllt mit akribischem Hintergrundwissen in Fallstudien Geschichten, die viele kennen: vom Raub der Mona Lisa über den Genter Altar, Rembrandt, den Schrei von Edvard Munch, van Gogh, Cezanne und Lucian Freud bis zur Saliera (Salzgefäß) des Benvenuto Cellini, den Gothaer Kunstraub, den Trierer Goldschatz und das Grüne Gewölbe. In dem spannenden Buch geht es um Verlust und Wiederauffindung, um Zerstörung und Angst, ob das Werk noch existiert, um die Täter und die Strippenzieher im Hintergrund. Der Kunstraub kann zum Performanceakt stilisiert werden; in Kunstaktionen werden Kunstdiebstähle in Film und Literatur thematisiert wie in dem Animationsfilm „Ruben Brand collector“, den das Eschborn K zum Tag der Architektur gezeigt hat. Durch den leeren Fleck an der Wand wird das Kunstwerk im Gedächtnis des Betrachters schmerzlich bewusst. Wie in den verpackten Architekturen und Landschaften von Christo und Jeanne Claude weckt das Verborgene oder nicht mehr Vorhandene eine neue „alte“ Erinnerung. Bei den Tätern handelt es sich nur in Ausnahmefällen um Frauen etwa als Mitwisserinnen. Manchmal wird wie in Palermo eine Kopie des gestohlenen Caravaggio durch ein aufwändiges Computer- 3D-Druckverfahren wieder hergestellt mit verblüffender Ähnlichkeit zum Original bis in den haptischen Pinselstrich hinein. Weiterlesen