Felix Francis: Hindernis

Mit 70 Jahren und 8 Solo-Kriminalromanen, veröffentlicht seit dem Tod seines Vaters Dick Francis 2010, hat sich Felix Francis längst freigeschwommen und es bedarf nicht mehr der Erwähnung seines krimischreibenden Vaters. Bedenken, dass der im Pferderennmilieu angesiedelte Krimi durch zu viel Fachjargon vielleicht zu einseitig ist, können leicht zerstreut werden. Es bedarf keiner Vorkenntnisse, um die Geschichte zu verstehen und zu genießen. Denn: unglücklicherweise – wie ich – hat der Protagonist, Anwalt und Krisenmanager Harrison „Harrry“ Foster, auch gar keine Ahnung vom Pferderennsport und muss sich schnellstens das 1 x 1 des Sports aneignen und so lernen Leser und Protagonist zusammen die hinlänglich erklärten Aspekte des Rennsports. Dieser Kriminalroman ist ein souveränes, geschickt geschmiedetes Komplott, das durch Francis gebieterischen und verlockenden Schreibstil einen rasant in seinen Bann zieht. Das Format ist erfrischend. Der Autor erzählt in linearer Zeitfolge seine Story in der ersten Person aus Harrys Perspektive. Die Charaktere sind gut gelungen und entsprechend ihrer Rolle mehr oder weniger sympathisch. Dazu eine Prise britischen Humors, etwas Schrulligkeit und sogar etwas Witz, wenn es zu der Szene kommt, in der Harry nachts im Stall mit einem Pferd eingesperrt ist. Besonders gefallen hat mir, dass der Täter gut getarnt und nicht leicht zu erraten war. Absolut nicht vorhersehbar, gibt es in der Familie Chadwick doch eine ausreichende Zahl Verdächtiger mit „guten“ Gründen. Immer wieder war ich von den Wendungen überrascht, was für die Qualität der Geschichte steht. Und als wäre das alles noch nicht genug, war ich von dem explosiven Ausgang geschockt, aber letztlich damit zufrieden.

Foto: dickfrancis.com

Felix Francis, geboren 1953 als jüngerer Sohn des verstorbenen Bestsellerautors und Ex-Jockeys Dick Francis. Er firmierte bei vier Büchern als Co-Autor seines Vaters und leistete die Recherchearbeit für viele weitere. Bevor er eigene Thriller in der Tradition seines Vaters zu schreiben begann, arbeitete er als Physiklehrer. Felix Francis lebt in England.

Harrison Foster ist Anwalt. Bei einer Londoner Beraterfirma hilft er gut betuchten Klienten, ihre Krisen so zu meistern, dass sie sie nicht die Reputation kosten. Als das Rennpferd eines saudi-arabischen Kronprinzen bei einem Stallbrand in Newmarket getötet wird, fordert der Scheich Foster zur Aufklärung an. Foster tauscht die Budapester gegen Gummistiefel und wird fündig: In der Ruine des Stalls liegen nicht nur ein Tierkadaver, sondern auch menschliche Überreste.

Diogenes Verlag – Taschenbuch – 416 Seiten – 18,00 € – ISBN 978-3-257-30092-5