Wer den ersten Teil dieser Familiengeschichte gelesen hat, will auch den zweiten Teil lesen, und zwar sofort. Daher meine Empfehlung: beide zusammen erstehen. Und aus dem Grund habe ich mich entschlossen, beide Bände zusammen vorzustellen. Zugegeben, Familiengeschichten sind zurzeit in Mode, aber auch wenn man schon die eine oder andere Saga gelesen hat, sollte man diese ausgezeichnet recherchierte und umgesetzte Geschichte einer deutschen Unternehmerfamilie nicht versäumen. Durch den Zugang zum Privatarchiv der Familie Lagerfeld, das unter anderem die Tagebücher von Otto Lagerfeld enthält, bekam Heike Koschyk Einblick in die Familie, das Unternehmen, die Hamburger Gesellschaft im frühen und späteren 20. Jahrhundert und teilt ihre Erkenntnisse mit dem Leser. Geschickt verknüpft die Autorin Fakten und historische Ereignisse mit Fantasie und Fiktion zu einer spannenden, authentischen Geschichte mit Charakteren die lebendig sind und überzeugen. Ich bin begeistert von den kurzweiligen Beschreibungen von Ottos Reisen durch die Welt, mit der er das Fundament für seine Karriere als Kaufmann legen wollte und auch gelegt hat.
Zu Beginn des Zweiten Bandes trauert Otto um seine Frau Theresia. In Elisabeth, genannt Ebbe, hofft er eine Mutter für seine Tochter Theresia zu finden. Und nun kommt der Moment, auf den alle Karl-Lagerfeld-Fans gewartet haben: Ebbe schenkt Otto die Tochter Christiane und den Sohn Karl-Otto, genannt Karl. Auch wenn Karl das weltweit berühmteste Familienmitglied werden wird, bleibt Otto der Protagonist der Geschichte. Seiner Geschichte. Wir erfahren von seinen Zweifeln und Ängsten, von den Sorgen um den Bruder, von den Anstrengungen und Herausforderungen, die der Kampf um den Erhalt der Firma im nationalsozialistischen Deutschland mit sich bringt. Im Verlauf der Geschichte bin ich zum Fan von Otto geworden. Die Autorin beschreibt ihn als warmherzig, gradlinig, fleißig, pflichtbewusst, hanseatisch eben. Eigenschaften die er seinem Sohn Karl mitgegeben hat. Für seine Exzentrik zeichnet eindeutig Karls Mutter verantwortlich. Das Nachwort, in dem die Autorin zu Fakt und Fiktion Stellung nimmt und die Personen vorstellt, runden diese bewegende Geschichte ab.
Heike Koschyk wurde 1967 in New York geboren und arbeitete in der Modebranche, bevor sie mit dem Schreiben von Thrillern und historischen Krimis begann. Ihre große Leidenschaft ist die Recherche. Dazu fährt sie an Originalschauplätze und stöbert in Archiven und alten Bibliotheken. Unter dem Pseudonym Sophie Bonnet veröffentlicht sie Provence-Krimis, die regelmäßig die Bestsellerlisten erobern. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Hamburg 1925: Otto Lagerfeld steht am Grab seiner geliebten Frau Theresia auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Ihn quälen Trauer und die Ungewissheit über das Schicksal seiner Familie. Wird sein Bruder Paul zur Vernunft kommen und Verantwortung übernehmen? Kann er selbst seiner Tochter Thea eine sichere Zukunft bieten? Und was wird aus der Marke Glücksklee, wenn er keine Investoren für die neue Fabrik findet? Otto stürzt sich in die Arbeit. Auf einer Berlinreise stößt er mit der jungen, ehrgeizigen Elisabeth zusammen. Zum ersten Mal seit Theresias Tod fühlt er sich unbeschwert. Doch Elisabeth ist nicht leicht zu beeindrucken, und auf Otto wartet in Hamburg eine tragische Nachricht …
Goldmann Verlag – Taschenbuch – 412 Seiten – 15 € – ISBN 978-3-442-20632-2
Goldmann Verlag – Taschenbuch – 490 Seiten – 15 € – ISBN 978-3-442-20633-9