Oyinkan Braithwaite: Meine Schwester, die Serienmörderin

Oyinkan Braithwaites Erstlingswerk um die männermordende, nigerianische Schönheit Ayoola und ihre gluckenhafte, ältere Schwester Korede, der die Erzählerrolle zugedacht wurde, hauptberuflich Krankenschwester und die sozusagen auf Abruf als Tatortreinigerin für ihre kleine Schwester tätig ist und dafür sorgt, dass ihre kleine Schwester nicht den Kopf verliert. Dieses Buch einfach nur Krimi zu nennen, würde diesem Genre-Mischmasch aus Liebesroman, Krimi, Satire und Familiensaga nicht gerecht werden. Die Autorin, britisch geprägt und in ihrer Heimat Nigeria verwurzelt, serviert mit ihrer Geschichte einen rasanten literarisch-kulturellen Crossover.

Foto: Russel Hart/mauritius images

Oyinkan Braithwaite hat Kreatives Schreiben und Jura in Kingston studiert, in einem nigerianischen Verlag und in einer Produktionsfirma gearbeitet. Heute ist sie als freie Autorin tätig. Sie war nominiert für den Commenwealth Short Story Preis und ihr Debütroman »Meine Schwester, die Serienkillerin« war weltweit ein fulminanter Erfolg, wurde für den Booker Prize und den Women’s Prize nominiert und gewann den Los Angeles Times Prize für den besten Thriller. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Oyinkan Braithwaite lebt in Lagos, Nigeria.

Yasemin Dinçer, geboren 1983, studierte Literaturübersetzen und hat u. a. Werke von Paula McLain, Shirley Hazzard und David Harvey ins Deutsche übertragen.

Statt auf schwarze Magie, setzt sie auf schwarzen Humor und statt eine Voodoo-Puppe mit Nadeln zu traktieren, lässt sie Ayoola lieber gleich zum Messer greifen, um sicher zu gehen. Man könnte die Gründe in ihrem Narzissmus suchen. Sie selbst sieht sich vermutlich eher als Korrektiv in einem von Korruption und Gewalt beherrschten Land, in dem Patriachat und Sexismus auf dem Weg ins 21. Jahrhundert nicht auf der Strecke geblieben sind. Erklärungen, wie etwa für die gegenseitige Abhängigkeit der Schwestern, gibt die Autorin nebenbei. Immerhin lebt Ayoolas Familie in einem Land, in dem nicht genau hinsehen eine allgemeine Überlebensstrategie ist. Nur wenn Korede einen Tatort reinigt, sieht sie zum Schutz ihrer Schwester ganz genau hin.  Braithwaites Erzählstil ist kurz, schnörkellos, modern. Und dennoch hat sie in knapp 240 Seiten und vielen kurzen Kapiteln mit Einwortüberschriften wie ≪Leiche ≫, ≪ Lied≫, ≪Geheimnis ≫ und ≪ Vater≫  die ganze Geschichte erzählt.

Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ayoola ist das Lieblingskind und unglaublich schön – doch leider hat sie die Angewohnheit, ihre Männer umzubringen. Korede ist eher praktisch veranlagt und dafür zuständig, hinter Ayoola aufzuräumen. Doch wie weit würde sie für ihre Schwester gehen?

Oyinkan Braithwaite: Meine Schwester, die Serienmörderin, Aufbau Verlage  –  Taschenbuch – 248 Seiten, ISBN 978-3-7466-3853-9–  € 10,00