»Verstehen Sie, meine Welt, mein Verständnis davon, wer ich bin, alles stimmt plötzlich nicht mehr.« Zitat der Nebenklägerin, dem Opfer.
Das neuste Buch von Ferdinand von Schirach erschien erst zwei Tage, nachdem das ZDF das Gerichtsdrama bereits gezeigt hatte. Als Bücherliebhaber bedaure ich das, aber es ist verzeihlich, denn es ist immerhin ein Theaterstück. So habe ich es gelesen und gesehen, was natürlich zusätzliche Impressionen hinterlässt. ›Sie sagt. Er sagte.‹, spielt in einem Gerichtssaal, der Ort an dem Herr von Schirach ein Experte ist. Eine Vergewaltigung wird verhandelt, die sich von der Faktenlage keineswegs klar deuten lässt, weder in die eine noch in die andere Richtung. Während die Verteidigung des mutmaßlichen Täters, das mutmaßliche Opfer als Lügnerin und rachsüchtige Ex-Geliebte darstellt, breitet das mutmaßliche Opfer die furchtbare Tat und damit ihre Seele vor den Richtern aus. Die Geschichte lebt, wie so oft bei Ferdinand von Schirach durch die Ambivalenz, die sie beim Leser und/oder Zuschauer hervorruft.
Es ist definitiv eine Lese- und eine Sehempfehlung meinerseits. Wobei Sie das Theaterstück vorher lesen sollten, bevor Sie den Fernsehfilm, der nebenbei erwähnt, mit erstklassigen Schauspielern besetzt ist, sehen. Wie immer geht Herr von Schirach ein gewaltiges Thema mit leisen und sehr klaren Tönen an, etwas worin er ebenso ein absoluter Experte ist!