Das neue Buch von Ferdinand von Schirach besteht aus zwei Teilen. Es ist ein Theatermonolog von knappen 57 Seiten und ein sehr intimes älteres Interview mit der SZ von etwa der gleichen Seitenzahl. Ich musste es zweimal lesen, um die hier und da abschweifenden, doch wie immer ungemein klugen Gedanken zu erfassen. Das Theaterstück ist nicht unbedingt klar strukturiert. Es macht den Eindruck, das der Protagonist angeschlagen, weil, als voreingenommener Schöffe abgelehnt, seinen Gedanken freien Lauf lässt. Bei diesen Gedanken geht es wie immer um die, wie es im Deutschlandfunk genannt wurde, Inbegriffe der Menschlichkeit. Und das Hauptthema ist die Liebe, denn ›Regen‹ hat den Untertitel, ›Eine Liebeserklärung‹. Als bekennender Freund Ferdinand von Schirachs Schriften, seiner Wortgewandtheit und auch der klugen, sanften Provokation mit einem Augenzwinkern, ist auch ›Regen‹ für mich wieder ein Buch, das mich sehr erfreut hat. Wahrscheinlich werde ich es auch ein drittes Mal lesen, bevor ich mir die Lesung auf der Bühne anhöre. Denn die Zwischentöne dieses Autors sind nicht immer beim flüchtigen Überlesen zu sehen oder zu hören.