Ein Detektivroman reinsten Wassers. Wenn ein Polizist in Rente geht und er sich durch seinen Beruf definiert hat, fällt das Nichtstun schwer. Wenn dann auch noch die Beziehung auf Eis gelegt wird, dann muss der Vergaser der Panhead Harley Davidson von 1955 herhalten. Aber da ist eine Mordermittlung an der Seite eines Verteidigers schon ein verlockendes Angebot auch wenn die Ex Kollegen das garnicht gerne sehen. Spannend und auch ein wenig Systemkritisch was den American Way of Life angeht.
Die Redaktion hat lange gewartet, endlich ist der neue Fall von Oberinspektor Chen erhältlich. Immer wenn dieser ermittelt geht es den regierenden korrupten Kadern der Chinesischen Führung ans Eingemachte. Die Werke des Exilchinesen Qiu Xiaolong sind deshalb so interessant, weil sie neben der Spannung einen gesellschaftlichen Hintergrund abbilden den man weder im Fernsehen sehen oder in den Zeitungen lesen kann. Korruption und Bereicherung der führenden Kader, die auch vor Mord nicht zurückschreckt. Immobilien Spekulation die öffentliches Gelände gierig vermarktet. Prostitution und Vetternwirtschaft. All das bringt der Autor stimmig und authentisch dem Lesepublikum nahe. Unbedingt lesenswert.
Mit Spannung und Vorfreude habe ich auf das zweite Buch von Marc Douglas-Home als Sea Detective gewartet. Endlich ist es da und meine Erwartungen sind voll erfüllt worden. Der Protagonist Cal McGill, Eigenbrötler, Umweltschützer und Meeresbiologe versucht anhand der Untersuchungen von Meeresströmungen per Computer die Route der Gegenstände im Wasser zu verfolgen, um Umweltsündern auf die Spur zu kommen. Leider sind auch Leichen dabei und immer mehr wird er von den Angehörigen aufgefordert nach den Vermissten zu suchen.
Das Buch ist nichts für zarte Seelen. Der Autor Jo Nesbø verlangt starke Nerven. Der Gegenpart zu Harry Hole, dem harten Kerl mit weichem Kern, ist Vampirist. Einer der es liebt Blut zu trinken. Meist von jungen Frauen. Das ist normalerweise nicht das Genre zu dem ich greife. Aber Jo Nesbø wäre nicht Jo Nesbø wenn er diesen rauen Plot nicht mit sehr viel psychologischen und anderen Fakten anreichern würde, dass der Thriller immer spannend und lesbar bleibt. Interessant ist auch der norwegische Umgang mit Sex.
Der Wahltriestiner Heinichen beschreibt in seiner unnachahmlichen Art die Zustände in seiner Heimat. Nach einem mysteriösen Todessturz kommt die Kriminalgeschichte in Fahrt, die über 50 Jahre zurückliegt. Dabei erzählt uns Heinichen die sehr wechselvolle Geschichte Triests. Mancher Triester wird sie so nicht kennen. Heinichen schrappt dabei nicht an der Oberfläche, er geht tief in die korrupten Strukturen der italienischen Gesellschaft und der Triests im Speziellen. Natürlich klammert der Autor die regionale Küche des Gebiets vom Karst zum Mittelmeer nicht aus, sodass dem Leser das Wasser im Mund zusammen läuft.
Das Buch ist ein gutes Beispiel dafür, was man alles in einem guten Kriminalroman unterbringen kann. In diesem Werk wird der Völkermord des Deutschen Reiches an den Herreo problematisiert und als Hintergrund für einen Mordfall an einer Deutschen Entwicklungshelferin genutzt. Viele Fakten, die Lebensweise der Herrero und die politische Situation in Namibia fließen in die spannende Geschichte ein. Als Anhang wird die Verbundenheit Deutschlands zu Namibia in chronologischer Weise aufgeführt.
Ein schnörkelloser Krimi von einem der es wissen muss. Durch seine langjährigen Erfahrungen in der Polizei Weiß der Autor wie Ermittlungsarbeit aussieht. Mit seinem Leiter der 2. Frankfurter Mordkommission, einem an dem Asperger Syndrom erkrankten Psychologen, hat er eine Figur erschaffen, die es in sich hat. Auch Mitglieder seines Teams nehmen, neben der Ermittlungsarbeit in ihren Gefühlen, einen breiten Raum ein. Das Thema Prostitution und deren Ermordung hat in Frankfurt eine lange unschöne Historie. Der Autor Aurass ist da atmosphärisch dicht dran.