Schlagwort: Dichterin

Männer und Frauen, Yosano Akiko

Yosano Akiko wurde 1878 in Japan geboren. Eine Frau, die ihrer Zeit und ihrer Kultur lange voraus war. Sie war zu vergleichen mit Anita Augspurg 1857 geboren als Tochter eines Anwalts. Beide Frauen arbeiteten in den Geschäften ihrer Väter. Während Augspurg Juristin, Fotografin und eine Hauptfigur in der Frauenbewegung wurde, war Akikos Leben nicht weniger abenteuerlich. Sie bildete sich bereits in jungen Jahren im Eigenstudium in Literatur der großen Dichter Japans, um in späteren Jahren selbst zu einer Meisterin der Tanka-Gedichte, Essays und Manuskripte zu werden. Wobei für sie Frauenrechte, Frauenpolitik und ein gleichberechtigtes Verhältnis zwischen Frau und Mann als das natürlichste der Welt betrachtet wurde.

Eine Stimme die über hundert Jahre alt und dann noch aus Japan so klingt, als ob sie die Welt gestern erst ermahnt hätte, Frauen ihr natürliches gleiches Recht auf alles zu geben, was Männer schon immer für sich eingefordert haben. Ein wunderbares kleines Buch und so passend in einer Zeit, in der Feminismus und Frauenrechte vielerorts wieder mit Füßen getreten werden.

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Warsan Shire: Haus Feuer Körper

Für Beyoncé Fans ist Warsan Shire keine Unbekannte, arbeiteten doch beide an den Projekten Lemonade und Black is King zusammen. Alle anderen – so wie ich – haben mit dem vorliegenden, zweisprachigen Gedichtband (englisch und deutsch) Gelegenheit, die Dichterin kennenzulernen. Immerhin gilt Warsan Shire als aufregendste und etablierteste, zeitgenössische Stimme der Poesie. Zugegeben, ich war neugierig und unvorbelastet. Die Poetin thematisiert in ihren Gedichten die Metaphorik der Weiblichkeit, Familie, Vergewaltigung und Auswanderung. Obwohl Shire über schmerzhafte Themen schreibt, ist ihre Sprache geschliffen, ihr poetischer Stil und der Inhalt eher statisch bis zum Ende. Hier verstrich die Chance, eine diverse und dynamische Geschichte zu erzählen, ungenutzt. Shires Botschaft der Belastbarkeit innerhalb der Zuwanderungserfahrung geht in der Monotonie der Dichtung verloren. Dafür verlangt sie ihren Lesern Selbstorientierung ab. Ich wünschte mir einen »roten Faden«, der mich durch diese tief erschütternden Gedichte führen kann. Selbstverständlich ist es nicht die Aufgabe der Dichterin dafür Sorge zu tragen, dass ich mich behaglich fühle. Um allerdings den Gedichten den verdienten Respekt zu zollen, fehlt mir etwas. Vielleicht sind es die Erfahrungen der Dichterin, die ich nicht gemacht habe. Schließlich sind die Gedichte zutiefst persönlich und in einer komplexen Familiengeschichte verwurzelt. Mit einer solchen Fülle an Emotionen, die die Gedichte in mir hervorriefen, habe ich nicht gerechnet. Sie trafen mich »volle Breitseite«. Weiterlesen