Yosano Akiko wurde 1878 in Japan geboren. Eine Frau, die ihrer Zeit und ihrer Kultur lange voraus war. Sie war zu vergleichen mit Anita Augspurg 1857 geboren als Tochter eines Anwalts. Beide Frauen arbeiteten in den Geschäften ihrer Väter. Während Augspurg Juristin, Fotografin und eine Hauptfigur in der Frauenbewegung wurde, war Akikos Leben nicht weniger abenteuerlich. Sie bildete sich bereits in jungen Jahren im Eigenstudium in Literatur der großen Dichter Japans, um in späteren Jahren selbst zu einer Meisterin der Tanka-Gedichte, Essays und Manuskripte zu werden. Wobei für sie Frauenrechte, Frauenpolitik und ein gleichberechtigtes Verhältnis zwischen Frau und Mann als das natürlichste der Welt betrachtet wurde.
Eine Stimme die über hundert Jahre alt und dann noch aus Japan so klingt, als ob sie die Welt gestern erst ermahnt hätte, Frauen ihr natürliches gleiches Recht auf alles zu geben, was Männer schon immer für sich eingefordert haben. Ein wunderbares kleines Buch und so passend in einer Zeit, in der Feminismus und Frauenrechte vielerorts wieder mit Füßen getreten werden.
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Yosano Akiko (1878–1942, eigentlich Shō Hō) stammte aus einer Kaufmannsfamilie aus Sakai nahe Osaka, führte bereits mit elf Jahren die Geschäfte der Familie und begann früh, Kurzgedichte zu schreiben. 1901 erschien ihr erster, viel beachteter Tanka-Band Midaregami (Offenes Haar). 1905 sorgte ein an ihren Bruder gerichtetes Antikriegsgedicht für Aufsehen. Sie machte sich nicht nur als moderne, eigenständige Stimme der japanischen Literatur einen Namen, sondern tat sich in Essays als couragierte Demokratin und Vorkämpferin für Frauenrechte hervor.
Schon als junges Mädchen scherte sich Yosano Akiko nicht um Regeln und was gesellschaftlich von ihr erwartet wurde. Mit zweiundzwanzig verließ sie ihre Familie und folgte ihrem Geliebten nach Tokyo. Nach seiner Scheidung wurde sie seine Ehefrau, eine Liebesheirat, die in Japan so gut wie unbekannt war, und fing an Gedichte und Essays zu veröffentlichen. Schnell machte sie sich einen Namen und trotz dreizehn Geburten arbeitete sie bis an ihr Lebensende. Das Interesse an Politik, Gesellschaft und dem Frauenbild verfestigte sich, als sie mit ihrem Mann Europa bereiste und die dortig Aufbruchsstimmung in ein neues Jahrhundert erlebte. So schrie sie selbst: „Nach der Rückkehr von Europa verlagerten sich meine Interessen und meine Aufmerksamkeit von den Künsten auf ideelle und konkrete Fragen im Zusammenhang mit dem täglichen Leben.“
So wurde Yosano Akiko in Fragen des Feminismus in Japan zu einer der wichtigsten Vorläuferinnen. Zitat aus dem Buch von Eduard Klopfenstein: „Akiko wurde als wichtige Vorläuferin anerkannt, deren Stellungnahmen nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig ließen und noch immer frisch und aktuell wirken.“
Männer und Frauen, Yosano Akiko, Manesse Verlag, gebundene Ausgabe, Seiten 160, ISBN: 978-3-7175-2542-4 , Euro 22,00.
Aus dem Japanischen von Eduard Klopfenstein, Originaltitel: Otoko to onna, Mit Nachwort von Eduard Klopfenstein, Erschienen am 23. Mai 2022