Der kürzlich verstorbene Autor Paul Auster sagte in etwa: „um ein Buch zu schreiben, muss man alle seine Dämonen durchleben“. Wenn es dann zu einem Ergebnis führt wie bei Anna Janssons „Mädchenfeuer“, dem vierten Fall für Kommissar Bark und sein Team, ist ein großer Wurf gelungen. Als Gotländerin und immer noch dort lebend, wuchert sie mit ihren Pfründen – sie kennt die Insel zu jeder Tages- und Jahreszeit, kennt die Menschen, ihre Eigenarten und wohl auch ihr Abgründe und schafft entspannt, nicht gewollt, eine atmosphärische Dichte mit viel Lokalkolorit, die überzeugt. Sie weiß Spannung aufzubauen und zu halten. Hat es vielfach bewiesen. Und sie kann eine glaubhafte Geschichte erzählen, die nie konstruiert wirkt. Jeder ihrer Erzählstränge ist sehr stark für sich und nicht nur schmückendes, erklärendes Beiwerk. Immer wieder überrascht, wie die unterschiedlichen Erzählstränge, wie ein fünfzig Jahre zurückliegender Mord an einem Kind, einem drogensüchtigen Dieb, einem selbsternannten Medium und dem Freitod von Barks Mitarbeiterin Ingrid miteinander verknüpft sind. Überhaupt Bark und alle anderen mitwirkenden Charaktere sind gut ausgearbeitete Figuren, die durch Menschlichkeit, Ecken und Kanten, Vorzüge und Unzulänglichkeiten überzeugen und die Bandbreite der Gesellschaft widerspiegeln. Gekonnt werden alle Puzzleteile zum Ganzen zusammengesetzt und am Ende bleibt keine Frage unbeantwortet. Ich bin gespannt darauf zu erfahren, wie es für Kommissar Bark und sein Team künftig weitergeht.
Die Schwedin Anna Jansson gehört zu den erfolgreichsten Schriftsteller*innen ihres Landes. In mehr als zwanzig Jahren hat sie über 60 Bücher geschrieben; als gebürtige Gotländerin ist sie bekannt für ihre Krimireihe Maria Wern, Kripo Gotland. Allein in ihrem Heimatland haben sich Janssons Bücher über vier Millionen Mal verkauft, und sie werden in 17 Sprachen übersetzt. Mit dem Polizisten Kristoffer Bark hat sie einen neuen charismatischen sowie abgründigen Ermittler geschaffen, der im schwedischen Örebro Cold Cases löst. Hier lebt Jansson selbst und recherchiert an den malerischen Originalschauplätzen.
Susanne Dahmann studierte Geschichte, Skandinavistik und Philosophie an den Universitäten Kiel und Freiburg im Breisgau. Nach dem Magisterexamen war sie in einem Stuttgarter Sachbuchverlag tätig. Seit 1993 übersetzt sie Bücher, hauptsächlich aus dem Schwedischen, aber auch aus dem Dänischen. Ihr Arbeitsbereich umfasst sowohl Belletristik als auch Sachbuch. Sie übersetzte unter anderem Henrik Berggrens Bücher über Olof Palme und Dag Hammarskjöld, sowie Lena Einhorns »Ninas Reise« und für das Fritz Bauer Institut in Frankfurt die schwedischen und dänischen Texte von Fritz Bauer. Susanne Dahmann lebt in Marbach am Neckar, wo sie zusammen mit anderen Kolleginnen ein Literaturbüro für Lektorat, Übersetzung und Kulturprojekte betreibt.
In einer Höhle im schwedischen Naturschutzgebiet Skärmarboda wird das Skelett eines neunjährigen Mädchens gefunden. Kriminalinspektor Kristoffer Bark und sein Team von der Polizei Örebro verfolgen die Spur bis zu einer Familie, die vor 50 Jahren Kinder in Pflege genommen hat. Nach einem bis heute ungeklärten Brand galt das Mädchen als verschollen. Der Hinweis auf die Tote kam von Magdalena Fernåker, einem selbsternannten Medium, die jedoch spurlos verschwindet, bevor Bark sie befragen kann. Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung wird festgestellt, dass das kleine Mädchen vor seinem Tod Schreckliches durchgemacht haben muss. Und dann stellt sich heraus, dass Kristoffer Barks engstes Umfeld in den Fall verwickelt ist …
Blanvalet – Taschenbuch – 448 Seiten – 13,00 € – ISBN 978-3-7341-1267-6