Die letzten Romane, die ich von Max Korn gelesen habe, war die Trilogie Talberg, die ebenfalls in einem anscheinend von der Welt abgeschnittenen Dorf spielt. Eingeschworene Dorfgemeinschaften, gemeinsame Sünden und jede Menge Leichen im Keller verliehen Talberg sogar etwas Mystisches.
Mit Wolfsgier ist eine ganz andere Art Roman entstanden. Hier trifft Großstadt-Mensch auf die sieben Zwerge hinter den sieben Bergen. Aber nicht nachdenklich wie bei Juli Zehs Roman über Menschen, aus Wolfsgier ist eher eine Art Persiflage geworden. Und ich denke, das hat Max Korn wahrscheinlich auch gewollt. Denn der Thriller artet irgendwann aus in eine blutrünstige Verwicklung von Morden, kriminellen Vereinigungen, Zuhältern, Drogenschmugglern und es wird geschossen und getroffen wie im Wilden Westen. Wenn man mit einer offenen Einstellung an den Roman rangeht, sich einfach nur amüsiert über die idiotischen Verhaltensweisen des Großstädters Simon und seiner Frau Maggie, dann gibt es auch was zu lachen.
Recht gute Unterhaltung, die man einfach nicht zu ernst nehmen sollte.
Max Korn ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Seine Romane stehen regelmäßig in den Top 20 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Einen Teil seiner Jugend verbrachte Korn in dem kleinen Ort Talberg im Bayerischen Wald, dessen Geschichte und Legenden ihn zu seiner großen neuen Spannungstrilogie inspirierten.
Simon und Maggie führen eine Ehe, deren Haltbarkeitsdatum schon länger abgelaufen ist. Der Wanderurlaub im Bayrischen Wald, unterwegs mit dem Wohnmobil des Schwagers, soll ihnen den Kopf freimachen. Mitten im tiefsten Fichtenwald auf einer kleinen Landstraße, läuft ihnen etwas vors Auto. Ausgerechnet einen Wolf muss Simon anfahren. Das Tier ist tot und liegt im Graben. Pflichtbewusst fahren sie ins nächstgelegene Dorf, um dort den Wildschaden zu melden. Und in der nächsten Sekunde bereuen Sie es schon. Denn Otto der Mechaniker macht mehr am Wohnmobil kaputt, als das er repariert und die beiden Dorfpolizisten behandeln die beiden von Anfang an, wie Kriminelle. Als Simon im Streifenwagen zur Unfallstelle fährt, liegt dort kein Wolf mehr, sondern eine tote, junge, nackte Frau. Plötzlich sitzt Simon mit Handschellen im Streifenwagen und ihm wird ein Unfall mit Todesfolge vorgeworfen. Gestrandet in dem kleinen Dorf, dass er nicht verlassen darf, ist zu allem Unglück auch noch Maggie verschwunden. Und dann überkommt den Städter Simon die Panik und er macht Dinge, die er besser gelassen hätte. Denn jeder in dem Dorf scheint ihm des Mordes an der Frau zu verdächtigen. Und wie er dann auch noch in einem Puff auf der tschechischen Seite des Waldes landet, weiß er auch nicht so genau. Tja, und ab da wird es wirklich rasant. Das verschlafene Dorf verwandelt sich in einen Ort, der mit jedem amerikanischen Action-Thriller mithalten kann. Es wird geprügelt, geschossen, überfahren und gefoltert, bis man endlich versteht, in welches Moloch die beiden unbedarften Großstädter da gekommen sind. Nur gut, dass die beiden am Ende ihre eigenen Konsequenzen ziehen und für den Leser nicht einfach zu verstehen, aber sich anscheinend selbst finden können.
Nehmen Sie den Thriller mit Humor, dann ist er sehr unterhaltsam, leider nicht mit Talberg zu vergleichen.
Wolfsgier, Max Korn, Heyne Verlag, Klappenbroschur, Seiten 320, ISBN: 978-3-453-44185-9 Euro 16,00, erschienen 14.02.2024.