Gerade wurde Tony Hillerman in den USA wiederentdeckt, weil seine Bücher als Serie von Robert Redford und dem „Game of Throns“ – Autor George R.R. Martin neu verfilmt wurden. Da ich sehnlichst auf die DVD warte, um mir diese Serie anzusehen, hatte ich beschlossen, erst einmal das Buch „The dark wind“ zu lesen. Es hat mich umgehauen und ich bin völlig begeistert von Jim Chee dem Navajo Polizisten und der Geschichte aus dem Hopi Reservat. Tony Hillerman versteht es sich in die Gedankenwelt der Navajo und Hopi zu versetzen und liefert dadurch einen überaus authentischen und spannenden Krimi im Gebiet der Black Mesa ab. Es ist ein so anderer Krimi, da die Handlungen und die Art der Navajo zu denken, sich essenziell von unserer Welt abgrenzt. Dementsprechend ermittelt Jim Chee viel ruhiger, unspektakulärer aber dennoch effizienter als es je ein anderer in der Wildnis des Apache-Navajo Counties in Arizona tun könnte.
Es ist kein Wunder, das Tony Hillerman den Special Friend of the Diné Award, eines Clans der Navajo erhalten hat. Denn er lässt Jim Chee in seinen Büchern real werden. Bestimmt nicht mein letztes Buch über den Navajo Polizisten, eher der Anfang einer langen Reihe!
Autorenfoto: Copyright ® Foto Estate Tony Hillermann
Tony Hillerman (1925-2008) besuchte acht Jahre lang ein Mädchen-Internat für Native Americans, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, studierte danach Journalismus und war anschließend als Journalist und Dozent an der University of New Mexico tätig. Für seine Romane um die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Edgar Allan Poe Award, dem Grandmaster Award, dem Grand Prix de Littérature Policière, dem Special Friend of the Diné Award und dem Agatha Award. Hillermans Romane wurden in siebzehn Sprachen übersetzt.
Es ist ein Windrad, das immer wieder demoliert wird, dabei hat es einen wichtigen Zweck: Es pumpt die letzten Quellen leer, um das tägliche Wasser für die Hopi-Familien zu liefern. Hopis, die erst kürzlich in das ehemalige Land der Navajo umgesiedelt wurden. So richtig glücklich war damit niemand, vor allem nicht die Navajo-Familien, die schon seit Jahrhunderten in der Black Mesa lebten. So schickt man Jim Chee, der selbst Navajo und als Polizist in der Reservation zuständig ist. Doch als er sich in der Nacht auf die Lauer legt, um den Windrad-Vandalen zu stellen, passieren ganz andere Dinge. Ein Flugzeug verunglückt, der Pilot stirbt und ein weiterer Mann wird erschossen. Alles lässt vermuten, dass es sich um einen missglückten Drogentransport handelt. Die FBI- und DEA-Agens, die einen Tag später dort auftauchen, bestätigen Chees Ahnung. Nur leider gerät gerade er ins Visier der Bundesbeamten, denn er war in der Nacht vor Ort und ist nun mal Indianer. Das reicht, um den Polizisten hart anzugehen und auf übelste zu bedrohen. Also zieht sein Vorgesetzter ihn sofort von der Drogenschmuggel-Ermittlung ab und er muss sich um einen Diebstahl bei einer Handelsstation und das verdammte Windrad kümmern. Außerdem wurde der Leichnam eines bereits verwesten Mannes in der Mesa gefunden, den niemand vermisst. Selbst wenn Chee die Finger von der Drogensache lassen wollte, führen ihn ausgerechnet das Windrad, der Diebstahl und auch der Tote immer wieder zu den verschwundenen Drogen.
Atmosphärisch gewaltig beschrieben, voller Ruhe und eleganten Ermittlungswegen, gewürzt mit Navajo-Ritualen und deren Mystik wird hier ein überaus spannender Krimi, mit ganz erstaunlichen Protagonisten präsentiert. Kein Wunder, das es Robert Redford in den Fingern gejuckt hat, den Stoff zu verfilmen.
Dunkle Winde, Tony Hillerman, Unions Verlag, Taschenbuch, Seiten 256, ISBN: 978-3-293-20956-5, Euro 14,00, Übersetzung Klaus Fröba.