Andreas Pflüger: Wie sterben geht

Jahrzehntelang beflügelte der Kalte Krieg die Phantasie von Autoren weltweit und das Genre Spionage stand in voller Blüte. Spannende Konflikte, mutige und unerschrockene Agenten der CIA und des MI5 – allen voran James Bond, retteten die westliche Welt vor den Machthabern im Kreml. Leser: innen, die glauben, alles zu diesem Thema gelesen und gesehen zu haben, sollten erst Andreas Pflügers neuen – heute erscheinenden Thriller Wie sterben geht – vor einer endgültigen Einschätzung lesen. Wie schon in seinen vorangegangenen Thrillern besticht Pflüger mit seiner aufwendigen Recherche und siedelt seinen spannenden, glaubwürdigen Plot in den frühen 1980er Jahren an und setzt ihn in Kontext mit den weltpolitischen Ereignissen dieser Zeit. Pflüger schickt eine Agentin ins Rennen: Nina Winter, jung, ehrgeizig und wagemutig, die die erste Chance, die sich ihr bietet nutzt und den Schreibtischjob gegen den aktiven Dienst – in Moskau – tauscht. Dass sie russisch wie ihre Muttersprache spricht ist selbstverständlich. Dass sie dem russischen KGB-Offizier Rem Kukura durch ihre Stellungnahmen aus ihrer Zeit als Analystin bekannt ist, deutet darauf hin, dass er kein kleines Licht auf der KGB-Torte ist. Pflüger mag seine Protagonistin, man kann es lesen und spüren, auch wenn er ihr nichts schenkt.

Foto: Jürgen Schmid

Andreas Pflüger wurde im Oktober 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland Andreas Pflüger wurde 1957 in Thüringen geboren. Er wuchs im Saarland auf und lebt seit vielen Jahren in Berlin. Zu seinen Werken gehören Theaterstücke, Drehbücher für Kino- und Fernsehfilme, Hörspiele und Romane. Die Reihe um seine blinde Ermittlerin Jenny Aaron, bestehend aus »Endgültig«, »Niemals« und »Geblendet«, erscheint seit 2016 im Suhrkamp Verlag.

Die Geschichte beginnt mit dem Ende von Ninas fast 4-jährigem Einsatz in Moskau. Als Führungsoffizierin von Kukura soll sie ihn während des Austauschs gegen den Sohn eines Politbüromitglieds identifizieren. Schauplatz für den Gefangenenaustausch ist wie schon in der Vergangenheit die Glienicker Brücke in Berlin. Im Vorfeld des Austauschs wird klar, dass Nina seit ihrer Moskauer Zeit eine Leiche im Keller hat, von der außer dem BND jeder andere Geheimdienst unter Gottes Sonne weiß und dass Nina und Rem mehr verbindet, als ein Toter Briefkasten. Der Austausch geht schief, wie er schiefer nicht gehen könnte. Aber: Andreas Pflüger kann gönnen! So viel sei verraten, es gibt ein Happy End für Nina Winter und Rem Kukura. Zwar nicht unter Palmen auf einer einsamen Südseeinsel, aber immerhin.

Suhrkamp Verlag – gebunden – 473 Seiten – 25,00 €