Ravna, Arktische Rache

RAVNA – Arktische Rache von Elisabeth Herrmann

Die Krimis mit der samischen Polizeistudentin Ravna und Lensman Rune Thor sind immer eine kleine Sensation. Auch der dritte Teil hat es wieder in sich, da es um Ravnas Eltern und ihre eigene Vergangenheit geht. Endlich wird sie verstehen, warum ihre Mutter Hedda so eine harte Frau geworden ist. Was aber dem dritten Teil ein wenig den Reiz nimmt, ist, dass es zu achtzig Prozent in Oslo, der Hauptstadt Norwegens spielt. Mich haben die ersten zwei Teile magisch in den Bann gezogen, weil sie in der Heimat der Samen spielen. Draußen in der arktischen Kälte bei den eigentlichen Ureinwohnern des hohen Nordens.

Dennoch ist ›Arktische Rache‹ spannend, flott und mitreißend geschrieben. Denn wenn immer Ravna mit ihrer Selbstkontrolle, ihrer eher unsicheren Art und Rune Thor, der ohne Rücksicht auf Verluste, wie ein Taifun über Menschen hinwegfegt, zusammentreffen, ist das nächste Verbrechen nicht mehr weit. Hoffentlich dürfen wir noch viel von Ravna lesen und dann hoffentlich wieder bei den Samen hoch oben im Fjell!

Die Autorin Elisabeth Herrmann am 17.09.2018 in Berlin

Autorenfoto: ® Dominik Butzmann

Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin arbeitete sie beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman »Das Kindermädchen« ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden derzeit verfilmt: Die Reihe um den Berliner Anwalt Joachim Vernau sehr erfolgreich mit Jan Josef Liefers vom ZDF. Elisabeth Herrmann erhielt den Radio-Bremen-Krimipreis und den Deutschen Krimipreis. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin und im Spreewald.

Nach dem großen Wintermarkt der Samen in Dálvvadis, Schweden, kehrt Ravna wieder nach Oslo zurück, um ihre Studien fortzusetzen. Leider endete der erste gemeinsame Ausflug mit ihrem Freund Lars in einem Desaster und auch mit dem Ende ihrer Beziehung. So ist Ravna über jede Abwechslung in Oslo dankbar. Als sich jedoch nach achtzehn Jahren ihr leiblicher Vater Rodmar meldet und sich mit ihr treffen will, geraten ihre Gefühle in Wallung. Mit einer Mischung aus Sehnsucht, unerfüllten Vaterträumen und der Wut über seinen Verrat sie im Stich gelassen zu haben, wartet Ravna in einer Bar auf ihn. Rodmar ist verspätet und als er in die Kneipe taumelt, steckt ein Messer in seinem Rücken. Das letzte Wort, was er flüstert, bevor er ohnmächtig wird, ist: Hedda. Der Name seiner Ex-Frau, Ravnas Mutter. Die Runen ihres Namens trägt auch das samische Messer in seinem Rücken.

Schwer verletzt überlebt er. Ravna ist nur froh, das Hedda hoch oben in ihrer Heimat ist, sonst könnte die Polizei Rodmars Aussage sehr falsch verstehen. Nur leider muss Ravna feststellen, dass ihre sture Mutter extra zum Nationalfeiertag nach Oslo gekommen ist und beim Umzug der Samen eine nicht ganz legale Aktion plant. Ravna sitzt schnell zwischen allen Stühlen. Zum einen wegen Hedda, die verhaftet wird und wieder mal den Mund nicht  aufmacht. Zum anderen beschimpft Rodmars neue Frau und der Halbbruder sie, die für Samen und speziell Ravnas Familie so gar nichts übrig haben. Und dann ist plötzlich auch Lars in Oslo. Er und dieses Weib Turid, wegen der die beiden sich trennten, arbeiten an dem versuchten Mordfall. Auf Anweisung von Rune Thor, der die Ermittlung leitet, sind beide in Oslo. Er zwingt Ravna ebenfalls zur Mitarbeit. Ganz der Alte versucht er wieder mit Macht seinen Willen durchsetzen, bis Ravna ihn daran erinnert, dass das letzte Mal ein guter Freund starb, weil er nicht auf sie hören wollte.

Und ja, das Geheimnis um die Familie der klugen Polizeistudentin lüftet sich am Ende. Obwohl es nicht nur um eine arktische Rache geht, sondern auch um den Hass gegen die Samen. Wie gesagt, mir hat es sehr gefallen und ich warte definitiv auf den nächsten Teil der Serie.

Ravna, Arktische Rache, cbj Verlag, gebundenes Buch, Seiten 448, ISBN: 978-3-570-16668-0, Euro 20,00, erschienen 26.07.2023.

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